Gesundheit Nur im Notfall in die Notaufnahme

Mainz/Trier · Die Kliniken ächzen unter dem Patienten-Ansturm. Jetzt gibt es Pläne zur Entlastung.

 Nicht mit jedem Wehwehchen sollten Patienten in die Notaufnahme gehen. Oft genügt ein Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Nicht mit jedem Wehwehchen sollten Patienten in die Notaufnahme gehen. Oft genügt ein Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Foto: dpa-tmn/Hauke-Christian Dittrich

Immer wieder suchen Patienten Krankenhäuser auf, weil es am Rücken zwickt oder der Hals kratzt. Für viele Kliniken sind solche Fälle ein Ärgernis, weil ihre Notaufnahmen ohnehin überlastet sind. Was tun? Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung setzte sich jüngst in die Nesseln, weil er eine Gebühr für alle erwog, die Notaufnahmen aufsuchen, ohne Notfallpatient zu sein. Nach einem Sturm der Entrüstung ruderte er zurück.

Auch in Rheinland-Pfalz stößt ein solches Modell auf wenig Gegenliebe. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) warnt vor einer Zweiklassen-Versorgung: „Menschen könnten aus finanziellen Gründen davon absehen, sich ärztliche Hilfe einzuholen. Dadurch könnten ernsthafte Erkrankungen übersehen werden“, meint die Politikerin. Auch Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, lehnt eine Gebühr ab. Nicht der Geldbeutel dürfe über eine Behandlung entscheiden. Eckart Wetzel, Leiter des Zentrums für Notaufnahme im Brüderkrankenhaus Trier, warnt, eine Pauschale schrecke auch Notfallpatienten ab, die dringend behandelt werden müssten. Eine Gebühr eigne sich nicht für die Patientensteuerung, heißt es von der Landeskrankenhausgesellschaft.

Ein Vorschlag der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz geht nun in eine andere Richtung. Ein Sprecher befürwortet auf  TV-Anfrage, Patienten sozial abgefedert an allen Gesundheitsleistungen zu beteiligen, die die gesetzlichen Krankenkassen anbieten. Patienten könnten mehr Mitverantwortung übernehmen, wenn sie Kosten kennen. Beitragssätze könnten so sinken. Ein solches Modell könnte auch überlasteten Notaufnahmen helfen, glauben die Kassenärzte, da Krankenhäuser nach Schätzungen mehr als 100 Euro pro ambulanter Behandlung angeben, Vertragsärzte im Schnitt aber einen unteren zweistelligen Betrag.

In Trier suchten im vergangenen Jahr mehr als 56 000 Patienten die Notaufnahmen im Brüderkrankenhaus und Mutterhaus auf. Beide Häuser begründen den hohen Zulauf mit Ärztemangel, langen Wartezeiten bei Terminen – und fehlendem Wissen über den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Davon gibt es nach den Kassenärzten an rheinland-pfälzischen Krankenhäusern bereits ein flächendeckendes Angebot abends, nachts und an Wochenenden.

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