Umwelt Gefährliche Eichenprozessionsspinner lauern auf Bäumen in der Region

Trier · Vorsicht Gifthaar! Die Raupen eines unscheinbaren Nachtfalters sind rund um Trier zum Risiko geworden.

  Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen auf einem Eichenstamm entlang.

Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen auf einem Eichenstamm entlang.

Foto: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Juckende Quaddeln, Bronchitis, Asthma, Schockreaktionen. Der Nachwuchs eines unscheinbaren Nachtfalterchens bereitet in der Region Trier große Probleme. Denn immer öfter und in immer größeren Gebieten kommt es zu einer massenhaften Vermehrung des Eichenprozessionsspinners. Hier alles Wissenswerte über die Gefahren, die von den Raupen ausgehen, über ihre Verbreitung, die Bekämpfung und das richtige Verhalten im Notfall.

Der Falter – er kann nicht mal saugen. Der Eichenprozessionsspinner ist ein unauffälliger, grau-brauner Nachtfalter. Ein an sich völlig harmloses Tierchen, das nicht einmal einen Saugrüssel hat, um Nahrung aufzunehmen. Einziger Sinn seines ein- bis zweitägigen Lebens ist die Fortpflanzung – und damit beginnen aus menschlicher Sicht die Probleme. Denn die überaus haarigen Nachkömmlinge des Falters stellen – gerade wenn sie massenhaft auftreten – eine Gesundheitsgefahr dar. Bis zu 200 Eier legt ein Weibchen an Zweigen in der obersten Baumkrone von Eichenbäumen ab. In Jahren mit sehr starkem Befall findet man die Raupen auch auf anderen Bäumen, insbesondere auf Hainbuchen.

Die Raupen – eine Gefahr für den Menschen. Ab dem dritten Larvenstadium, also meist im Mai und Juni, entwickeln die Eichenprozessionsspinner Gifthaare, die sie auf ihren Wanderungen vor Fressfeinden schützen sollen. Kontakt mit diesen 0,2 Millimeter langen Brennhaaren sollte man dringend vermeiden, denn sie reizen die Haut und verursachen unangenehm juckende Knötchen, Quaddeln und Entzündungen. Auch Mund- und Nasenschleimhaut werden angegriffen. Bronchitis und Asthma können die Folge sein, begleitet von Schwindel, Fieber, Müdigkeit oder Bindehautentzündungen.

Tückisch ist das Ganze, weil man überhaupt keinen direkten Kontakt mit den Raupen braucht, um unter allergischen Reaktionen zu leiden. Die Gifthaare werden über weite Strecken mit dem Wind verteilt. Zudem bleiben die Häutungsnester, Puppen und Gespinste oft lange in den Bäumen hängen und sind noch toxisch, Jahre nachdem die Raupen sich in Falter verwandelt haben. Sogar Brennholz aus betroffenen Gebieten kann so zum Risikofaktor werden.

 Das Warnschild steht nicht umsonst da: Gefräßig und mit schmerzenden Härchen versehen dringen die Eichenprozessionsspinner in immer mehr Gebiete Deutschlands vor. Die Raupen fressen Eichen kahl. Ihre feinen Haare lassen Pusteln auf der Haut sprießen.

Das Warnschild steht nicht umsonst da: Gefräßig und mit schmerzenden Härchen versehen dringen die Eichenprozessionsspinner in immer mehr Gebiete Deutschlands vor. Die Raupen fressen Eichen kahl. Ihre feinen Haare lassen Pusteln auf der Haut sprießen.

Foto: picture alliance/dpa/Friso Gentsch

Nicht nur die Menschen, auch die Bäume leiden unter dem Befall, insbesondere wenn sie mehrfach hintereinander kahlgefressen wurden.

Verbreitung – sie wandern immer weiter. Der wärmeliebende Falter breitet sich in Rheinland-Pfalz immer weiter aus. Als Ursache wird der Klimawandel vermutet. Sowohl 2018 als auch 2019 waren die Bedingungen für Eiablage und Raupen optimal, was zur aktuellen Massenvermehrung geführt haben dürfte.

Eine Umfrage des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen zeigt, dass Trier in Rheinland-Pfalz der Eichenprozessionsspinner-Hot-Spot ist. Über 100 Meldungen gab es zwischen 2013 und 2017. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was aus anderen Regionen des Landes gemeldet wurde. Das heiße Jahr 2018 hat die Landkarte allerdings stark verändert: Auch an der Mittelmosel und selbst in der Südeifel wurden die Raupen inzwischen gesichtet.

Spinner im Garten – was nun? Wer Eichenprozessionsspinner im eigenen Garten findet, sollte die Bekämpfung laut Mainzer Innenministerium von Fachleuten (Schädlingsbekämpfer oder Baumpfleger) erledigen lassen, da die Brennhaare leicht aufgewirbelt werden können und so Verletzungsgefahr für alle im Umfeld bestehe. Die Kosten trägt der Eigentümer selbst. Eine Meldepflicht besteht für Privatpersonen nicht.

Was tun – nach dem unschönen Nahkontakt? Folgende Maßnahmen empfiehlt der Bürgerservice des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, wenn es zum Kontakt mit den Eichenprozessionsspinnern gekommen ist: Bei schweren allergischen Reaktionen mit Atemnot sollte sofort der Rettungsdienst gerufen werden! Ansonsten: Den Juckreiz mit kaltem Wasser mildern, Augen gründlich mit sauberem Wasser spülen, aber nicht reiben, da sonst die Gefahr besteht, dass sich die Brennhärchen mit ihren Widerhaken in der Hornhaut festsetzen, zeitnah duschen, Haare waschen und die Kleidung wechseln. Kleidung anschließend bei 60 Grad waschen und kontaminierte Schuhe und Kleidung möglichst nicht in den Wohnbereich bringen. Bei stärkeren gesundheitlichen Problemen sollte man zum Arzt gehen.

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