Staat will Rückzahlung Kommunen bitten Heimkinder zur Kasse - Wenn 75 Prozent des Einkommens plötzlich futsch sind

Mainz/Trier · 75 Prozent eines Einkommens können plötzlich futsch sein. Experten kritisieren die Regel und wittern Rechtsbrüche.

 Viele Kinder, die bei Pflegeeltern oder in Heimen leben, teilen ein hartes Schicksal. Eine böse Überraschung erleben viele, sobald sie das erste Geld verdienen.

Viele Kinder, die bei Pflegeeltern oder in Heimen leben, teilen ein hartes Schicksal. Eine böse Überraschung erleben viele, sobald sie das erste Geld verdienen.

Foto: picture alliance/dpa/Ralf Hirschberger

Es war eine grauenvolle Kindheit, die Anne Erhard in der Familie erlebte. „Ich wurde sexuell missbraucht und landete danach in einem Heim“, sagt sie. Dort sei für sie der größte Horror der erste Tag nach den Weihnachtsferien gewesen. „Wenn die Lehrer nach meinem Geschenk unterm Tannenbaum fragten, habe ich geantwortet: ,Ein Buch’. Mehr gab es nicht.“ Wo für andere Jugendliche der 18. Geburtstag ein Freudentag sei und Eltern ihnen ein Auto schenkten, plante für Erhard das Jugendamt das monatliche Grundeinkommen. Und als das Heimkind das erste Gehalt verdiente, musste es 75 Prozent davon an den Staat abdrücken. Eine Regel, die für Empörung sorgt.