Folklore-Festival Für ein Europa der Vielstimmigkeit in Bitburg
Bitburg · Nicht so wie immer, aber wieder mal gut: Vor rund 300 geladenen Gästen hat Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels das Folklore-Festival offiziell eröffnet. Es ging um Europa, die Bedeutung der Kulturen und eine besondere Freundschaft.
Es wurde zusammengerückt, sich ausgetauscht und gelacht. Genau das, was dieses Wochenende in Bitburg Programm ist. Anders als sonst wurde der Eröffnungsabend des Folklore-Festivals nicht einem der Teilnehmerländer gewidmet, sondern Bitburg besann sich auf seine Gastgeberrolle als Stadt im Herzen Europas. Da passte der Vortrag von Heinrich Kreft, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, über „Ein Europa der Kultur und Kulturen“ perfekt.
Schließlich war das allererste Folklore-Festival 1965, damals noch unter dem Namen Grenzlandtreffen, ein Fest, um den Austausch mit den Nachbarnationen zu fördern. An dieses erste Grenzlandtreffen erinnerte Bürgermeister Joachim Kandels in seiner Ansprache: „Die Wunden, die der Zweite Weltkrieg im Grenzgebiet hinterlassen hat, sollten überwunden werden, man wollte wieder näher zusammenzurücken.“ Gleich bei der Festpremiere ging Bitburg eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Rethel ein.
Die besteht nun seit 55 Jahren. Eine so lange Freundschaft, sagte Kandels, sei keine Selbstverständlichkeit. Schon gar nicht, wenn sie mit so viel Liebe lebendig gehalten werde. Dafür setzt sich auf französischer Seite vor allem eine ein: die Erste Beigeordnete Rethels, Françoise Leopold. Die wurde zu ihrer eigenen Überraschung mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet, die ihr der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, Thomas Linnertz im Auftrag der Ministerpräsidentin Malu Dreyer verlieh.
„Verständigung funktioniert am besten durch Begegnung“, sagte Linnertz. Und dafür, dass die Städtepartnerschaft so lebendig ist, habe sich Françoise Leopold „über die Maßen“ engagiert und damit einen bedeutenden Beitrag zu einer vorbildlichen deutsch-französischen Freundschaft geleistet. Standing Ovations. Das Publikum im Festsaal erhebt sich anerkennend von seinen Plätzen.
Hatte Botschafter Kreft in seiner Festrede zuvor doch deutlich gemacht, wie wichtig die Bereitschaft zum Austausch für die Verständigung der Nationen ist. Eine europäische Kultur könne niemals einstimmig sein. „Europa zeichnet sich dadurch aus, dass es Kulturen vereint und dadurch eine eigene Kultur schafft.“ Eine Kultur der Vielstimmigkeit. Wie ein Orchester, das erst durch das Zusammenspiel vieler verschiedener Instrumente mit unterschiedlichsten Klangfarben seine Melodie findet.
„Durch den Austausch miteinander entsteht etwas Neues. Dafür muss man bereit sein, zusammenzuarbeiten statt nationalstaatliche Interessen zu verfolgen“, sagte Kreft. Das Ganze sei eben mehr als die Summe seiner Einzelteile. Das gelte auch für die Menschen und die vielen Kulturen und Nationen, die sich nun auf dem Bitburger Fest begegnen: „Jede Gruppe trägt zum Dialog der Nationen bei.“ Sie bewahren alte, oft über Jahrhunderte überlieferte Traditionen und kommen als Botschafter ihrer Länder, offen, Neues zu entdecken. In Vielfalt geeint: Das Motto der EU ist nun auch in Bitburg wieder Programm.