Geschichte Rätsel um Trierer Nazi-Sockel: Zeitzeugin gibt entscheidenden Tipp

Trier · Den TV-Lesern sei Dank: Heimatforscher Adolf Welter sieht das Geheimnis um das leere Podest vor dem Trierer Hauptbahnhof gelöst.

  Was stand vor der großen Metallsammelaktion der Nazis 1941 auf dem Sockel (links) vor dem Trierer Hauptbahnhof? Dank Hinweisen von TV-Lesern ist sich Heimatforscher Adolf Welter nun sicher: nichts!

 Was stand vor der großen Metallsammelaktion der Nazis 1941 auf dem Sockel (links) vor dem Trierer Hauptbahnhof? Dank Hinweisen von TV-Lesern ist sich Heimatforscher Adolf Welter nun sicher: nichts!

Foto: Adolf Welter/Archiv Adolf Welter

„Wer wurde hier vom Sockel geholt?“ lautete die Überschrift eines TV-Artikels vom  26. Februar. Die Frage  hat Heimatforscher Adolf Welter aus Trier-Euren gestellt und die TV-Leser um Hilfe gebeten. Ein leeres Podest vor dem Trierer Hauptbahnhof auf einem im Zweiten Weltkrieg aufgenommenen Foto –  das ließ Welter keine Ruhe. Jetzt wähnt der 83-Jährige das Rätsel gelöst: „Auf dem mysteriösen Sockel hat wohl nie etwas gestanden. Aus triftigem Grund.“

Welter ist immer noch „überwältigt“ von der Resonanz auf seine Frage. Mehr als 30 TV-Leser wandten sich per Anruf oder schriftlich an ihn persönlich. Zudem wurde das Thema in sozialen Netzwerken („Da bin ich nicht vertreten“) diskutiert.

Viele Vorschläge seien „gut gemeint, aber in keinster Weise zutreffend“ gewesen. So wurde verschiedentlich bezweifelt, dass es sich tatsächlich um den Trierer Hauptbahnhof handelt, vor dem das Foto entstanden ist. Denn auf alten Ansichtskarten sehe das Empfangsgebäude anders aus.

„Das stimmt durchaus“, sagt Welter. Die Unterschiede  in der Optik erklärt er so: „Das Hauptgebäude  wurde am 18. Februar 1918 durch eine englische Fliegerbombe schwer beschädigt. Zudem wurden mit Blick auf die Heilig-Rock-Wallfahrt 1933 erhebliche bauliche Veränderungen vorgenommen. Auch auf dem Vorplatz.“

Ein TV-Leser meinte, auf dem Sockel habe einst ein Denkmal Kaiser Wilhelm I. gestanden, ein anderer brachte Kurfürst Balduin ins Spiel. Missverständnisse, die leicht aufzuklären waren. Das Kaiserdenkmal stand auf dem Domfreihof, Balduin hält immer noch die Stellung als Brunnenfigur in Bahnhofsnähe.

Sichtungen weiterer Aufnahmen ließen das Mysterium zeitlich eingrenzen. „Auf Ansichtskarten, abgestempelt am 9. Juni 1939 und 3. Oktober 1941, ist kein Sockel zu sehen, wohl jedoch auf dem veröffentlichten Foto, das auf Herbst 1941 datiert wird.“ Auf Bildern, die am 20. September 1944 vom durch Bomben zerstörten Hauptbahnhof entstanden, ist das Podest nicht mehr vorhanden: „Es war zu diesem Zeitpunkt wohl schon wieder demontiert.“

Den für Welter entscheidenden Hinweis lieferte eine Zeitzeugin, die im Krieg in der Bahnhofstraße wohnte. Sie gab an, den Sockel zu kennen; sie habe jedoch nie etwas darauf stehen gesehen.

Der Heimatforscher interpretiert das so: „Die Nazis wollten etwas aufstellen und errichteten dafür den Unterbau. Zur geplanten Aufstellung  einer Figur – etwa eines Adlers mit ausgebreiteten Flügeln – ist es kriegsbedingt jedoch nicht mehr gekommen. Um diese Blamage zu kaschieren, wurde der Sockel wohl in einer Nacht-und-Nebel-Aktion heimlich beseitigt.“

Adolf Welter dankt allen, die sich um die Lösung des Rätsels bemüht haben.

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