Kabarett Von nichts wirklich eine Ahnung, aber über alles schwätzen

Prüm · Kabarett: Gerd Dudenhöffer gastierte als „Heinz Becker“ auf Einladung des Geschichtsvereins Prümer Land in der Karolingerhalle.

 "Heinz Becker" weiß Bescheid – glaubt er: Gerd Dudenhöffer in Prüm. Foto: Udo Schikora

"Heinz Becker" weiß Bescheid – glaubt er: Gerd Dudenhöffer in Prüm. Foto: Udo Schikora

Foto: Udo Schikora

Die Karolingerhalle ist seit Wochen ausverkauft: 450 Zuschauer lauschen  gebannt dem Mann mit der „Batschkapp“, der es sich oben auf der Bühne auf seinem Klappstuhl bequem gemacht hat. Es ist Heinz Becker, die Kunstfigur, die Gerd Dudenhöffer seit 33 Jahren auf Deutschlands Bühnen spielt. In Prüm ist er mit dem Programm „Déjà vu“ zu Gast, einer Sammlung ausgewählter Höhepunkte aus mehr als drei „Heinz“-Jahrzehnten.

Dudenhöffer hat seine Kunstfigur im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt, was sich auch in dem „Best-of-Programm“ zeigt. Sinniert Heinz Becker zunächst über die Tücken des Alltags wie harte Butter auf weichem Brot, Seifenspender auf der Toilette oder fehlendes Klopapier, ist die Figur auch dazu übergegangen, zu gesellschaftlichen und politischen Themen ihre Meinung zu äußern. Heinz Becker kommt als klassischer Spießbürger voller Vorurteile daher – und zeigt bei so manchem Thema, dass er zwar keine Ahnung davon hat, sich davon aber in seinem Redeschwall fernab jeder politischen Korrektheit kaum bremsen lässt. Mit fehlerhaften Fremdwörtern, absurden Argumenten und Vergleichen entlarvt Dudenhöffer so die ausgeprägte Intoleranz, die in Heinz Becker steckt. Inklusive der Selbsterkenntnis: „Ich bin bestimmt net tolerant.“

Das Publikum verzeiht Heinz Becker das aber meist schnell. Denn immer wieder gibt es Abschnitte, in denen der Volldampf-Schwätzer mit saarländischem Dialekt Alltags-Geschichten mit Lachgarantie zum Besten gibt.

Das mehr als zweistündige Programm entlädt sich schließlich in einer stark beklatschten Zugabe, in der Heinz Becker immer weiter vom Alkohol gezeichnet in seinen Gedanken rund um Kalbsrouladen, Blumenkohl, Hitler und Magenprobleme versinkt.

Eine Nummer, die zeigt, wie vielfältig der Abend war. Lustig und zugeich das Porträt einer Kunstfigur voller Vorurteile, die eine richtig gute schauspielerische Leistung Dudenhöffers darstellt. Eine Leistung, die ihm 2015 zum Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz, zum Deutschen Kleinkunstpreis verhalf.

Im kommenden Jahr setzt der Geschichtsverein Prümer Land seine Kabarettabende in Prüm fort. Im November wird dann Deutschlands wohl bekanntester Choleriker, Gernot Hassknecht, in der Stadt zu Gast sein.

Der Vorverkauf startet am Dienstag, 5. Februar.

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