Justiz Feuer gelegt, Beamte verletzt: 26-jähriger Gefangener aus Wittlich vor Gericht

Wittlich · Er soll in seiner  Zelle Feuer gelegt haben und Justizbeamte der JVA Wittlich verletzt haben: Ein 26-jähriger Gefangener  steht derzeit wegen mehrerer Vorwürfe vor dem Landgericht.

Ein ehemaliger Gefangener der JVA Wittlich steht wegen mehrerer Vorwürfe vor Gericht
Foto: TV/Sebastian Klipp

(will) Weil Stimmen in seinem Kopf ihm die Befehle dazu gegeben haben sollen, hat ein Mann, der nach eigener Aussage der Organisation Islamischer Staat (IS) angehört, während seiner Haft in der Justizvollzugsanstalt Wittlich mehrere Straftaten begangen. Derzeit steht er deshalb vor dem Landgericht Trier.

Zeugen sagten am zweiten Tag des Prozesses zu zwei der Anklageschrift zugrunde liegenden Vorfällen  aus: In einer Nacht im September 2016 soll der Mann den SOS-Notruf in seinem Haftraum betätigt haben. „Das ist ein akustisches Geräusch, das man  im ganzen Haus hört“, sagte ein Justizbeamter am Donnerstag vor Gericht. Als zwei Beamte daraufhin an der Zelle des Beschuldigten eintrafen, habe dieser bereits den Eingang zum Haftraum mit Kühlschrank und Stuhl verbarrikadiert. Als einer der Männer die Zelle betrat, soll der Gefangene hinter sich gegriffen und einen Gegenstand gepackt haben. Rechtzeitig konnten die beiden Justizbeamten die Zellentür schließen, bevor der Wurfgegenstand, ein Marmeladenglas, einen von ihnen treffen konnte. Die Scherben des Glases seien bis in den Gang geflogen. Als mehrere Beamte in Schutzkleidung und mit Schutzschild anschließend die Zelle des Gefangenen betreten haben, habe dieser mit einem weiteren Marmeladenglas geworfen, das an dem Schild zerbrochen ist. Letztendlich konnten die Justizbeamten den Mann überwältigen und in den besonders geschützten Haftraum bringen.

Zudem soll der 26-Jährige, der unter zwei verschiedenen Identitäten in Deutschland gelebt hat, an einem anderen Tag kurz nach dem Vorfall mit den Marmeladengläsern einen Justizbeamten angegriffen haben, als dieser – erneut alarmiert durch die Notruftaste – in seine Zelle trat. Er habe sofort mit einem „Trommelfeuer“ von Schlägen auf ihn eingewirkt, sagte das Opfer. Anschließend sei er gefesselt und erneut in einen besonders geschützten Haftraum verlegt worden.

Die weiteren Vorwürfe Die Staatsanwaltschaft Trier wirft dem Mann zusätzlich weitere Taten vor. Der Beschuldigte soll in seiner Zelle eine Decke auf seinem Bett angezündet haben. Bevor Bedienstete den Brand gelöscht haben, sollen Decke und Matratze zerstört worden sein. Ende 2017  – die anderen Taten haben sich alle zwischen Frühjahr und Herbst 2016 zugetragen – soll er erneut in seiner Zelle Feuer gelegt haben und die Bediensteten der JVA, die den Brand löschen wollten, angegriffen haben. Dazu soll er die Borsten einer Zahnbürste entfernt haben, die Bürste erwärmt und anschließend eine Rasierklinge in das warme Plastik gesetzt haben. Mit dieser Waffe habe er die JVA-Angestellten mehrfach angegriffen. Teilweise soll die Kleidung der Bediensteten dadurch beschädigt worden sein.

Am ersten Verhandlungstag hatte der Beschuldigte die Taten weitgehend eingeräumt und darauf verwiesen, dass Stimmen in seinem Kopf, die vom IS oder von einer Sozialarbeiterin kommen, ihm diese befohlen haben.

Warum der Mann nach mehr als einem Jahr zwischen Herbst 2016 und Dezember 2017 erneut randaliert hat, versucht das Gericht jetzt  anhand der Zeugenaussagen und eines psychiatrischen Gutachtens zu klären.

Ein Grund könnte sein, dass er am Tag der bisher letzten Tat, kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres, die Ladung des Gerichts zur aktuellen Verhandlung bekommen hat. Ein anderer könnte sein, dass die Dosis seiner Medikamente verändert wurde. Derzeit verbüßt der Gefangene eine Haftstrafe wegen Brandstiftung, die am 13. Februar ausläuft. Seit Januar sitzt er in der JVA Trier statt in Wittlich. Im Anschluss an die Haft soll der 26-Jährige, dem die Abschiebung aus Deutschland droht, in eine psychiatrische Klinik gebracht werden. Bereits am ersten Verhandlungstag hatte das Gericht die Unterbringung in der Klinik veranlasst, wogegen die Staatsanwaltschaft Koblenz aber Widerspruch eingelegt hat.

Die Verhandlung wird mit dem dritten Prozesstag am Donnerstag, 15. Februar, 9 Uhr, mit der Vernehmung mehrerer Zeugen fortgesetzt. An diesem Tag soll auch das psychologische Gutachten vorgetragen und die Plädoyers gehalten werden sowie das Urteil fallen.

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