Stadtentwicklung Pläne für Trier-Kürenz – Landwirte bangen um ihre Existenz

Trier · Die geplante Verlagerung von Edeka nach Kürenz bringt den Erzeugergroßmarkt Trier und seine landwirtschaftlichen Genossen aus der ganzen Region in Probleme.

 Täglich liefern Landwirte aus der ganzen Region frische Ware an den Erzeugergroßmarkt in Trier-Nord. Abnehmer ist Edeka-Südwest. Deren Filiale ist Mieter im selben Gebäude. Die soll nach aktueller Planung der Stadt nach Kürenz umziehen.

Täglich liefern Landwirte aus der ganzen Region frische Ware an den Erzeugergroßmarkt in Trier-Nord. Abnehmer ist Edeka-Südwest. Deren Filiale ist Mieter im selben Gebäude. Die soll nach aktueller Planung der Stadt nach Kürenz umziehen.

Foto: Friedemann Vetter

Margret Grieshop ist aufgebracht. Die Landwirtin aus Erden (Kreis Bernkastel-Wittlich) ist Vorstandsmitglied im Erzeugergroßmarkt Trier. Durch die aktuelle Planung für das Brachgelände an der Schönbornstraße auf der Kürenzer Seite der Bahngleise sieht sie nicht nur die Zukunft der traditionsreichen Genossenschaft gefährdet. „Ohne Not stehen hier die Existenzen unserer Mitglieder auf dem Spiel, denn Edeka könnte auch auf unserem Gelände erweitern.“ Der Ärger über die Trierer Verwaltung ist vor allem deshalb groß, weil die Stadt Trier, ebenso wie die Kreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und der Eifelkreis Bitburg-Prüm, Mitglied der Genossenschaft ist.

Es sind die vom Stadtrat beschlossenen Vorgaben für den Bebauungsplan BK 24 „Zwischen Schönbornstraße und Güterstraße“, die Aufregung auslösen. In Absprache mit dem Projektentwickler Triwo soll der Edeka-Markt, der seit 1995 das ehemalige Kasernengebäude in der Schöndorfer Straße 24 von dem Erzeugergroßmarkt gemietet hat, in einen größeren Neubau nach Kürenz umziehen. Auf dem derzeit genutzten Areal – die roten Backsteingebäude stehen unter Denkmalschutz – soll dann kein Lebensmittelgeschäft oder Verbrauchermarkt mehr möglich sein. Der Erzeugergroßmarkt mit seinen modernen Kühlkammern und den Geschäftsräumen hat zwar Bestandsschutz. Weil Edeka-Südwest derzeit aber nicht nur Mieter, sondern auch wichtigster Abnehmer ist und für den täglichen Weitertransport der frischen Waren von Trier in das Großlager in St. Ingbert sorgt, könnte der Umzug für die Genossenschaft fatale Folgen haben.

„Wenn wir den Warenabnahmevertrag mit Edeka verlieren und auch keinen Mieter für unsere Immobilie finden, gefährdet das auch die mehr als 20 landwirtschaftlichen Betriebe aus der ganzen Region, die sich bei uns zusammengeschlossen haben“, befürchtet Margret Grieshop. „Unsere Mitgliedsbetriebe sind verärgert, weil es keine unmittelbaren Informationen von der Stadt gegeben hat.“

Ricarda Löbke führt die Geschäfte der Genossenschaft und ist ebenfalls enttäuscht. Mit Edeka habe es seit 2015 Gespräche über eine Erweiterung am derzeitigen Standort gegeben. „Wir haben sogar einen Architekten beauftragt. Dass wir nur durch Zufall von den Plänen für die Verlagerung erfahren haben, hat uns geärgert. Nun sollen auch noch die Sanktionen hinzukommen, dass sich hier kein Handel mehr ansiedeln darf. Dabei sind wir von der Vermietung des Gebäudes abhängig.“ Löbke verdeutlicht, warum: „Die Genossenschaft mit ihrem Jahresumsatz von einer Million Euro ist zu klein, um Zuschüsse von der Europäischen Union zu bekommen.“

Der Trierische Volksfreund hat Edeka-Südwest um eine Stellungnahme gebeten. Mit Verweis auf einen kontinuierlichen Austausch mit dem Erzeugergroßmarkt wurde diese allerdings abgelehnt. Bei Gesprächen, die für die kommende Woche geplant sind, will die Genossenschaft nun zumindest die Fortführung des Warenabnahmevertrags und die weitere Sicherstellung der Logistik für den Weitertransport von Gemüse, Obst und Salat durch Edeka aushandeln. Aufsichtsratsvorsitzender Rudolf Konrad (Wittlich-Lüxem) kritisiert die seit 2015 mehrfach geänderten Vorgaben für die Entwicklung des ehemaligen Bahngeländes auf Kürenzer Seite. „Vorausschauendes Planen sieht anders aus.“ Michael Schmitz, Chef des Trierer Presseamts, bestätigt, dass der Verwaltung zwar bekannt sei, wie der Erzeugergroßmarkt einen Großteil seiner Gewinne erzielt. „Ein möglicher Umzug von Edeka vom bisherigen Standort auf BK 24 ist allerdings eine wirtschaftliche Entscheidung des Betreibers, auf die die Stadt keinen Einfluss hat.“

 Ricarda Löbke zeigt frische Ware, die in einem der modernen Kühlräume der Genossenschaft für den Weitertransport lagert.   

Ricarda Löbke zeigt frische Ware, die in einem der modernen Kühlräume der Genossenschaft für den Weitertransport lagert.   

Foto: Friedemann Vetter
 Edeka und Erzeugergroßmarkt in Trier-Nord

Edeka und Erzeugergroßmarkt in Trier-Nord

Foto: TV/Schramm, Johannes

 Das Amt für Stadtentwicklung und Statistik habe im Oktober 2018 Vertreter der Kreisverwaltung Trier-Saarburg über den aktuellen Sachstand informiert. Der Vertreter der Kreisverwaltung und der Vertreter der Stadt hätten diese Information in der Generalversammlung der Erzeugergenossenschaft im November weitergegeben. Nach der Entscheidung im Stadtrat zum Aufstellungsbeschluss für BK 24 (TV vom 18. März) habe es am 26. März ein Gespräch beim Amt für Stadtentwicklung gegeben. „Ergebnis war unter anderem, dass es am 21. Mai ein weiteres Treffen geben wird. Dabei soll es um zukünftige Nutzungsvarianten für den Standort des Erzeugergroßmarkts gehen.“

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