Krankenpflege Nestwärme Trier: „Wir würden gerne mehr Kindern helfen“

Trier · Auch der Verein Nestwärme bekommt den Pflegenotstand zu spüren. Dennoch gibt es Lichtblicke.

 Die kleine Remas blickt in die Augen von Pflegerin Julia Petry. Schwester Sham schenkt dem Fotografen ihre Aufmerksamkeit. In der Nestwärme-Brückenpflege lernt Mutter Souzon Y., wie sie ihre schwerkranke Tochter zu Hause versorgen kann.

Die kleine Remas blickt in die Augen von Pflegerin Julia Petry. Schwester Sham schenkt dem Fotografen ihre Aufmerksamkeit. In der Nestwärme-Brückenpflege lernt Mutter Souzon Y., wie sie ihre schwerkranke Tochter zu Hause versorgen kann.

Foto: Rainer Neubert

Remas kam im April mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Eine Operation in den ersten Tagen  nach der Geburt hat ihr das Leben gerettet. Doch über den Berg ist  sie noch nicht. Vor allem die Nahrungsaufnahme ist ein Problem, wovon die Magensonde zeugt, die derzeit dauerhaft durch ihre kleine Nase gelegt ist. In der ambulanten Brückenpflege des Vereins Nestwärme lernt Mutter Souzon Y., wie sie zu Hause ihr Kind bald weitgehend alleine versorgen kann.

„Was wir hier mit einer Betreuung  rund um die Uhr anbieten, ist in etwa mit einer guten Reha-Maßnahme bei Erwachsenen zu vergleichen“, sagt Nestwärme-Geschäftsführerin Elisabeth Schuh. „Es geht darum, den Familien schwerstkranker Kinder zu ermöglichen, nach der Geburt zuhause zu leben, auch wenn es manchmal nur um eine begrenzte Zeit geht.“ Begleitet  und betreut werden die Kinder und ihre Eltern aus der Region Trier und dem Saarland von den speziell ausgebildeten Krankenschwestern der ambulanten Kinderkrankenpflege. Manchmal ist früher oder später auch die Unterstützung durch den Kinderhospizdienst notwendig. Neben den 70 professionellen Kinderkrankenschwestern, die sich 35 Vollzeitstellen teilen, helfen im Nestwärme-Kinderkompetenzzentrum derzeit auch 61 ehrenamtlich aktive Paten, die ebenfalls intensiv geschult worden sind. 25 Kinder in der Region können mit diesem Personal versorgt werden.

„Wir würden gerne mehr Familien helfen“, macht Elisabeth Schuh deutlich und verweist auf die schwierigen Rahmenbedingungen. So seien wegen des Personalmangels derzeit nur zwei der fünf Familienzimmer der Nestwärme-Brücke  belegt. „In der ambulanten häuslichen Intensivpflege müssen wir Eltern bitten, auf einige Pflegestunden zu verzichten, damit wir weitere Kinder annehmen können.“ Sie erläutert, wie groß der Versorgungsaufwand im Einzelfall sein kann: „Wir brauchen bis zu 5,5 Vollzeitkräfte bei einer  24-Stunden-Pflege. Wenn es besser läuft, benötigen wir Personal für drei Vollzeitstellen.“

Krankenpflege: Nestwärme Trier: „Wir würden gerne mehr Kindern helfen“
Foto: TV/Scheidweiler, Jonas

Dass es für die ambulante Kinderintensivpflege bislang keine allgemein gültige gesetzliche Rahmenvereinbarung für die Abrechnung mit den Krankenkassen gibt, macht es den wenigen Anbietern solcher Leistungen zusätzlich schwer.

René Schäfer, bei Nestwärme zuständig für die Verwaltung, spricht von aufwendigen Einzelverhandlungen. Erstmals sei es nun gelungen, mit einer Krankenkasse, der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland,  Rahmenvereinbarungen zu treffen. „Wir unterstützen das lobenswerte Modell von Nestwärme gern“, sagt AOK-Chefin Martina Niemeyer. „Wir sind fest überzeugt, dass unter der Anleitung des fachkundigen Personals hier die Eltern in familiärer Atmosphäre lernen, die pflegerische Versorgung ihres Kindes zu übernehmen, Angst zu überwinden und ihren Tagesablauf zu organisieren.“ Den Nestwärme-Machern bringt das zumindest etwas Erleichterung. „Ideal wäre eine solche Vereinbarung natürlich mit anderen Kranken- und Ersatzkassen“, wünscht sich René Schäfer zum Weihnachtsfest.

Ein anderer Wunsch könnte mit Hilfe der TV-Leserinnen und -Leser in Erfüllung gehen. „Für den Kinderhospizdienst und die ambulante Brückenpflege benötigen wir dringend ein kleines Auto für Besuche der ehrenamtlichen Helfer bei den Familien und für Arztbesuche, Einkäufe und sonstige Besorgungen“, sagt Elisabeth Schuh. „Es genügt ein gut erhaltener Gebrauchtwagen.“ Der Spendenaufruf ist das jüngste Projekt auf der TV-Plattform „Meine Hilfe zählt“. Unter der Projektnummer  66713 kann es aufgerufen werden. Wer auf den Spendenbutton klickt, kann  Nestwärme auch ohne Online-Banking unterstützen.

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