Tiere Ein Schwein als Mitbewohner - Nugget besucht Schulkinder in Irrel

Ernzen/Bitburg · Wenn Christine Ewertz mit ihrem Haustier durch Bitburg spaziert, erntet sie neugierige Blicke. Warum das Mini-Schwein ausgerechnet Nugget heißt und wann in der Erziehung eine Wasserspritzpistole zum Einsatz kommt, hat die Eifelerin verraten.

 Mini-Schwein Nugget und Christine Ewertz sind seit zwei Jahren ein Duo. Sogar den Schlafplatz teilen sich die beiden.

Mini-Schwein Nugget und Christine Ewertz sind seit zwei Jahren ein Duo. Sogar den Schlafplatz teilen sich die beiden.

Foto: TV/Nathalie Hartl

Statt auf dem Teller landet Schwein Nugget im Geschirr, das eigentlich für Hunde gedacht ist. Daran befestigt seine Besitzerin Christine Ewertz eine Leine und führt das Borstentier aus. Die Frau mit den geflochtenen, blauen Zöpfen und ihr tierischer Begleiter erhalten, wohin sie auch gehen, Kommentare. Von „süß“ über „lecker, Spanferkel“ bekommen die beiden bei ihren Streifzügen durch Fußgängerzone, Wald und Wiese einiges zu hören. Immer wieder trifft die Veganerin dabei auch Menschen, die mehr über ihren zweijährigen Mitbewohner erfahren wollen, der nach einer Dusche sogar mit unter die Bettdecke darf.

Inzwischen touren die beiden durch Altenheime und Kindergärten, wo gestreichelt, getätschelt und gefüttert werden darf. Auch die Kinder der Irreler Grundschule hatten die Gelegenheit, den 30 Kilo schweren Nugget näher kennenzulernen. Dafür sind Ewertz und ihr Haustier extra ins Naturparkzentrum Teufelsschlucht in Ernzen gefahren, wo die Ganztagsschüler jeden Montag durchs Geäst turnen, Tipis bauen oder Kunstwerke fertigen können (siehe Info). Ein Mini-Schwein, also ein kleinwüchsiges Hausschwein, war hier noch nie zu Besuch.

Als die Schüler aus dem Bus steigen und sich Nugget nähern, stauen einige. Was macht ein Hausschwein im Wald? Der tierische Stargast geht auf die Kinder zu und schnuppert mit der Schnauze an ihren Schnürsenkeln, für die er eine besondere Vorliebe hat. Die Streicheleinheiten lassen nicht lange auf sich warten und das Tier lässt sie geduldig über sich ergehen. Kein Quiecken, kein Fluchtreflex.

Der Eber ist an Menschen gewöhnt und nimmt den Trubel gelassen. Während manche Kinder zu Beginn skeptisch sind, verlieren sie schnell die Angst. Dutzende Hände wandern über den schwarz-gemusterten Rücken und tätscheln das Tier hinter den Ohren. „Wäre es ein Huhn, könnte man es Chicken Nugget nennen“, sagt Corentin aus der vierten Klasse. Woher kommt der Name des Paarhufers? „Es gibt Gold- und Silbernuggets“, klärt Ewertz auf. Nach den Klumpen hat die Edelstein- und Metall-Liebhaberin das Tier benannt. „Mit Chicken Nuggets hat das Ganze also nichts zu tun.“

Eine Menge, die circa zehn Prozent seines Körpergewichts entspricht, fresse das Borstenvieh jeden Tag. Das sind mehrere Kilo Obst und Gemüse. Luna, die ebenfalls die vierte Klasse der Irreler Grundschule besucht, füttert Nugget vorsichtig mit Gurken und Kartoffeln. Auch Walderdbeeren, die die Schüler am Wegesrand finden, verschlingt das Mini-Schwein.  Ganz oben auf seiner Speisekarte steht jedoch Käse. Für den scheut der Eber keinen Aufwand und richtet sich sogar auf den Hinterbeinen auf.

Seit er sieben Wochen alt ist, leben er und Ewertz zusammen. Zunächst war er der Spielkamerad eines Hundes, mit dem er sich gut verstanden habe. Doch anders als dieser hat Nugget seinen eigenen Kopf. Er kann zwar Sitz machen und hört auf seinen Namen – aber nur, wenn ihm nichts Interessanteres dazwischen kommt, zum Beispiel ein Passant mit einer Banane oder verlockende Gräser. Mit einer Wasserspritzpistole und viel Geduld hat die junge Frau ihr Schwein erzogen, dass es brav zu Hause wartet, wenn sie alleine außer Haus ist. „Er öffnet manchmal die Schränke und wühlt dann darin“, sagt sie. „Dann nehme ich eine Wasserpistole und bespritze ihn etwas.“ Trishan Jason aus der vierten Klasse kommt da eine Idee, die bei dem Schwein wahrscheinlich auf mehr Begeisterung stoßen würde: „Man könnte auch eine Schlammpistole nehmen.“

Während einige Kinder auf Stelzen Nuggets Weg kreuzen und andere Schmetterlinge mit Farben bemalen, ist für viele der tierische Gast die Hauptattraktion des Nachmittagsprogramms. Luna krault das Tier, das sich zu ihr auf die Seite gerollt hat: „Ich möchte auch ein Schwein haben.“ Ob der Vorschlag bei ihren Eltern wohl auf Begeisterung stößt?

 Nugget bekommt von den Kinder der Irreler Ganztagsschule viele Streicheleinheiten.

Nugget bekommt von den Kinder der Irreler Ganztagsschule viele Streicheleinheiten.

Foto: TV/Nathalie Hartl
 „Out of control“ steht auf dem Geschirr des Schweins – doch außer Kontrolle ist Nugget keineswegs.

„Out of control“ steht auf dem Geschirr des Schweins – doch außer Kontrolle ist Nugget keineswegs.

Foto: TV/Nathalie Hartl
 Für ein Stück Käse stellt sich Nugget auf die Hinterbeine.

Für ein Stück Käse stellt sich Nugget auf die Hinterbeine.

Foto: TV/Nathalie Hartl

Leicht ist es nicht, ein Schwein zu halten, denn die Tiere sind intelligent und benötigen viel Aufmerksamkeit. Dazu kommt, dass sie gesetzlich gesehen Nutztiere sind, was mit Auflagen zur Haltung einhergeht. „Ich habe mich erst einmal auf ganz vielen Seiten im Internet informiert und in Gruppen angemeldet“, erzählt Ewertz. Erst nach langer Recherche habe sich die Frau dazu entschieden, sich dieses  Haustier anzuschaffen. Es erfreue sich bislang bester Gesundheit „Nur zum Krallenschneiden müssen wir regelmäßig in die Bitburger Tierklinik.“

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