Interview Samy Deluxe „Ich esse jetzt auf jeden Fall mehr Obst“

Trier · Bevor Samy Deluxe am Samstag in Trier beim Festival Porta³ auf der Bühne steht, spricht er im Volksfreund-Interview über die besondere Bindung zu seiner Mutter, über Guildo Horn, über seinen Auftritt an der Mosel sowie über die Frage, warum er jetzt mehr Obst isst.

 Samy Deluxe beim Benefiz-Festival „Peace x Peace“ im Juni 2017 auf der Waldbühne in Berlin. Am Samstag tritt er vor der Porta Nigra auf.

Samy Deluxe beim Benefiz-Festival „Peace x Peace“ im Juni 2017 auf der Waldbühne in Berlin. Am Samstag tritt er vor der Porta Nigra auf.

Foto: picture alliance / Jörg Carstens/Jörg Carstensen

Kommt ein Hamburger nach Trier ... Am Samstag ist Samy Deluxe im Rahmen des Festivals Porta3 zu Gast vor der Porta Nigra. Mit seinem „DLX Ensemble“ präsentiert der Rapper – der eigentlich Samy Sorge heißt – seine SaMTV-Unplugged-Show. Vor seiner Reise an die Mosel hat der 41-Jährige mit Volksfreund-Redakteur Marek Fritzen über Guildo Horn, seine Mutter Gisela, Obst und seinen Auftritt in Trier gesprochen.

Herr Sorge, kennen Sie eigentlich den wohl bekanntesten Trierer Musiker?

Samy Sorge: Oh, schwierig. Wenn ich ihn gleich höre, ganz bestimmt, aber so spontan jetzt … nein, fällt mir nicht ein. Wer ist es?

Guildo Horn …

Sorge: Ach, echt, der ist aus Trier?

Ja. Was verbinden Sie mit ihm?

Sorge: Eine krasse Frisur auf jeden Fall.

Stimmt, und 1998 hat er Deutschland beim Eurovision-Song-Contest vertreten …

Sorge: Okay, das wusste ich nicht. Bei solchen Fernseh-Events besitze ich kein besonders großes Allgemeinwissen, weil ich lange gar keinen Fernseher besessen habe.

Ach so. Die Trierer lieben ihren Guildo, feiern ihn jährlich, unter anderem bei seinen großen Weihnachtskonzerten  …

Sorge: Ist ja witzig. Ich finde das klasse. Es ist ganz wichtig, dass eine Stadt ihre Lokalhelden wie Guildo Horn hat. Denn es gibt ja tatsächlich auch Städte, aus denen niemals ein Bekannter hervorgegangen ist, das ist ja dann auch nichts. Wer wie ich aus Hamburg kommt, ist in der Beziehung natürlich relativ verwöhnt.

Bleiben wir noch kurz bei Guildo Horn: Da gibt es etwas, das Sie und ihn verbindet …

Sorge: Ernsthaft? (überlegt) Klar, bestimmt die langen Haare, obwohl er oben drauf ja ein bisschen weniger hat als ich …

Stimmt, die Haare sind ein Punkt. Aber da ist noch was anderes …

Sorge: Jetzt bin ich gespannt!

Die enge Beziehung zu ihren Müttern: Guildo liebt seine Mutter über alles, schwärmt immer wieder von ihr, speziell von ihren tollen Nussecken. Und auch Sie haben eine sehr besondere Beziehung zu Ihrer Mutter – stimmt doch, oder?

Sorge: Ja, das ist richtig. Seit ich 2003 mein Label Deluxe-Records gegründet habe, kümmert sich meine Mutter Gisela um einen Teil des Managements. Sie ist für die Buchhaltung zuständig, kümmert sich um alle Mails und um meine Terminplanung.

Ist das denn immer einfach so zwischen Sohn und Mutter?

 Am Samstag in Trier zu Gast: Samy Deluxe.

Am Samstag in Trier zu Gast: Samy Deluxe.

Foto: picture alliance / Christina Sab/Christina Sabrowsky

Sorge: Auf jeden Fall: Denn niemandem kann man mehr vertrauen als der eigenen Mutter!

Stimmt. Dennoch hat Ihre Mutter 2018 augenzwinkernd gesagt, Sie sollten jetzt mal ein bisschen weniger kiffen, dafür mehr Obst essen – haben Sie auf Ihre Mama gehört?

Sorge: Ich esse jetzt auf jeden Fall mehr Obst (lacht) …

Welchen Stellenwert hat Familie für Sie?

