Natur Geglückte Rückkehr

Wittlich/Platten · In der Wittlicher Senke ist die Dicke Trespe dank eines bundesweiten Projekts wieder heimisch geworden. Dabei hat auch die B 50 neu eine Rolle gespielt, für deren Planungen sie einst eine große Rolle spielte.

 Sven Wehke sät die Dicke Trespe, ein schützenswertes Ackerwildkraut, auf einem Feld bei Platten aus.

Sven Wehke sät die Dicke Trespe, ein schützenswertes Ackerwildkraut, auf einem Feld bei Platten aus.

Foto: TV/Petra Willems

Sven Wehke steht auf einem Acker bei Platten. In einem Karton hat er Saatgut, die Samen der Dicken Trespe, um genau zu sein. Jenes Gras, das Straßen- und Windkraftplaner schon mal zur Verzweiflung bringen kann. Denn das Ackerwildkraut ist nur noch sehr selten auf deutschen Böden zu finden (siehe Info). Dank eines vom Land Rheinland-Pfalz geförderten und von der EU co-finanzierten Projekts ist sie wieder in der Wittlicher Senke zwischen Platten und Wengerohr zu finden, im FFH-Gebiet „Mesenberg und Ackerflur bei Wittlich“. FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete:

Auf Initiative und in Kooperation mit Susanne Venz, Naturschutzberaterin im Landkreis Bernkastel-Wittlich, und einigen Landwirten, die die besagten Flächen bei Platten extensiv bewirtschaften, sät Landschaftsökologe Sven Wehke dort die Samen der Dicke Trespe aus. Die Neuaussaat ist nötig, weil die Dicke Trespe durch immer intensiver landwirtschaftlich genutzte Flächen und den damit verbundenen Anbaumethoden im Laufe der Zeit von den Äckern verschwunden ist.

Das wäre auch fast bei Wittlich so gewesen. Denn die Flächen, die für die Aussaat der Trespe infrage kommen, liegen neben der Trasse der B 50 neu, deren Planungen das Vorkommen des Wildkrauts einst durcheinanderwirbelte. Im Zuge der mit dem Straßenbau verbundenen Flurbereinigung wurden die jetzt für die Aussaat genutzten Flächen schließlich zur Verfügung gestellt. Eine ein Hektar große Vorrangfläche wurde für die Dicke Trespe nahe des ursprünglichen Vorkommens ausgewiesen, auf der Saatgut aus Bonn ausgebracht wurde.

Um die Trespe wieder in der Wittlicher Senke zu etablieren, waren drei Schritte nötig: Zum einen mussten Samen des seltenen Wildkrauts gesammelt werden, dann mussten diese vermehrt werden. Das passierte in einem Beet, wo die Ackerwildkräuter geschützt aufwachsen und Samen bilden können. Diese werden dann geerntet, getrocknet und gereinigt. Das auf diese Art gewonnene Saatgut wird dann auf den Äckern eingesät. Die Dicke Trespe ist eine wintereinjährige Pflanze, wie Sven Wehke sagt. „Ich habe sie auch schon mal im Frühjahr ausgesät, das hat aber nichts gebracht“, erzählt der promovierte Wissenschaftler von seinen Bemühungen und Versuchen vor Ort und auch zu Hause.

Neben der Dicken Trespe gibt es weitere Ackerwildkräuter rund um Wittlich: das Spießblättrige Tännelkraut, das Feld-Löwenmäulchen, den Rauen Hahnenfuß, das Acker-Gipskraut und die Roggentrespe. Susanne Venz lobt die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten des Projekts: „Es klappt ganz gut. Wenn es Probleme gibt, arbeiten wir eng zusammen“, sagt sie. „Und wir finden auch meistens eine Lösung.“

Sven Wehke hofft indes, dass das bundesweite Ackerwildkrautprojekt, das bisher vom Unternehmen Bayer unterstützt wird, auch im kommenden Jahr weitergeführt wird. Aber: „Wir haben derzeit noch keinen Geldgeber dafür.“

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