Stadtsanierung Mittelmoselmuseum Traben-Trarbach: Wie ein ungeschliffener Diamant

Traben-Trarbach · Experten sind sich einig, dass das Mittelmoselmuseum in Traben-Trarbach ein herausragendes Kulturerbe darstellt. Das Gebäude muss aber dringend saniert werden.

 Die historische Villa Böcking in Trarbach, in dem sich das Mittelmoselmuseum befindet.

Die historische Villa Böcking in Trarbach, in dem sich das Mittelmoselmuseum befindet.

Foto: TV/Winfried Simon

Das Mittelmoselmuseum in der historischen Barockvilla Böcking ist ein Aushängeschild,  gleichzeitig aber auch ein großes Sorgenkind der Stadt. Das denkmalgeschützte Gebäude am Moselufer in Trarbach muss dringend saniert werden. Noch steht nicht fest, was alles gemacht werden muss, doch sicher ist, dass es  sehr teuer werden wird. Alleine für den Brandschutz, einen zweiten Rettungsweg und die Sanierung des maroden Daches sind hohe Summen erforderlich. Und eine solche Investition, die möglicherweise siebenstellig sein wird,   ist nur möglich, wenn es eine sehr großzügige Förderung gibt. Die Stadt selbst ist hoch verschuldet. In welcher Höhe sie einen Eigenanteil an der Finanzierung schultern kann, ist ungewiss.

Damit überhaupt ein erstes Sanierungskonzept in Auftrag gegeben und über die Kosten gesprochen werden kann, hat die Stadt  von dem Kulturbüro AHB in Ginsheim-Gustavsburg ein Rahmenkonzept erstellen lassen. Das war eine Forderung der Denkmalpflege. In diesem Rahmenkonzept wird ausgeführt, wie die einzelnen Räume in Zukunft genutzt werden sollen. Der größte Teil der derzeitigen Präsentation stammt aus den 1980er Jahren und ist seitdem peu à peu  weiterentwickelt  worden.

Die Experten des Kulturbüros bewerten das Museum als einzigartig in Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Regionen.

Einzigartig  ist die Villa Böcking, weil dort der  Wohnstil einer wohlhabenden Patrizierfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts präsentiert wird.

In den herrschaftlichen Räumen im Erdgeschoss und im ersten Geschoss sind  wertvolles Mobiliar und Kunstgegenstände aus drei Jahrhunderten zu sehen. Herausragende Objekte sind neben dem Mobiliar unter anderem ein Sockel mit Rotterdamer Fliesen aus dem 18. Jahrhundert, eine bemalte Leinwandtapete aus den 1780er Jahren, die  Motive des Gedichts „Der Frühling“ von Ewald von Kleist zeigt, ein Hammerklavier, auf dem vermutlich schon Beethoven spielte und verschiedene kunsthistorisch wertvolle Gemälde.

Im Mansardengeschoss ist eine Sammlung zur Stadtgeschichte zu sehen.  Archäologische Fundstücke aus der Zeit der Römer und Franken finden sich dort ebenso wie ländliche Wohnkultur oder die Geschichte des Handwerks und der städtischen Zünfte. Pläne und Funde von den in den 1930er Jahren unternommenen Ausgrabungen der ehemaligen französischen Festung Mont Royal ergänzen darüber hinaus die Ausstellung, zu der auch ein inzwischen selbst historisch gewordenes Modell der Grevenburg zählt.

Die Museumsexperten üben aber Kritik an dieser Zusammenstellung. Die Möblierung in diesem Bereich des Museums bestehe überwiegend aus Vitrinen unterschiedlicher Zeitstellung und Machart, deren Inhalt keinem für den Besucher erkennbaren roten Faden folge.

Die Planer schlagen vor, das Mansardengeschoss thematisch neu auszurichten und neu auszustatten. Ferner seien ein „mehrstufiges Vermittlungskonzept“ sowie ein „dezidiertes Marketingkonzept“ notwendig, mit dem das Museum zu einer eigenständigen Marke entwickelt werden könnte. Kurz gefasst: Das Museum könnte mit einem neuen Konzept ein wesentlich attraktiverer  Anziehungspunkt für Gäste und Einheimische  werden als bisher.

Stadtbürgermeister Patrice Langer ist sich bewusst, dass das Museum wegen seiner Einzigartigkeit  etwas ganz Besonderes für die  Stadt ist. Langer: „Es ist wie ein roher Diamant, der geschliffen werden muss.“

Wären da aber nicht  die Kosten für eine umfangreiche Sanierung.  Langer: „Bei den Kosten stochern wir noch ganz im Dunkeln.“

Der nächste  Schritt: Der Stadtrat berät in seiner nächsten Sitzung über das Thema und wird voraussichtlich ein auf Museen spezialisiertes Architekturbüro beauftragen, um den Sanierungsaufwand und die Kosten zu ermitteln.

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