Heimat-Genuss Ein Whisky von der Mosel

Briedel · Michael Mees aus Briedel stellt hochwertige Obstschnäpse her. Jetzt brennt er erstmals Getreide. Nach drei Jahren Lagerzeit weiß er, wie sein Whisky schmeckt.

 Michael Mees aus Briedel brennt in diesem Jahr zum ersten Mal Whisky.  Das Foto zeigt den Schnapsbrenner vor seiner Brennanlage.

Michael Mees aus Briedel brennt in diesem Jahr zum ersten Mal Whisky.  Das Foto zeigt den Schnapsbrenner vor seiner Brennanlage.

Foto: TV/Winfried Simon

Körbe voll mit Weinbergspfirsichen. In der kleinen Halle der Schnapsbrennerei Mees in Briedel an der Mosel herrscht jetzt Hochbetrieb. Ruth Mees, Tochter Anna und Sohn Noah sitzen vor den Körben und entkernen die reifen und in diesem Jahr sehr kleinen Früchte. Eine mühselige Arbeit. Im Hintergrund läuft die Brennanlage auf Hochtouren. Michael Mees kontrolliert die Temperatur, während aus einem Röhrchen der helle Schnaps in einen stählernen Eimer läuft. „Ist gleich fertig“, sagt der 46-Jährige. Aber irgendwas ist anders. Besser gesagt: Es riecht anders – nicht nach Obst, sondern nach Malz und Getreide. Das Geheimnis ist schnell gelüftet. Michael Mees brennt erstmals Whisky.

Er und Ehefrau Ruth haben im Januar in Stuttgart-Esslingen ein Whisky-Brennerseminar besucht. Nach der Theorie kommt jetzt die Praxis. Für Whisky braucht man gemälztes Getreide. Das hat er in Bad Kreuznach eingekauft, zu Hause zu Mehl gemahlen, mit warmem Wasser auf 75 Grad erwärmt, damit sich die Stärke in Zucker verwandelt. Dann kommt Hefe dazu, die den Zucker in den begehrten Alkohol verwandelt. Nach einer Woche ist die Gärung beendet und der Brand kann beginnen.

Es ist ein Experiment. In frühestens drei Jahren wird er wissen, wie sein Whisky riecht und schmeckt. Denn das Destillat muss in Holzfässern reifen – mindestens drei Jahre und einen Tag. Erst dann kann es sich Whisky nennen.

Im Keller liegen mehrere neue 100-Liter Eichenfässchen. Eines ist schon voll. Welcher Whisky kommt beim Kunden an? Mees will verschiedene Getreidesorten ausprobieren: Gerstenmalz, Rauchmalz und Roggenmalz. In diesem Jahr brennt er insgesamt 300 Liter Whisky, das meiste ist Single-Malt-Whisky. Das heißt, der Whisky stammt aus einer einzigen Brennerei, ist also kein Verschnitt aus mehreren Whiskysorten, und es wird gemälztes Getreide verwendet.

Mees ist wie fast alle Kleinbrenner auf Obst spezialisiert – auf Zwetschgen, Birnen, Kirschen, Äpfel, Mirabellen, Aprikosen und auf das Brennen der Rückstände, die bei der Weinbereitung anfallen, also auf Hefe und Trester.

Aber in manchen Jahren, wie in diesem, gibt es Obst in Hülle und Fülle, in anderen, wenn zum Beispiel der Frost die Blüten vernichtet hat, gibt es nur ganz wenig. Mees: „Getreide kann man immer brennen, das gibt Sicherheit.“

Mees führt die kleine Abfindungsbrennerei in vierter Generation. Gegründet wurde die Brennerei 1926 von Josef Back und wurde weitergeführt von Mees’ Großvater Martin und Mees’ Vater Felix.

Michael Mees ist Lehrlings-Ausbilder bei einer großen Industriefirma, das Brennen macht er nebenbei. Mees: „Allein vom Schnapsbrennen könnte ich nicht leben, aber es bleibt schon etwas hängen.“ Als junger Mann investierte er 30 000 Euro in eine neue Brennanlage, und für die Whisky-Herstellung kaufte er Geräte, Fässer, einen Maischetank und eine Getreidemühle für insgesamt rund 10 000 Euro. Viele seiner Obstbrände erhielten hohe Auszeichnungen bei der Edelbrandprämierung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.

Klein- und Obstbrennereien wie die von Michael Mees sind landwirtschaftliche Nebenbetriebe, die aus historischen Gründen ausschließlich in Süd- und Südwestdeutschland angesiedelt sind. In der Gesetzessprache werden sie Abfindungsbrennereien und Stoffbesitzer genannt. Abfindungsbrennereien sind nicht zollamtlich verschlossene Brennereien, bei denen der erzeugte Alkohol – im Unterschied zu Verschlussbrennereien – nicht mit Messinstrumenten erfasst, sondern im Voraus verbindlich anhand amtlicher Ausbeutesätze errechnet wird.

Erst seit dem 1. Januar 2018 dürfen diese kleinen Abfindungsbrennereien ebenso wie die zumeist gewerblich betriebenen Verschlussbrennereien auch „mehlige Rohstoffe“ wie Getreide und Kartoffeln brennen. Laut Zollamt Wittlich ist Mees der erste in der Region, der sich an Whisky wagt.

 In diesen kleinen Holzfässern reift der Mosel-Whisky.

In diesen kleinen Holzfässern reift der Mosel-Whisky.

Foto: TV/Winfried Simon
 Blick in die mit Getreidemaische gefüllte Brennblase.

Blick in die mit Getreidemaische gefüllte Brennblase.

Foto: TV/Winfried Simon
 Heimat Genuss Logo JPG

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Foto: TV/Schramm, Johannes

Die Brennerei Ludwig Faber in Fersch­weiler (Eifelkreis Bitburg-Prüm) – sie ist im Gegensatz zur Brennerei Mees eine Verschlussbrennerei – hat schon länger Erfahrung mit dem Brennen von Whisky. Faber stellt unter anderem eine Single Malt Whisky – gebrannt nach traditioneller Methode und spezieller Rezeptur – her. Er reift sechs Jahre in amerikanischen Weiß-Eiche-Fässern.

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