Konzerte Thank you for the music!

Victor Puhls Abschieds-„Tournee“ nach zehn äußerst erfolgreichen Jahren als Generalmusikdirektor (GMD) des Philharmonischen Orchesters Trier nimmt epische Ausmaße an. Und damit sind nicht nur die verschiedensten Anlässe gemeint, sondern auch das Maß an Emotionen , das das Publikum und der Orchesterchef aufzubringen in der Lage sind.

 Stürmisch gefeiert: Generalmusikdirektor Victor Puhl nach einem Schreckmoment. Das Publikum hat zehn lange Sekunden das Klatschen nach dem Konzert hinausgezögert.

Stürmisch gefeiert: Generalmusikdirektor Victor Puhl nach einem Schreckmoment. Das Publikum hat zehn lange Sekunden das Klatschen nach dem Konzert hinausgezögert.

Foto: Theater Trier

Nachdem Brel-Interpret Dominique Horwitz zusammen mit den Zuschauern die erste Etappe beim letzten Weltmusik-Konzert vor zwei Wochen absolviert hatte, gab es beim Picknick-Konzert am vergangenen Sonntag euphorische Dankesworte vom Oberbürgermeister und frenetischen Applaus von Tausenden vor der Porta Nigra.

Am Donnerstag dann das letzte von rund fünf Dutzend Sinfoniekonzerten, quasi Puhls Kerngeschäft, das Aushängeschild und der Gradmesser für die Qualität des Orchesters. Nach zwei bewegenden musikalischen Stunden (siehe Bericht unten) hatten sich dann Freunde des Orchesters um Ex-Grünen-Stadtrat Gerd Dahm etwas Besonderes ausgedacht: Auf in der Pause verteilten Handzetteln wurde das Publikum gebeten, nach dem letzten Ton still und ohne Applaus zu verharren, um den GMD zu foppen.

Die Überraschung als Ehrbezeugung gelang vortrefflich, der konsternierte Gesichtsausdruck des Chefdirigenten und die gemurmelte Frage „Kein Applaus??“ sprach Bände, bis sich dann Stammgast  Dr. Gilbert Haufs-Brusberg im Publikum erhob und Victor Puhl für zehn fantastische Jahre dankte: „Thank you for the music, Sie haben uns immens bereichert!“

Der daraufhin losbrechende Jubelsturm dürfte alles in den Schatten gestellt haben, was das altehrwürdige Haus am Augustinerhof je gehört und gesehen hat. In die wohlverdienten Lobeshymnen für den Künstler und Menschen Puhl stimmten dann nochmals der Bürgermeister (der auch zum anschließenden Umtrunk im Foyer großzügig einlud) und auch Ursula Heckmann vom Orchester ein, die die Qualität  des GMD als Chef und als Weiterentwickler lobte. Dieser war sichtlich bewegt, hatte er doch immer das Haus und sein Orchester über die persönlichen Eitelkeiten gestellt. Heckmanns Lob für sein Vorangehen im Kampf um den Erhalt des Drei-Sparten-Hauses und Leibes Dank auch für seine Generosität (hatte er doch in kargen Theaterzeiten diverse Gast-Solisten auch mal aus eigener Tasche bezahlt) war ihm schon fast peinlich, wie der bescheidene und zurückhaltende Franzose im Anschluss beim Glas Wein erzählt. Erschöpft ist Puhl, und die Haare sind nun vollends ergraut im stressigen Amt mit 70-Stunden-Wochen, macht aber einen äußerst glücklichen  und zufriedenen Eindruck. „La bonne mine“, wie man in Frankreich sagt. Etwas mehr Zeit ebendort verbringen möchte er, ansonsten bleibt er in Trier wohnen und dem Theater gewogen.

Sein Stellvertreter, Wouter Padberg, berichtet derweil von den Planungen für die nächste Spielzeit, die er mit seinem niederländischen Landsmann und neuen GMD, Jochem Hochstenbach, vorantreibt. Ganz entspannt sei man, sehr gut im Rennen: „Auch das Weltmusikkonzept wird fortgeführt, vielleicht etwas weiter in Richtung Jazz oder Filmmusik gefasst.“ Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ werde beispielsweise mit Orchesterbegleitung aufgeführt.

Ach ja: Wer Puhls aller-allerletztes Dirigat am Theater sehen möchte, muss am 1. Juli in die „Zauberflöte“ kommen. Vielleicht gibt es dann ja noch einen Abschied. Bleiben Sie gespannt! Dirk Tenbrock

Ein Video von den spannenden zehn Sekunden nach Konzertende sehen Sie auf volksfreund.de/video

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