Stadtentwicklung Praxis statt Kita: Speicherer Arzt will Großpraxis eröffnen

Speicher · Mit dem Bau der Kindertagesstätte in Speicher erübrigt sich die Notwendigkeit der derzeitigen Kita im Merscheider Weg. Ein vielversprechender Vorschlag für die zukünftige Nutzung des Gebäudes kommt von einem Arzt aus Speicher.

 In dieses Gebäude im Merscheider Weg könnten schon bald Ärzte einziehen.

In dieses Gebäude im Merscheider Weg könnten schon bald Ärzte einziehen.

Foto: TV/Uwe Hentschel

Man muss kein Arzt sein, um zu wissen, dass es um die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land nicht zum Besten bestellt ist. Eine Ausbildung zum Mediziner ist allerdings hilfreich, wenn es darum geht, für dieses Problem eine Lösung zu finden. Und wenn dieser Arzt dann nicht nur bei der Suche hilft, sondern selbst auch Teil der Lösung ist, dann ist das ein Idealfall. Genau danach sieht es derzeit in Speicher aus. Dort nämlich möchte der vor Ort praktizierende Allgemeinmediziner Detlef Franz Stiemert eine Gemeinschaftspraxis errichten. Und zwar eine, mit der die medizinische Versorgung im Speicherer Land für die kommenden Jahrzehnte gesichert werden soll.

„Bei uns werden in den nächsten drei bis vier Jahren fünf Kollegen aus Altersgründen wegfallen“, sagt Stiemert. Er selbst ist auch bereits 66, könnte sich also ebenfalls seinem wohlverdienten Ruhestand widmen. Doch bis es so weit ist, möchte der Mediziner erst noch dieses Projekt verwirklichen. Und einen geeigneten Standort dafür hat er auch schon gefunden: das Gebäude der Speicherer Kita im Merscheider Weg.

Seit einigen Monaten wird auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule an einer neuen Kita gebaut. In gut einem Jahr soll die Einrichtung fertig sein, so dass dann die Kinder und Erzieher aus dem Merscheider Weg in das neue Haus umziehen werden. Das derzeitige Gebäude der städtischen Kita, das dann leer stünde, würde sich laut Stiemert ideal als Gemeinschaftspraxis beziehungsweise Ärztehaus eignen. „Wir haben dort genug große Räume. Zudem ist alles ebenerdig und damit auch behindertengerecht“, sagt Stiemert, der unter anderem auch Vorstandsmitglied der Landesärztekammer ist und die Ärztliche Bereitschaftsdienstzentrale in Bitburg und Prüm leitet. „Wir sollten das Eisen also schmieden, solange es heiß ist.“

Bei der Umsetzung des Projekts helfen soll sein afghanischer und derzeit  in Waxweiler praktizierender Kollege Amin Sharifi, der kürzlich seine Prüfung zum Facharzt absolviert hat. Auf ihn hält Stiemert große Stücke. Geplant ist, dass die beiden die Praxis gemeinsam gründen und sich Stiemert dann  - wenn alles läuft – zurückzieht. Was aber nicht bedeutet, dass Sharifi dann alleine in der großen Praxis bleibt.

„Personal zu rekrutieren ist nicht das Problem“, erklärt der 66-Jährige. Es gebe genug junge, gut ausgebildete Mediziner, die auch bereit wären, auf dem Land zu praktizieren, sagt er. Woran es allerdings hake, sei die damit verbundene hohe Eigenverantwortung und der finanzielle Aufwand zur Einrichtung oder Übernahme einer ärztlichen Einrichtung. Eine Praxis im  Merscheider Weg böte genug Möglichkeiten, um jungen Ärzten den Schritt aufs Land zu erleichtern, ist Stiemert überzeugt. Und Gleiches gelte auch für angehende Fachärzte. Denn wie der Allgemeinmediziner erklärt, müssten diese im Rahmen ihrer Ausbildung 24 Monate in einer Gemeinschaftspraxis tätig sein – wofür die Einrichtung in Speicher ideal sei. Stiemert ist jedenfalls zuversichtlich, für dieses Vorhaben noch weitere Ärzte gewinnen zu können, um so eine langfristige und auch durchgehende  Versorgung für Speicher und das Umland zu gewährleisten.

Die Rückendeckung der Ärztekammer hat er bereits. Was die Rückendeckung der Stadt betrifft, so hat der Mediziner am Dienstagabend auf Antrag der SPD-Fraktion sein Konzept im Rat vorgestellt. Und auch dort gab es fraktionsübergreifend großen Zuspruch. „Wir unterstützen das Vorhaben im Interesse aller“, sagt CDU-Stadtbürgermeister Erhard Hirschberg im Nachgang der Sitzung.

Er sehe gut Chancen, das Kita-Gebäude für diese Zwecke zur Verfügung zu stellen. Zuvor müssten allerdings noch der Bebauungsplan entsprechend angepasst und die kommunalrechtlichen Vorgaben für den Verkauf oder die Vermietung des Gebäudes geklärt werden.

Zudem warte die Stadt noch auf das Ergebnis eines bereits in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Erstellung des Verkehrswerts, erklärt der Stadtbürgermeister. „Ich bin da nicht euphorisch, aber doch sehr zuversichtlich“, so Hirschberg.

Für Oswald Krumeich von der SPD-Stadtratsfraktion gilt sowohl das eine als auch das andere. „Wir sind begeistert“, sagt er. „Die Zukunft der hausärztlichen Versorgung steht auf der Agenda eines jeden Kommunalpolitikers“, so Krumeich. „Und wir haben hier das Glück, dass es uns von einem engagierten Arzt auf dem Silbertablett präsentiert wird.“

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