Einzelhandel Nach der Entscheidung des Stadtrats Trier – Globus wartet auf Vorschläge

Trier · Der Trierer Stadtrat hat am Mittwoch die Weichen für die intensive Prüfung mehrerer Standorte für eine Globus-Ansiedlung gestellt. Das Unternehmen reagiert darauf zurückhaltend.

 Die Innenstadt von Trier zieht Käufer an. Ihre Attraktivität muss auch in Zukunft erhalten bleiben. Darüber ist sich der Stadtrat einig. Wie schädlich ein Globus-Warenhaus in den Außenbezirken dafür wäre, wird allerdings unterschiedlich bewertet.

Die Innenstadt von Trier zieht Käufer an. Ihre Attraktivität muss auch in Zukunft erhalten bleiben. Darüber ist sich der Stadtrat einig. Wie schädlich ein Globus-Warenhaus in den Außenbezirken dafür wäre, wird allerdings unterschiedlich bewertet.

Foto: Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

Kommt ein Globus-Markt nach Trier? Und wenn ja, wohin? Diese Fragen bewegen seit Wochen die Menschen in Trier. Seit der mehrheitlichen Entscheidung des Stadtrats am Mittwochabend ist klar, dass die Stadtverwaltung die Federführung für die Suche nach Antworten zunächst nicht der Aufsichtsbehörde SGD Nord überträgt. Bevor für einen Standort ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren beantragt wird, soll die Verwaltung mehrere Alternativflächen intensiv prüfen. Die Einschätzungen, ob dadurch eine Zeitverzögerung entsteht, gehen auseinander.

Stefan Ewerling, Leiter Standortplanung bei Globus, ist wenig begeistert: „Wir bedauern, dass der Stadtrat sich gegen den Start eines ergebnisoffenen Zielabweichungsverfahrens für unser Vorhaben ausgesprochen hat“, macht er auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds deutlich. „Dadurch befürchten wir einen erheblichen Zeitverzug bei der Umsetzung unseres Projektes. Wir respektieren jedoch die Entscheidung und erwarten nun von der Stadtverwaltung Vorschläge für mögliche geeignete und verfügbare Grundstücke.“

 Mögliche Standortalternativen zu der von Globus gekauften Fläche an der Niederkircher Straße im Gewerbegebiet Trier-Euren sind in dem Beschlusstext genannt: die Innenstadt, das Messegelände, das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk in Trier-West und der Standort des heutigen Globus-Baumarktes in Trier-Nord. Im Rahmen der Untersuchungen könnten sich aber weitere Alternativen ergeben.

Auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sieht das nun mehrheitlich beschlossene Vorgehen skeptisch. Für seine Position, die sofortige Beantragung eines Sondergenehmigungsverfahrens bei der Landesbehörde SGD Nord für einen Globus-Markt an der Niederkircher Straße, hatte er im vierköpfigen Stadtvorstand aber keine Mehrheit bekommen. Auch der erneute Vorstoß in diesem Sinne, formuliert in einem gemeinsamen Änderungsantrag der Fraktionen von SPD, FDP und UBT, fand mit 21 zu 27 Stimmen von CDU (17), Grünen (8) und Linken (2) keine Mehrheit im Stadtrat.

Die von den Dezernenten Andreas Ludwig und Thomas Schmitt (beide CDU) erstellte und von Bürgemeisterin Elvira Garbes (Bündnis 90/Die Grünen) unterstützte Beschlussvorlage (siehe Extra) fand daraufhin mit 39 zu sechs Stimmen bei drei Enthaltungen eine deutliche Mehrheit. Zwölf Mitglieder der SPD gaben nun ebenfalls ihr positives Votum, um damit ihre ausdrückliche Zustimmung für eine Globus-Ansiedlung in Trier zu dokumentieren.

 Eine Investition von 40 Millionen Euro einmalig und jährlich wiederkehrend eine Million Euro, 350 bis 400 neue Arbeitsplätze und mehr Kaufkraft für Trier. Was Globus für eine Ansiedlung in Trier verspricht, steht auch in einem Schreiben des Unternehmens, das es Mitgliedern des Stadtrats wenige Tage vor der Sitzung zugestellt hatte. Darin wurden sie aufgefordert, für die Position des Oberbürgermeisters zu stimmen. Die zwischen den Zeilen versteckte Drohung, das Unternehmen werde sich andernfalls möglicherweise anders orientieren, kam besonders bei CDU und Grünen nicht gut an. 

„Wir müssen nicht über jedes Stöck­chen springen, das uns Globus hinhält“, wettert Richard Leukefeld (Grüne). Thomas Albrecht (CDU) sagt, er habe in anderen Städten recherchiert und sei zur Erkenntnis gelangt: „Globus ist nur nett, wenn die Städte es so machen, wie es das Unternehmen will. Wir wollen aber selbst in der Hand haben, welcher Standort der optimale für Trier ist.“

Die Fragen von Tobias Schneider (FDP) und Carl-Ludwig Centner (SPD), wer nun das umfangreiche Prüfverfahren für alternative Standorte zahle, blieb allerdings noch unbeantwortet. Baudezernent Andreas Ludwig: „Ich erwarte, dass Globus die Kosten trägt.“ Ein Telefonat mit dem Unternehmen habe darüber aber noch keine Einigung gebracht.

Oberbürgermeister Leibe hat die Verantwortung für die Globus-Ansiedlung an die Dezernenten abgegeben. „Alle im Rat sind für Globus.“ Das sei eine überraschende Erkenntnis. Es gehe aber auch darum, für Investoren berechenbar zu bleiben.

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