Verkehr Fernzug ab Trier: „Absichtserklärungen reichen nicht aus“

Trier · Die geplante Fernverkehrsverbindung von Trier nach Norddeich Mole hat Auswirkungen auf den Nahverkehr. Der zuständige Zweckverband und das Land drängen auf schnelle Planungssicherheit.

 Erst 2030 sollen Fernzüge wieder in Trier halten.

Erst 2030 sollen Fernzüge wieder in Trier halten.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Wer aufmerksam durch das Trierer Stadtmuseum geht, stößt dort auf ein altes Zugschild: „Intercity 2335“ – Trier bis Norddeich Mole. Größer könnte die Symbolik nicht sein. Denn offensichtlich ist die Verbindung museumsreif. Doch genau die wird von der Deutschen Bahn als die Zukunft des Fernverkehrs von und nach Trier verkauft. Ab 2030 soll sie wiederbelebt werden (der TV berichtete). Alle zwei Stunden soll es von Luxemburg aus kommend an der Mosel entlang über Koblenz und das Ruhrgebiet nach Ostfriesland gehen.

Die Betonung liegt auf soll. Denn nach TV-Recherchen steckt das Ganze derzeit noch in einer nicht ausgereiften Vorplanungsstufe. Am 13. November treffen sich zum nächsten Mal Planer und Verantwortliche für den Schienenverkehr in den Bundesländern in der sogenannten Regionalrunde in Berlin. Es wird erwartet, dass es danach wieder eine neue Version für den sogenannten Deutschlandtakt, den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vergangene Woche vorgestellt hat, geben wird.

Dass Trier wieder an das Fernverkehrsnetz angeschlossen wird, daran dürfte wohl nicht mehr gerüttelt werden. Allerdings sind bei dem Konzept noch einige Unwägbarkeiten vorhanden. So sind die neuen IC-Doppelstockzüge, die von Luxemburg nach Norddeich fahren sollen, wohl derzeit noch gar nicht in der Lage, auf dem sich von deutschen Bahnstrecken unterscheidenden Stromsystem im Großherzogtum zu fahren. Dafür sind mehrsystemfähige Züge notwendig. Ungeklärt bei einer zweistündlichen IC-Verbindung entlang der Mosel ist auch, was aus dem Nahverkehr wird. Laut Thomas Geyer, Chef des für den Schienennahverkehr in der Region zuständigen Zweckverbandes SPNV Nord, bedeutet eine solche Fernverkehrsverbindung, dass die derzeit stündlich fahrende Regionalbahn von Trier nach Koblenz alle zwei Stunden in Bullay warten müsste, bis der Intercity sie überholt hat. Dadurch könne der Taktverkehr im Nahverkehr auf der Moselstrecke gestört werden.

Möglich ist auch, dass der IC alle zwei Stunden einen Regionalzug ersetzt. Allerdings würde der Fernzug nicht an allen Bahnhöfen wie etwa eine Regionalbahn halten. Für die betroffenen Orte wäre die IC-Verbindung also eine Verschlechterung.

Wichtig sei, dass die bisher vorgestellten Ideen für eine Fernverkehrsanbindung von Trier „mit den Ländern partnerschaftlich abgestimmt werden, um Fern- und Nahverkehr optimal aufeinander abzustimmen“, heißt es daher auch aus dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium. „Nur dann erreichen wir ein verbessertes Angebot für die Fahrgäste. Wir erwarten, dass die Bundesregierung zeitnah auf die Länder zukommt. Das ist bisher noch nicht geschehen“, sagte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage unserer Zeitung.

Der SPNV Nord drängt ebenfalls auf eine „absolute Planungssicherheit“ im Hinblick auf die IC-Linie. Denn die Neuausschreibung für die sogenannte Moseltalbahn vom saarländischen Perl über Trier nach Wittlich muss spätestens 2020 erfolgen. Vier Jahre später läuft der Vertrag der Deutschen Bahn für diese Strecke aus. Bei der Ausschreibung muss schon eine Fahrplankonzeption vorliegen. Dazu benötigt der SPNV Nord allerdings bis dahin von der Bahn oder dem Bund Klarheit über Start und Umfang der IC-Verbindung. „Allgemein gehaltene Absichtserklärungen“ reichten nicht aus, mahnt Geyer. Zudem ist ab 2024 ein sogenannter Metzexpress auf der Strecke geplant, eine tägliche Direktverbindung von Trier über Perl nach Lothringen. Das zeigt: Die Zeit drängt.

Allerdings ist man sowohl beim Zweckverband als auch beim Land erfreut darüber, dass Trier wieder an den Fernverkehr angebunden werden soll. Das Verkehrsministerium habe sich zuletzt im März über eine Bundesratsinitiative erfolgreich für ein verbessertes Angebot im Fernverkehr eingesetzt, „damit Oberzentren wie Trier wieder eine Fernverkehrsanbindung erhalten“, sagt die Ministeriumssprecherin. Auch Geyer hat sich als Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr, deren Präsident er bis zum Sommer war, für den Deutschlandtakt und damit auch eine Fernverkehrsanbindung von Trier starkgemacht. So hat der SPNV Nord im Juli dieses Jahres die ersten Vorschläge der Bahn für Fernverkehr in der Region als „absolut unzureichend“ kritisiert. Vorgeschlagen wurden zwei IC-Verbindungen, von Süddeutschland aus über Mannheim und Saarbrücken nach Trier und die nun geplante Nordverbindung über die Moselstrecke.

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