Gesundheitswesen Schock, Entsetzen, Bedauern: Reaktionen auf Geburtshilfe-Aus in Dauner Klinik

Daun · Wege von 50 Kilometern und mehr und eine entsprechend lange Fahrtzeit stehen werdenden Müttern ab 2019 bevor, wenn es im Vulkaneifelkreis keine Entbindungsstation mehr gibt. Die 17 Hebammen, die noch im Dauner Krankenhaus arbeiten, bangen um ihre Zukunft.

 Am 31. Dezember ist Schluss: Ab dann wird es in Daun keine Entbindungen mehr geben.

Am 31. Dezember ist Schluss: Ab dann wird es in Daun keine Entbindungen mehr geben.

Foto: TV/Stephan Sartoris

Christiane Rübenach versucht, so gefasst wie möglich mit der Ankündigung umzugehen, mit der sie und ihre Kolleginnen am Montag konfrontiert worden ist: die Schließung der Geburtshilfestation des Maria-Hilf-Krankenhauses Daun. Diese ist vom Träger, der Gesellschaft der Katharinenschwestern mbH, die ihren juristischen Sitz in Münster/Westfalen hat, getroffen worden. Wie tief das sitzt, ist ihrem Gesicht aber abzulesen: „Wir sind alle total schockiert von der Nachricht“, sagt die leitende Hebamme. Auch wenn eine mögliche Schließung in den vergangenen Jahren nicht völlig auszuschließen war. Denn durchschnittlich etwa um die 400 Kinder kamen in Daun in den vergangenen Jahren zur Welt, mindestens 600 wären laut Krankenhausleitung nötig, um kostendeckend arbeiten zu können. Eine Größenordnung, „die wir hier niemals erreichen könnten“, sagt Geschäftsführer Franz-Josef Jax. Christiane Rübenach sagt: „Natürlich wussten wir dies und haben über die Jahre alles in unserer Macht Stehende getan, um gemeinsam mit der Krankenhausleitung eine Schließung zu vermeiden.“

Das Aus trifft sie und 16 weitere Geburtshelferinnen im Alter von Mitte 20 bis Ende 50 (zehn derzeit aktiv, die übrigen unter anderem in Elternzeit). Die 38-Jährige arbeitet seit 15 Jahren im Dauner Krankenhaus und sorgt sich wie ihre Kolleginnen um die Zukunft: „Wir werden jetzt öfter mal zusammenkommen müssen, um darüber zu sprechen, wie es für uns weitergehen könnte.“

Die Krankenhausleitung will bei der Vermittlung in andere Einrichtungen helfen, zudem wird es weiter Geburtsvorbereitungskurse in Daun geben. Aber davon werden nur wenige der Hebammen profitieren.

An ihrer Arbeit hat es jedenfalls nicht gelegen, stellt Jax klar: „Es ist uns einfach nicht gelungen, Fachärzte zu verpflichten, die wir für eine langfristige Perspektive unbedingt gebraucht hätten. Wir haben Anzeigen geschaltet, Vermittlungsagenturen beauftragt, alles vergeblich.“ Hebammen dürfen zwar allein entbinden, brauchen aber rund um die Uhr einen Arzt im Hintergrund. Derzeit gibt es zwei Belegärzte, aber um die den Vorgaben entsprechende Versorgung auf Dauer zu gewährleisten, „hätten wir mindestens einen Fachmediziner, aber besser noch zwei gebraucht“, sagt Jax.

Mit Bedauern hat das Gesundheitsministerium die „alleinige Entscheidung“ des Trägers des Krankenhauses Daun zur Kenntnis genommen, dass die Geburtshilfestation geschlossen werden soll. „Erstaunlich ist, dass dies in Gesprächen des Ministeriums vor Ort erst im August noch kein Thema seitens des Trägers war.

Das Ministerium hat immer klargemacht, dass es aktuell und mit Blick auf die Zukunft alle erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat, dass eine Geburtshilfe in Daun weitergeführt werden kann“, heißt es in einer Pressemitteilung. Trotz der Entscheidung bleibt laut Gesundheitsministerium die Versorgung von schwangeren Frauen in der Region gesichert.

Die Verantwortlichen vor Ort seien nun aufgefordert, die betroffenen Familien bei der Vermittlung in die umliegenden Krankenhäuser zu begleiten. Das sind die Häuser in Bitburg, Wittlich, Mechernich oder Trier. Für die Betroffenen aus dem Vulkaneifelkreis bedeutet das eine Anreise von bis zu 80 Kilometern Strecke oder eine Stunde Fahrtzeit, wo es bislang vielleicht 20 Minuten waren. So dauert es von Gerolstein nach Wittlich oder Bitburg gut und gerne mal eine Dreiviertelstunde. Nach Trier entsprechend länger.

Von der politischen Ebene hat sich die FWG-Kreistagsfraktion gemeldet. Mit „Entsetzen“ habe man von der Schließung der Geburtshilfe erfahren. Diese Entscheidung habe für werdende Mütter und damit junge Familien im Vulkaneifelkreis weitreichende Konsequenzen, heißt es in einer Presseerklärung. „Sie sind ab Januar gezwungen, in einer akuten Phase der beginnenden Geburt weite Wege bis zu einer Stunde auf sich zu nehmen. Unter Umständen wird dadurch die Gesundheit von Mutter und Kind gefährdet.

Für einen Landkreis, der durch viele Zukunftsprojekte die Region für junge Leute attraktiv gestalten möchte, ist das ein herber Schlag.“ Die FWG will nun, dass der Kreistag eine Resolution beschließt und einen offenen Brief ans Krankenhaus und das Gesundheitsministerium in Mainz  schickt – als „klares Bekenntnis zur Geburtshilfestation Daun“.

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