Raupen verletzen Kinder Haariges Problem – Eichenprozessionsspinner sorgen für Schwierigkeiten

Schönecken/Ernzen · Der Eichenprozessionsspinner hat auch etliche Bäume in der Eifel befallen. Auch Schulen, Kitas und der Dinosaurierpark in der Teufelsschlucht sind betroffen. Bei einem Besuch haben sich Kinder diese Woche einen Ausschlag eingefangen.

Foto: picture alliance / dpa/Bernd Settnik

Die Haare des Eichenprozessionsspinners sind nur 0,2 Milimeter lang. Fast zu fein, um sie zu bemerken. Doch sie haben es in sich. Diese Erfahrung haben am Dienstagmorgen Vorschulkinder aus der Kindertagesstätte Schönecken machen müssen.

Tags zuvor waren sie im Dinopark in der Teufelsschlucht bei Ernzen zu Besuch. Zusammen mit Eltern und Erzieherinnen feierten sie am Grillplatz ihren Abschluss. Dabei bemerkten sie die Gefahr über ihren Köpfen nicht. Die giftigen Raupen hatten in einem Baum ein Netz gesponnen. Der Wind wehte die Brennhaare zu den Kindern herüber.

Die Folgen waren erst am nächsten Tag zu sehen. Manch ein Kind kam mit roten Pusteln davon. Bei anderen hatte sich ein flächiger entzündeter Ausschlag auf der Haut gebildet. „Das ist unseren Erziehern aufgefallen, die sich dann an die Warnhinweise im Park erinnert haben“, sagt Astrid Eyley, Leiterin der Kita Schönecken. Daraufhin habe man die Eltern kontaktiert, die ihre Kinder zum Arzt schickten. „Ingesamt“, sagt Eyley: „sind wir glimpflich davongekommen.“

Tatsächlich enden Berührungen mit der Raupe schon mal im Krankenhaus. Gelangen die Brennhaare nämlich in die Atemwege, kann dies zu Bronchitis und Asthma führen. Auf der Haut verursachen sie uckreiz und Entzündungen. Begleitsymptome sind Fieber, Müdigkeit und Schwindel.

Davon seien die Kinder aus Schönecken verschont geblieben, sagt Eyley. Der Parkleitung habe sie nichts vorzuwerfen. Die habe sich für den Vorfall entschuldigt und den Kindern rückwirkend den Eintrittspreis erstattet. „Es ist das erste Mal, das bei uns jemand durch die Raupen verletzt wurde“, sagt Geschäftsführer Bruno Zwank. Das Gespinst am Grillplatz habe man beseitigt. Akute Gefahr bestehe keine mehr. Von einer Schließung des Parks während der Raupen-Saison sehe man „in Abstimmung mit allen Behörden“ ab. Andere Nester der Nachtfalterlarven würden nun von Fachleuten kartiert. „Sollte es weitere Berührungspunkte geben, werden wir die Raupen beseitigen“, kündigt Zwank an, der in der Verbreitung der Insekten eine „Retourkutsche für unseren Lebensstil“ sieht.

Bis vor wenigen Jahren waren die Tiere in der Eifel kaum anzutreffen. Weil sie es lauschig mögen, tummelten sie sich vor allem in wärmeren Gefilden, etwa im Moseltal. Durch den menschengemachten Klimawandel ist die Temperatur hierzulande angestiegen, sodass sich der Prozessionsspinner inzwischen auch rund um Bitburg wohl fühlt.

2018 wurde er zum ersten Mal vereinzelt gesichtet, vor allem in der Südeifel. Inzwischen hat sich das Insekt aber auch in nördlicheren Gegenden zu einer Plage entwickelt. Einzig rund um Prüm und Arzfeld sei es den Tieren nach wie vor zu kalt, wie Forstamtsleiter Peter Wind sagt: „Aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie hier heimisch werden.“

„Fast ununterbrochen“ klingele hingegen das Telefon im Forstamt Bitburg, sagt Büroleiter Johann Reuter: „Dieses Jahr ist es besonders schlimm.“ Täglich meldeten Anwohner befallene Bäume. Auch sein Kollege Rudolf Becker vom Forstamt Neuerburg hat mit der Raupe zurzeit allerhand zu tun. Dichte Waldgebiete seien dabei kaum betroffen, sondern vor allem freistehende Eichen in Parks, auf Friedhöfen und nahe Schulen und Kindertagesstätten.

Probleme gibt es fast überall im südlichen Teil des Kreises – und zum ersten Mal auch in Bitburg: Die Stadt hatte sich gezwungen gesehen, die Kita Abenteuerland wegen eines Raupenbefalls für einige Tage zu schließen.

Inzwischen, sagt Rathaussprecher Werner Krämer: sei die Plage aber beseitigt, die Einrichtung wieder geöffnet. Weitere Nester haben Fachleute auf dem Friedhof Kolmeshöh und in der alten Kaserne beseitigt.

Ebenfalls Premiere feierten die Nachtfalterlarven in der Verbandsgemeinde Speicher. „So etwas habe ich in all meinen Dienstjahren noch nicht erlebt“, sagt Büroleiter Edmund Weimann. Allein 15 Bäume seien auf dem Gelände des Hundesportvereins befallen worden. Aber auch rund um die Kitas in Orenhofen, Preist, Speicher und Herforst sitzen die Eichenprozessionsspinner in den Bäumen – ebenso auf dem Friedhof und nahe der Grundschule in der Töpferstadt.   Inzwischen seien die betroffenen Stellen abgesperrt, sagt Weimann. Jeden Tag würden Nester ausgebrannt und Raupen abgesaugt.

Das sollen Fachleute einer Wittlicher Firma auch bald mit Gespinsten machen, die auf dem Hof der Grund- und Realschule plus in Irrel im Baum hängen. Das teilt ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung mit. Eine weitere besetzte Eiche am Irreler Waldrand sei abgesperrt, sagt der ehemalige Ortsbürgermeister Heinz Haas.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort