Verkehr Strom statt Diesel: Signale für die Eifelstrecke

Gerolstein/Trier · Der Bund hat zwar eine Initiative für die Elektrifizierung von Bahnstrecken angekündigt. Die Region könnte dabei aber leer ausgehen.

 Dilemma auf den zweiten Blick: Am Bahnhof Jünkerath erscheint alles modern. Doch die Stromkabel über den Gleisen fehlen, so wie auf der gesamten Eifelstrecke bis nach Trier.

Dilemma auf den zweiten Blick: Am Bahnhof Jünkerath erscheint alles modern. Doch die Stromkabel über den Gleisen fehlen, so wie auf der gesamten Eifelstrecke bis nach Trier.

Foto: Fritz-Peter Linden

In einigen Jahren könnte für Bahnkunden die Fahrt von Trier nach Köln beschwerlicher werden. Wenn die elektrisch betriebene S-Bahn, wie geplant, von der Metropole in Nordrhein-Westfalen bis nach Kall weitergeführt wird, ist dort Umsteigen angesagt. Denn auf den folgenden 164 Kilometern der Eifelstrecke fahren die Loks noch mit Diesel. Für Landrat Heinz-Peter Thiel ist dieses Szenario ein Schreckgespenst. „Ohne die Elektrifizierung der Eifelstrecke gerät der ländliche Raum in eine noch größere Schieflage zum Ballungszentrum“, ist er überzeugt. Und auch Triers Verkehrsdezernent Andreas Ludwig lässt keine Zweifel aufkommen: „Wir brauchen eine komplette Elektrifizierung der Strecke.“

Die Kommunalpolitiker Natürlich stören die Kommunalpolitiker auch die Abgase der Dieselloks, die technisch in etwa den Motoren der Abgasnorm 2 bei Autos entsprechen. „Das erfüllt mich mit Sorge“, sagt Landrat Thiel. „Vor allem aber ist die umfassende Modernisierung der Bahnstrecke wichtig, um die Strukturentwicklung nicht zu gefährden.“

Der Verband Mit diesem Plädoyer für eine möglichst rasche Elektrifizierung der Eifelstrecke stehen die Kommunalpolitiker nicht allein. Auch der für den Schienennahverkehr zuständige Zweckverband SPNV Nord hat sich in seiner letzten Versammlung klar dafür ausgesprochen, mittelfristig die Dieselloks durch Züge zu ersetzen, die mit Strom betrieben werden (TV vom 8. August). Der Ende Januar aus dem Amt scheidende Verbandsdirektor Thomas Geyer warnte in dieser Sitzung, es bestehe die Gefahr, dass künftig keine oder weniger durchgängige Züge von Trier nach Köln fahren. Auch Trier-Saarburgs Landrat Günther Schartz hatte damals seinen Ärger formuliert: „Es kann doch nicht sein, dass Nordrhein-Westfalen seinen Teil der Eifelstrecke attraktiver macht und wir abgehängt werden.“ Eine Machbarkeitsstudie soll nun drei Varianten untersuchen: die vollständige Elektrifizierung, eine teilweise Elektrifizierung von Köln bis Gerolstein und die kleine Variante von Köln bis Kall.

Der Bund Angesicht der hohen Kosten von bis zu drei Millionen Euro pro Kilometer Schiene kann jeder größere Ausbau nur mit Unterstützung des Bundes erfolgen. Maßgeblich ist dabei der Bundesverkehrswegeplan. So hat die Bundesregierung zwar angesichts des Dieselskandals das Ziel formuliert, den Anteil der elektrifizierten Bahnstrecken von derzeit 60 auf 70 Prozent zu erhöhen. In der Liste der als vorrangig bewerteten Projekte ist Rheinland-Pfalz derzeit allerdings nicht erwähnt. Ob die Eifelstrecke aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums in die Riege der Projekte mit potenziellem Bedarf aufgenommen wird, ist noch nicht abschließend bewertet.

Das Land Die Landesregierung in Mainz beantwortet Fragen des Trierischen Volksfreunds zu einem Ausbau der Verbindung zwischen Trier-Ehrang und Landesgrenze mit Verweis auf Berlin: „Die Landesregierung sieht die weitere Elektrifizierung von Bahnstrecken als sehr wichtig und sinnvoll an“, sagt die Sprecherin von Verkehrsminister Volker Wissing. „Größere Infrastrukturmaßnahmen wie die Elektrifizierung von Bahnstrecken sind jedoch in allen Bundesländern ohne ein Bundesprogramm nicht möglich.“ Hinweise zur zeitlichen und inhaltlichen Ausgestaltung des Elektrifizierungsprogramms gebe es von Seiten des Bundes allerdings noch nicht.

Wie Pressesprecherin Nicola Diehl bestätigt, sieht die Landesregierung die Eifelstrecke grundsätzlich als Kandidaten für einen Ausbau. Darüber gebe es einen intensiven Austausch mit den politischen Gremien in Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen hier zu einem gemeinsamen ländergrenzüberschreitenden Vorgehen kommen.“ Anhand von Gutachten lasse das Land die Möglichkeiten und Potentiale zur Elektrifizierung rheinland-pfälzischer Strecken prüfen. Ergebnisse sollen im Frühjahr 2019 vorliegen. Wichtig sei es, dabei die gesamte Eifelstrecke zu betrachten. „Eine isolierte Lösung für einzelne Abschnitte würde keinen Sinn ergeben.“

Die Diskussion Landrat Thiel treibt derweil die Sorge, dass die Zeit davon läuft. „Es ist wichtig, dass alle Akteure aus unserer Region ein deutliches Signal senden: Wir stehen geschlossen für die Elektrifizierung der Eifelstrecke.“ Bei einer Diskussionsveranstaltung am Freitag, 19 Uhr, im Lokschuppen Gerolstein sollen deshalb alle Argumente intensiv abgewogen werden, die für oder auch gegen einen Ausbau sprechen. Zumindest die Podiumsgäste werden dann gehörig unter Strom stehen.

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