Tourismus Soll bald eine Hängebrücke über Neuerburg schweben?

Neuerburg · Ein ehrgeiziger Plan: Zwei Männer haben eine Brücke über Neuerburg geplant. Ob das Projekt ankommt? Die Bürger sollen am Dienstag ein Wörtchen mitreden.

 Die geplante Hängebrücke über Neuerburg: Eine Visualisierung zeigt, wie es einmal aussehen könnte, wenn sie gebaut würde.

Die geplante Hängebrücke über Neuerburg: Eine Visualisierung zeigt, wie es einmal aussehen könnte, wenn sie gebaut würde.

Foto: tv/Volker Krump

Sie schwebt 100 Meter über der Erde, hängt in der Mitte ein bisschen durch und ist der Traum zweier Männer: Volker Krump, Pächter der Burg Neuerburg, und der Architekt Jens Letzel. Gemeint ist kein Engel und auch keine Fee, sondern die Hängebrücke, die die beiden Herren sich für die Stadt Neuerburg wünschen. Schon vor einigen Jahren entstand die Idee für das 430 Meter lange Bauwerk, das den Ort an der Enz überspannen soll – und zwar von der Burg bis zur Kanzel auf der anderen Seite. „Von der Fußgängerbrücke aus könnten Touristen ganz Neuerburg überblicken, das wäre eine tolle Aufwertung für die Stadt“, sagt Krump.

Inspiriert hat beide unter anderem die Fußgänger-Hängeseilbrücke „Geierley“ in Moersdorf im Hunsrück. Diese hat seit ihrer Eröffnung Ende 2015 bereits 800 000 Besucher gehabt und der Gemeinde viel Aufsehen beschert. So ähnlich – wenn auch vielleicht nicht in dieser Größenordnung – wünschen es sich die Planer für Neuerburg. „Das könnte dem Ort neue Impulse geben“, sagt Krump. So könnte die Attraktion Menschen anlocken, die sich dann auch länger in Neuerburg aufhielten – in der Gastronomie, in Übernachtungsbetrieben oder beim Wandern. Für Letzteres haben beide Planer einen Rundweg angedacht, der von einem zum anderen Brückenkopf durch den Ort führt und Sehenswürdigkeiten wie den Hexentanzplatz, den Markt, den Stadtpark und das alte Postgebäude mit erschließt. „Für Neuerburg wäre es das Beste, was passieren kann“, findet Krump. Nur: Wer soll die zwei Millionen Euro zahlen, die das reine Brücken-Bauwerk laut einer Kalkulation der Planer höchstens kosten würde?  Auch darüber haben sich die Tüftler bereits Gedanken gemacht. Wenn ein Investor die Brücke finanzieren würde, so Krump, würde die Stadt keinen Cent dafür zahlen müssen.

Ein weiteres Modell wäre, wenn es Föderungen aus verschiedenen Töpfen gäbe –  wie in Moersdorf, wo sich bei Gesamtkosten von rund zwei Millionen Euro (inklusive Besucherzentrum und Parkplätzen, die 360 Meter lange Brücke kostete rund 1,4 Millionen Euro) die EU, das Land Rheinland-Pfalz und die umliegenden Gemeinden beteiligten. Am Ende kostete die Gemeinde die Brücke und ihr Umfeld weit mehr als die zunächst veranschlagten 350 000 Euro. Wie viel, möchte Bürgermeister Marcus Kirchhoff nicht sagen. Hohe Einnahmen gibt es für Mörsdorf (noch) nicht, wie Kirchhoff sagt. Denn die Brücke ist gebührenfrei zugänglich. Und die Parkgebühren werden genutzt, um die Brücke, Wege und Toiletten zu unterhalten und Müll zu entsorgen. Dennoch: Mit rund 265 000 Besuchern im Jahr  bringt die Brücke Leben ins 600-Einwohner-Dorf – was manch einem auch zu viel ist – und generiert indirekt Einnahmen in anderen Tourismusfeldern, wenn auch nicht klar ist, wie hoch diese sind.

Für die Neuerburger Planer steht dennoch fest, dass man dem Projekt eine Chance geben muss. Denn anders als in Moersdorf, könne man ja auch Gebühren für den Brückengang verlangen und so die Kosten wieder einspielen. Auch mit einem Investor, der die Baukosten komplett übernähme und sich das Geld über Gebühren wieder reinhole, wäre die Gemeinde komplett aus dem Schneider. Zudem verweist Krump auf die Anziehungskraft einer solchen Attraktion. So sind im Umfeld der Hängeseilbrücke in Todtnau (4900 Einwohner, Schwarzwald) inzwischen ein 299-Betten-Hotel und mehrere Ferienhäuser geplant. Allerdings ist das Projekt noch nicht in trockenen Tüchern. Ein Bürgerentscheid dazu steht noch aus.

Wie dem auch sei: Die Voraussetzungen im 1500-Einwohner-Städtchen Neuerburg sind nun mal andere. Und was sich aus dem Projekt, sollte es kommen, mal entwickelt, ist jetzt noch Zukunftsmusik. Aus den beiden Fraktionen im Neuerbuger Stadtrat gibt es laut Stadtbürgermeister Lothar Fallis eine gemischte Resonanz. Auch deshalb haben die Männer mit den hochschwebenden Plänen den Stadtrat zur Infoveranstaltung am Dienstag eingeladen. Wichtig ist ihnen auch, mit möglichst vielen Bürgern über das Projekt zu diskutieren.

Der Info-Abend zum Projekt Hängeseilbrücke ist am Dienstag, 27. November, um 20 Uhr in der Stadthalle Neuerburg.

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