Archiv Dorferneuerung – Schönecker Ortsgemeinde reißt Klosterteile ab

Schönecken · Fast vier Jahrzehnte lang vergammelte das ehemalige Kloster im Herzen von Schönecken. Jetzt konnte die Gemeinde das Anwesen für einen kleinen Betrag erwerben, sorgt für die Verkehrssicherheit und dann für eine Vermarktung.

 Weil nur noch die Fassade stabil stand, musste ein Gebäude schon niedergelegt werden.

Weil nur noch die Fassade stabil stand, musste ein Gebäude schon niedergelegt werden.

Foto: Frank Auffenberg

Die Fenster sind kaputt, der Putz bröckelt, ehemals kunstvoll geschwungenes Schmiedeeisen ist rostzerfressen: Das sogenannte Klösterchen im Herzen des Fleckens ist in einem nur noch als erbärmlich zu bezeichnenden Zustand. Schon 1981 verabschiedeten sich die Vinzentinerinnen aus Schönecken, der spätere Besitzer hatte viele Ideen, die aber alle nicht umgesetzt wurden.

Dann übernahm ein angeblich karitativer Verein das Anwesen und verschwand. Wieder passierte über Jahrzehnte nichts (der TV berichtete, siehe Info). „Bis vor kurzem waren alle Mühen vergebens, das ortsbildprägende Anwesen zu retten, jetzt hat sich das Blatt aber gewendet“, sagt Ortsbürgermeister Matthias Antony. Die Gemeinde habe den gesamten Komplex für einen dreistelligen Betrag kaufen können und sei nun bemüht, das Kloster in eine bessere Zukunft zu überführen.

„Leider waren die ersten Schritte denkbar hart. Neben dem Haupthaus mussten wir einen ganzen Gebäudeteil wegen Einsturzgefahr niederlegen“, sagt Antony. Das klinge zwar radikal, die Bausubstanz habe aber nichts anderes mehr zugelassen. „Im Grunde handelte es sich nämlich um eine regelrechte Hollywood-Fassade. Vor langer Zeit musste hier wegen der Verkehrssicherheit schon viel gestützt und geschützt werden, die Gebäudeteile dahinter waren mittlerweile aber in Teilen schon zusammengefallen. Wir mussten schnell reagieren“, sagt Antony. So schwer der Schritt auch fiel, ein Abrissbagger musste anrücken.

„Andere, ebenfalls vom Einsturz bedrohte Gebäudeteile, konnten bisher nicht niedergelegt werden, weil der dahinterliegende Hang sonst gefährdet wäre“, sagt Antony. Deren Abriss und die Stabilisierung des Berges seien aber ausgeschrieben und würden so schnell wie möglich umgesetzt. Bevor aber die Gerüchteküche anfängt zu brodeln: Das wirklich historische Gebäude von 1801, das für die Von-Hersel-Straße so prägend ist, soll erhalten bleiben. „Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass es saniert werden kann“, sagt Antony.

Wer aktuell in die Lücke zwischen dem Hauptgebäude und dem ebenfalls seit Jahren leerstehenden Wohnhaus des Ehrenbürgers Johannes Schreiber blickt, kann weit hinten am Hang sehen, wo das Problem aktuell liegt. „Ein L-förmiger Riegel liegt hinter dem eigentlichen Klosterhaus so nah am Hang, dass die ganze Stabilität gefährdet ist, wenn es verschwindet.“ Antony betont aber, dass es keinen Grund zur Sorge gebe, die Gemeinde könne einen Kahlschlag planen. Sowohl das Haupthaus des Klosters, als auch das Dr.-Schreiber-Haus sollen erhalten bleiben. „Ein Schotterparkplatz in dieser Lage wäre eine Schande. Auch weil das Ensemble ja jedes Jahr als Kulisse der Eierlage dient.“

Man dürfe auch nicht vergessen, dass das Kloster im Grunde eines der wirklichen Sahnestücke im historischen Ortskern sei. „Wenn es erstmal saniert ist, kann es mit Sicherheit gut vermarktet werden“, sagt Antony. Er sei überglücklich, dass die Geschichte des Klosters nun eine doch noch erfreuliche Wendung nehme. „Es ist eines der Ankerprojekte der Ortskernsanierung. Wir dachten fast, dass es nichts mehr wird“, sagt der Ortsbürgermeister.

Die Eigentümersituation sei eine über lange Zeit fast unlösbare Geschichte gewesen, sagt Antony: „Nach dem Auszug der Nonnen übernahm ein Privatmann mit vielen Ideen das Anwesen. Umgesetzt wurde keine.“ Dann sei unglücklicherweise der Komplex auch noch an diesen dubiosen Verein überschreiben worden. Zwei Jahrzehnte lang habe man keine Chance gehabt, an das Gebäude irgendwie heranzukommen.

„Ich bin nun aber zuversichtlich, dass wir auch dieses Problemkind endlich im Griff haben und in nicht allzu langer Zeit wieder Leben ins Kloster einziehen kann.“

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