Sorge: Ich sehe das relativ locker. Ich bin niemand, der da jetzt eine Parole à la „Familie ist das Wichtigste“ raushaut, nur weil er denkt, wenn er das sagt, sei er ein besserer Mensch. Ich finde, das Wichtigste ist immer das, was für einen in dem Moment das Wichtigste ist. Es gab Momente –  beispielsweise in denen mein Sohn geboren wurde – als Familie einen krassen Stellenwert für mich hatte. Dann folgte aber auch eine ewig lange Scheidung von meiner Ex-Frau und super viele andere familiäre Traumata: Mein Vater hat uns früh verlassen, mein Sohn ist mit meiner Ex-Frau nach Amerika gezogen. Daher kann ich da keine Parolen raushauen. Ich habe oft genug bewiesen, dass ich mehr an mich denke als an Familien oder andere Konstrukte. Das hat mir teilweise geschadet, teilweise aber auch geholfen.

Sie haben Ihren Vater erwähnt: Er hat Sie und Ihre Mutter verlassen, als Sie zwei Jahre alt waren, oder?

Sorge: Ja, genau.

Ihr Papa stammt aus dem Sudan. Dort herrschen derzeit katastrophale Zustände: Die Demokratiebewegung wird vom Militärrat brutal zurückgedrängt, unzählige Menschen sind bereits ums Leben gekommen. Viele Menschen solidarisieren sich weltweit übers Internet mit den Aktivisten. Inwiefern verfolgen Sie die Entwicklungen dort?

Sorge: Ich habe sehr viel Kontakt in den Sudan, besonders zu meinen Cousins. Ende vergangenen Jahres war ich zum letzten Mal dort, daher verfolge ich die Entwicklungen vor Ort sehr genau. In den kommenden Tagen werde ich auf meinen Social-Media-Kanälen Informationen veröffentlichen, wie man den Menschen vor Ort helfen kann. Es geht gerade einfach darum, internationale Aufmerksamkeit zu schaffen für die Dinge dort. Es muss etwas passieren. Das Problem ist, dass die westliche Welt weder politisch noch in Sachen Tourismus Interesse am Sudan besitzt – daher juckt das Thema hier leider nur sehr wenige Menschen.

Sie besitzen offensichtlich eine sehr fundierte Meinung zu den politischen Entwicklungen im Sudan: Wie kann es da sein, dass Sie der Wochenzeitung „Die Zeit“ 2018 sagten, es interessiere Sie nicht, was politisch gerade so los sei?

Sorge: Komischerweise war mein politisches Interesse in Deutschland nie so wirklich verwurzelt, anders als mein soziales. Ich denke sehr viel über Deutschland nach, will mit meinen Texten was beeinflussen, dem Land etwas Positives geben. Ich muss aber auch sagen, dass ich nicht mehr so ganz anti wählen bin. Ich habe gemerkt, dass es auch cool ist, Parteien mit humanen Ansätzen zu wählen anstatt den radikalen Freaks das Feld zu überlassen. Aber ich sehe mich beim Texten selten als richtig politisch.

Zurück nach Trier: Gibt es da etwas, auf das Sie sich besonders freuen?

Sorge: Definitiv: Auf die Location vor der Porta Nigra – dort spielen zu können ist echt super schön! Ich habe auch gehört, dass die Stadt jede Menge Geschichte bietet – das werde ich auf jeden Fall mal auschecken, wird sich sicher lohnen.

Was sich in Trier auch immer lohnt, ist, ins nahe gelegene Luxemburg zu fahren, um dort zu tanken …

Sorge: Ach, echt, ist da so günstig?

Ja. Und, auch ganz interessant: Luxemburg plant die Legalisierung von Cannabis …

Sorge: (lacht) Na toll, letztes Jahr hatten wir in Luxemburg backstage noch Probleme wegen ein paar Joints.

In Trier beim Festival Porta3 machen Sie mit Ihrer SaMTV Unplugged 2019-Tour Station – was erwartet die Trierer?

Sorge: Ich kann versprechen, dass es ballern wird (lacht). Es wird eine krasse Show mit super vielen Facetten. Es ist einerseits das musikalisch ausgecheckteste, was ich je gemacht habe. Auf der anderen Seite glaube ich aber auch, dass es die krasseste Rapshow wird, die ich je gemacht habe. Man wird von beiden Seiten super bedient.

Sie sind nun 41: Beschäftigt man sich als Rapper da eigentlich schon mit dem Ruhestand, oder ist das noch ewig weit weg?

Sorge: (lacht) Kriegt man als Rapper denn Rente?

Bestimmt …

Sorge: Das finde ich klasse! Ne, im Ernst: Ich habe bisher nicht das Gefühl, dass es ein akutes Alterslimit gibt, vor allen Dingen nicht für mich. Denn ich wüsste jetzt keinen 20-Jährigen, der live besser rappen kann als ich. Es gibt vielleicht welche, die besser Rumspringen können als ich. Aber das Rap-Handwerk, das beherrsche ich. Außerdem habe ich auch wieder damit begonnen, ein bisschen mehr Sport zu treiben. Daher kann ich schon noch so zehn bis 20 Jahre weitermachen – wenn ich Bock dazu habe.

Interview: Marek Fritzen

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