Natur Kreis beschließt am Montag Konzept für den Gesteinsabbau in der Vulkaneifel

Daun · Nach jahrelanger Diskussion will der Kreis am Montag das Konzept für den künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel beschließen. Es sieht eine Erweiterung um 500 Hektar sowie die Verschonung bislang unangetasteter Eifelberge vor.

 Nach jahrelanger Diskussion und mächtig widerstreitenden Interessen soll am kommenden Montag endgültig über den künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel beschlossen werden. Derweil wird in den bereits genehmigten Gruben – wie hier bei Kirchweiler – munter weiter gebaggert.

Nach jahrelanger Diskussion und mächtig widerstreitenden Interessen soll am kommenden Montag endgültig über den künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel beschlossen werden. Derweil wird in den bereits genehmigten Gruben – wie hier bei Kirchweiler – munter weiter gebaggert.

Foto: TV/Mario Hübner

Noch vor der Kommunalwahl will der Kreis Vulkaneifel sein eigenes Konzept für den künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel beschließen. Die eigentlich zuständige Planungsgemeinschaft (PLG) der Region Trier hat in ihren bisherigen Beschlüssen bereits signalisiert, dieses Kreiskonzept übernehmen, verabschieden um somit zur Rechtskraft gelangen lassen zu wollen.

Dauns Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos) nennt die öffentliche Sitzung des Kreisausschusses am kommenden Montag als Datum der Entscheidung. Und er gibt sich zuversichtlich: „Wir sind nach nunmehr fünf Jahren auf der Zielgeraden, ja fast am Zielstrich. Und ich bin sowohl mit dem Verfahren als auch dem Ergebnis sehr zufrieden: Erstens entscheidet die Region selbst, die betroffen ist. Zweitens wird kein bislang unberührter Vulkanberg angetastet, sondern es wird nur Erweiterungen bereits bestehender Gruben geben. Und drittens trägt die anvisierte Erweiterung um 500 Hektar Abbaufläche sowohl dem Natur- und Landschaftsschutz als auch dem Rohstoffbedarf Rechnung.“ Schließlich werde „für jedes Haus und jede Straße, die hier gebaut wird, das Gestein benötigt“. Denn über allem stehe natürlich die gesetzliche Verpflichtung der Rohstoffsicherung. Einerseits.

Andererseits sagt er aber auch: „Man muss nur mal mit dem Flugzeug von Daun nach Dahlem fliegen, auf die vielen Wunden in der Landschaft blicken und das ganze Ausmaß erst mal erkennen. Da blutet einem das Herz.“

Derzeit gebe lediglich noch „zwei, drei strittige Punkte, aber da kriegen wir mit den Abbauunternehmer auch noch eine Lösung hin“, prognostiziert Thiel. Einer davon ist an der Löhley zwischen Üdersdorf und Daun-Weiersbach, wo der Landrat nach eigenem Bekunden aber dem Wusch nach Erweiterung nicht nachkommen will. Die angestrebte Lösung nennt er eine „vernünftige Entscheidung für alle Beteiligten, ein guter Kompromiss“.

Zu den bereits genehmigten gut 800 Hektar Abbauflächen, von denen etwa bereits die Hälfte ausgebeutet sind, kommen laut Kreiskonzept 531 Hektar Erweiterungsflächen hinzu. Das entspricht der Größe von 700 Fußballfeldern. Im agl-Gutachten vom Sommer 2018, das die Grundlage des aktuellen Konzeptes darstellt, war noch von 650 Hektar Erweiterungsflächen die Rede.

Ursprünglich hatte das Landesamt für Geologie und Bergbau die Zahl von 3700 Hektar ins Spiel gebracht, auf denen im Vulkaneifelkreis potenziell Gesteinsabbau denkbar sei  – und damit für einen riesigen Aufschrei bei den Menschen in der Vulkaneifel, den Naturschutzverbänden und auch den Vertretern der Politik gesorgt.

Neben dem Landrat befürwortet auch die Dauner Gruppe des Naturschutzbundes Deutschlands (Nabu) das nun auf dem Tisch liegende Konzept. So sagt deren Sprecher Hans-Peter Felten, dass der Vorschlag „sehr nahe an einen fast idealen Plan heranreicht“. Denn der Vorschlag sehe einerseits zur Rohstoffgewinnung ausschließlich Vulkanberge, Kuppen und Hänge vor, an denen bereits heute Abbau betrieben wird oder bis in jüngste Vergangenheit betrieben wurde. Er werde also „auf gänzlich neue Abbaugebiete verzichtet – und das ist wichtig.“ Felten führt einige konkrete Beispiele an: „An Bergen, an denen bisher überhaupt kein oder kein Abbau im heutigen industriellen Maßstab stattgefunden hat, wie Döhm, Dietzenlei, Reinertsberg, Steineberger Lei, Aarlei, soll auch kein Abbau stattfinden.“ Andererseits erkennt der Nabu „die Berechtigung und Erfordernis der Rohstoffgewinnung in der Vulkaneifel an“.

