Digitalisierung Ein neuer Spielplatz für Denker, Lenker und kreative Köpfe In Trier

Trier · Trier will junge Existenzgründer anlocken und ihnen ein neues Zentrum bieten. Dabei zeigt die Stadt eine ihrer jüngeren Stärken: die Entwicklung von Spielen.

 Yannik van Breem (vorne rechts) und seine Kollegen von der jungen  Firma regiocart sprechen während der Auftaktveranstaltung mit einem Besucher (links).  Das Start-up plant eine Internetplattform für fahrende Händler auf dem Land, die damit ihre regionalen Produkte gezielt präsentieren können.

Yannik van Breem (vorne rechts) und seine Kollegen von der jungen  Firma regiocart sprechen während der Auftaktveranstaltung mit einem Besucher (links).  Das Start-up plant eine Internetplattform für fahrende Händler auf dem Land, die damit ihre regionalen Produkte gezielt präsentieren können.

Foto: Trierischer Volksfreund/Amt für Presse und Kommunikation der Stadt Trier

Der Markt für Computerspiele wächst in Deutschland rasend schnell, im Jahr 2017 setzte die Branche 3,3 Milliarden Euro um. Fazit: Viele Menschen spielen in ihrer Freizeit gerne und geben dafür auch Geld aus. Doch was hat das mit dem Wirtschaftsstandort Trier zu tun? Sehr viel.

Die Hochschule Trier bietet den Studiengang „Intermedia Design“ an. Damit gemeint ist die Entwicklung von Computerspielen, die Erschaffung einer Spielwelt und ihrer Figuren, die Struktur, der Schwierigkeitsgrad, die Hintergrundgeschichte. Dabei heraus kamen bereits Titel wie der Shooter „Angus Hates Aliens“ vom Team Stendec und das Spiel „In Between“ vom Entwicklerstudio Gentlymad, das 2015 den Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie „Nachwuchs“ erhielt.

Professor Linda Breitlauch lehrt Gamedesign an der Hochschule Trier und spricht am Montagabend im großen Rathaussaal über konkrete Konzepte und Anwendungsfelder der Games-Branche für die Wirtschaft. Sie hat viele hochinteressierte  Zuhörer, denn an diesem Abend geht es um die Neugründung eines Digital Hub – eines neuen Zentrums für Digitalisierung, in dem junge Gründer und Starter eine umfassende Vernetzung sowie eine Basis effizienter Service- und Dienstleistungsangebote vorfinden.

 Ein Beispiel für einen Digital Hub: Aus der ehemaligen St.-Elisabeth-Kirche in Aachen ist die Digital Church mit 80 Flex-Desks für Start-ups und Unternehmen geworden.

Ein Beispiel für einen Digital Hub: Aus der ehemaligen St.-Elisabeth-Kirche in Aachen ist die Digital Church mit 80 Flex-Desks für Start-ups und Unternehmen geworden.

Foto: Trierischer Volksfreund/Amt für Presse und Kommunikation der Stadt Trier

Gerade die Startups stehen im Mittelpunkt. Junge kreative Köpfe, die eine Idee haben und sie zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell machen wollen, so wie es die Entwickler der Computerspiele gemacht haben. Das neue Zentrum soll gerade ihnen optimale Voraussetzungen bieten, darunter flexible und günstige Arbeitsräume, moderne Technik und einen engen Kontakt mit Unternehmen, Wissenschaft, Netzwerken und öffentlichen Institutionen.

Mehr als 100 Start-ups und Unternehmen sind gekommen, und natürlich ist nicht nur die Spiele-Branche vertreten. Regiocart aus Trier ist mit dabei. Michael Steffen und Yannik van Breem haben die Idee, eine Internetplattform für fahrende Händler im ländlichen Raum zu schaffen. Potenzielle Kunden können Wünsche übermitteln, so dass die Händler ihr Angebot präzise darauf zuschneiden können. Alexander Fritz und Nils Halusa mit ihrer Kontaktplattform „Konnektr“ sind vertreten, ebenso Marc Herschbach und seine Carmato GmbH. Der Autohändler aus Bitburg hat eine Onlineplattform für Gebrauchtwagen entwickelt.

Ein neues Zentrum für junge Existenzgründer der digitalen Branchen – wie soll es aussehen und wer wird es bezahlen? Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) stellt sich diesen Fragen.

„Wir müssen als Stadt nach vorne gehen und den jungen Gründern, die bei uns hervorragend ausgebildet worden sind, eine Basis für ihren Start am Markt bieten“, sagt der OB. „Denn sonst sind sie weg.“ Die bisherigen Strukturen, so Leibe, „sprechen Start-ups nicht an“.

 Das Computerspiel Angus Hates Aliens (Angus hasst Außerirdische) wurde vom Team Stendec in Trier entwickelt. Hauptfigur Angus in der Bildmitte kämpft im Retro-Look gegen Alien-Horden.

Das Computerspiel Angus Hates Aliens (Angus hasst Außerirdische) wurde vom Team Stendec in Trier entwickelt. Hauptfigur Angus in der Bildmitte kämpft im Retro-Look gegen Alien-Horden.

Foto: Trierischer Volksfreund/Team Stendec

Konkret: Die Stadt Trier will bis zum Jahresende ein Gebäude anmieten und darin auf 500 Quadratmetern Raum für junge Existenzgründer schaffen. „Wir wollen Gründer und Unternehmen aus dem ganzen Land dafür begeistern und wären dann in Rheinland-Pfalz mit einem solchen Projekt die Nummer eins.“ Der Bund fördert die Schaffung eines Digital Hub, die Kriterien werden gerade definiert. „Ich will die Bedürfnisse der Startups kennen“, betont der Oberbürgermeister.

Wird und kann ein Digital Hub auch die Digitalisierung generell voranbringen? In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens findet sie noch nicht statt (siehe Info). „Das ist das Ziel“, sagt Leibe. „Es gibt keine Erfolgsgarantie. Aber wir müssen es versuchen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort