Verkehr Grüne in Rheinland-Pfalz werben fürs Rad, Rufbusse und autonomes Fahren

Mainz/Trier · Wie kommen Menschen künftig von A nach B? Die Parteien in Rheinland-Pfalz beschäftigen sich mit neuen Mobilitätskonzepten. Die Grünen-Fraktion im Mainzer Landtag träumt schon von „Radland-Pfalz“.

 Der  Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz, Bernhard Braun.

Der Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz, Bernhard Braun.

Foto: dpa/Thomas Frey

Fährt ein Konzer lieber mit dem Auto, Zug oder Rad, wenn er zur Arbeit nach Trier pendelt? Und überwindet ein Eifeler auf dem E-Bike nicht auch Hügel und Berge, um im Nachbarort den Friseur zu erreichen? Parteien in Rheinland-Pfalz wühlt momentan die Frage auf, wie Menschen künftig am besten von A nach B kommen. Mit einem Mobilitätskonsens 2021 will die Landesregierung aufzeigen, welche Wege es künftig für Rheinland-Pfalz gibt.

Die Grünen-Fraktion im Mainzer Landtag träumt schon von „Radland-Pfalz“. Fraktionschef Bernhard Braun nennt am Mittwoch vor Journalisten ehrgeizige Ziele. Bis 2030 soll sich der Anteil des Radverkehrs im Land mehr als verdoppeln, von nun acht Prozent auf dann 20 Prozent, träumt der Politiker. Um das zu schaffen, fordern die Grünen, kräftiger in die politische Pedale zu treten. Sie pochen auf einen landesweiten Radverkehrsbeauftragten, der Kommunen berät, von denen manche akribisch Radwege planten, anderen wiederum ein Konzept fehle, heißt es von den Grünen. „Es nützt nichts, Radwege zu haben, die 70 Zentimeter breit sind und auf denen Lastwagen fahren, die Menschen gefährden“, sagt Braun. Die jüngste ADFC-Studie zeigte, welch weiter Weg auf Rheinland-Pfalz noch wartet, um tatsächlich zu einem echten Fahrradland zu werden. Bis auf Ingelheim schnitten die meisten Städte miserabel ab.

Für den ländlichen Raum schlägt die Grünen-Fraktion aber nicht nur neue Radwege vor, sondern grübelt auch über neuen Modellen – wie Rufbussen. Die Landtagsabgeordnete Jutta Blatzheim-Roegler (Bernkastel-Kues) spornt ein Shuttlebus in Wittlich an, der zwischen fünf Uhr morgens und 20 Uhr abends durchs Stadtgebiet braust und 70 Haltestellen anfährt. Nutzern, die den Bus bestellen, entstehen pro Fahrt höchstens drei Euro Gebühren. „Wittlich mag nicht der Nabel der Welt sein, ist aber ein Mikrokosmos, den zu untersuchen  sich lohnt“, findet die regionale Abgeordnete. In Eifel und Hunsrück könnten Rufbusse deutlich mehr Angebote schaffen, Menschen besser an Bahnhöfe anbinden, unabhängiger machen. „In Gesprächen in Wittlich habe ich von vielen Menschen gehört, dass sie dank des Angebots kein zweites Auto mehr brauchen“, erzählt Blatzheim-Roegler. Wittlich wolle den Rufbus über das laufende Pilotjahr hinaus halten – und auf das Umland ausweiten.

Bernhard Braun rechnet damit, dass Fahrzeuge in Städten künftig auch autonom fahren könnten – also ohne einen Mann oder eine Frau am Steuer. Eine Studie, die die Grünen mit Fraktionen in anderen Bundesländern in Auftrag gegeben haben, kam zwar zu dem Ergebnis, das in den kommenden 20 Jahren keine hochentwickelten Roboter-Taxis auf Deutschlands Straßen fahren werden. Wohl halten Forscher es aber für möglich, dass in dem Zeitraum automatisierte Shuttles den Verkehr entlasten. Ein Mix-Betrieb – mit autonomen Fahrzeugen, Bussen, Bahnen und Fahrrädern – lasse die Zahl verbliebener Autos von derzeit mehr als 500 auf 150 pro 1000 Einwohner in städtischen Ballungsgebieten und von 700 auf 350 im ländlichen Raum sinken. Machbar sei das schon ab dem Jahr 2025, prophezeien drei Forscher den Grünen. Braun orakelt, in Städten könnte manche Fahrbahn für Autos dann in Wege für Radfahrer oder Fußgänger umgewandelt werden.

Inhaltlich könnten sich solche Visionen mit einem Koalitionspartner wie der FDP beißen, die sich in Rheinland-Pfalz besonders für den Straßenbau rühmt. Der Grünen-Fraktionschef sagt: „Es gehört zur politischen Kultur, dass jeder seine Konzepte vorstellen kann.“ Einen Abgesang aufs Auto will Braun aber auch nicht liefern. „Jeder darf sein Auto natürlich behalten“, sagt er tröstend.

Auch Bürger können sich beim Mobilitätskonsens einbringen und dem Land Wünsche mitteilen. Eine Online-Befragung gibt es unter:
befragung.mobilitaetskonsens-rlp.de

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