Und damit steht er im Konflikt mit anderen Akteuren, zum Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Naturschutzverbände Vulkaneifel (AGNV). Die AGNV ist (nach dem Austritt des Nabu) ein Zusammenschluss von nunmehr fünf Naturschutzverbänden. Sie lehnt das auf dem Tisch liegende Konzept auf Basis des agl-Vorschlags ab. Sprecher Norbert Leinung sagt: „Unseres Erachtens ist die Vulkaneifel schon jetzt durch einen überdimensionierten Gesteinsabbau im Tagebauverfahren weit über Gebühr belastet.“ Es werde weder der Schutz der Vulkaneifel-Landschaft als „Erholungs- und Erlebnisraum von landesweiter Bedeutung“ berücksichtigt (was aber laut dem übergeordneten Planungsprogramm des Landes geboten sei), noch werde die Natur nicht ausreichend geschützt. Die AGNV fordert: Nicht nur in Trinkwasser- und Heilquellen-Schutzgebieten, sondern auch in Mineralwasser-Einzugsgebieten solle Gesteinsabbau verboten werden; gleiches gelte für alle Naturdenkmäler.

In die gleiche Kerbe schlägt die Interessengemeinschaft Eifelvulkane, ein großer Bündnis besorgter Bürger, die um ihre einzigartige Eifelheimat bangt. Nach einer Online-Petition (der TV berichtete) ruft sie nun zu einer Demo gegen einen noch umfangreicheren Gesteinsabbau als heute schon auf: Diese ist am Montag, 13. Mai ab 15 Uhr vor dem Forum Daun, wo es eine Kundgebung geben wird. Von dort macht sich die Gruppe dann auf dem Weg ins Kreishaus, wo um 17 Uhr die entscheidende Sitzung des Kreisausschusses ist. IG-Vertreterin Waltraud Rexroth listet die Forderungen auf: „Keine Genehmigungen über die bereits heute genehmigten Abbauflächen. Keine Reserve von 500 Hektar. Flächen ohne aktuelle Genehmigung müssen für zukünftigen Abbau ausgeschlossen sein und bleiben. Reduzierung der Abbaumengen auf den regionalen Bedarf.“ Und somit vor allem: „Schutz und Erhalt der einmaligen Vulkaneifel-Landschaft.“

Ganz anders sehen es erwartungsgemäß die Abbauunternehmer: Dorothea Kaleschke-Weingarten, Geschäftsführerin Rohstoffe und Umwelt des Baustoffverbands Vero und somit Sprecherin der Grubenbetreiber, meinte auf TV-Anfrage: „Teil unseres Kompromissvorschlags ist es, bereits genehmigte Flächen mittelfristig zu Gunsten anderer Abbaugebiete aufzugeben, um für die Unternehmen ausreichende Gebiete mit möglichst wenig Umweltwirkungen in Anspruch zu nehmen.“ Sie sprach sich für eine „Fortführung des Rohstoffabbaus mit weniger Flächen, aber einer Erhaltung der Wirtschaftskraft und der Arbeitsplätze der Unternehmen in der Region“. Wenige Monate zuvor, in ihrer Stellungnahme zum agl-Gutachten gab sich der Verband noch deutlich kritischer, ja ablehnend: So werde mit diesem Vorschlag „in  einem staatlichen Planungsprozess bewusst und zielgerichtet das wirtschaftliche Aus für die Betriebe der Rohstoffindustrie in der Vulkaneifel beschlossen“.

 Nach jahrelanger Diskussion und mächtig widerstreitenden Interessen soll am kommenden Montag endgültig über den künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel beschlossen werden. Derweil wird in den bereits genehmigten Gruben - wie hier bei Kirchweiler - munter weiter gebaggert.

Nach jahrelanger Diskussion und mächtig widerstreitenden Interessen soll am kommenden Montag endgültig über den künftigen Gesteinsabbau in der Vulkaneifel beschlossen werden. Derweil wird in den bereits genehmigten Gruben - wie hier bei Kirchweiler - munter weiter gebaggert.

Foto: TV/Mario Hübner
 Der Gesteinsabbau in der Vukaneifel bringt einerseits Jobs und Gewinne, andererseits hinterlässt er unwiderbringliche Spuren in der Landschaft – wie diese hohe Abbruchkante zeigt.

Der Gesteinsabbau in der Vukaneifel bringt einerseits Jobs und Gewinne, andererseits hinterlässt er unwiderbringliche Spuren in der Landschaft – wie diese hohe Abbruchkante zeigt.

Foto: TV/Mario Hübner

Die öffentliche Sitzung des Kreisausschusses zum Gesteinsabbau ist am Montag, 13. Mai ab 17 Uhr im Kreishaus in Daun. Das ist auch das Ziel der Demo, die die Interessengemeinschaft Eifelvulkane veranstaltet. Auftakt samt Kundgebung ist um 15 Uhr vor dem Forum Daun. Und für  Dienstag, 14. Mai, 18 Uhr, lädt die  SPD-Vulkaneifel zu einer Info-Veranstaltung unter dem Motto „Kein Raubbau an unseren Vulkanbergen“ ins Dauner Forum ein. Hans Peter Felten vom Nabu wird über den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen referieren.

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