Vereine Nazi-Symbol macht Moselort wütend

Temmels · Die Temmelser wollen am 20. Juli ihren neuen Sportplatz einweihen. Vorher soll noch das Hakenkreuz entfernt werden, das jemand mit Unkrautvernichter auf das satte Grün geschmiert hat. Einfach ist das nicht.

 Unbekannte haben mit Unkrautvernichter ein Hakenkreuz auf dem nagelneuen Rasenplatz in Temmels hinterlassen. Hermann Heinz, Vorsitzender des SV Temmels, hofft, dass es bis zur Einweihungs- und Jubiläumsfeier des Vereins entfernt werden kann.

Unbekannte haben mit Unkrautvernichter ein Hakenkreuz auf dem nagelneuen Rasenplatz in Temmels hinterlassen. Hermann Heinz, Vorsitzender des SV Temmels, hofft, dass es bis zur Einweihungs- und Jubiläumsfeier des Vereins entfernt werden kann.

Foto: TV/Christian Kremer

Die Polizei und die Mitglieder des SV Temmels ärgern sich über einen 70 mal 70 Zentimeter großen, hellbraunen Fleck mitten auf dem nagelneuen Rasenplatz in dem Obermoselort. Dunkelbrauner als der Rasen scheint das Gedankengut desjenigen zu sein, der den Fleck mit Unkrautvernichter dort hingesprüht hat: Der Fleck hat die Form eines Hakenkreuzes. Und das Nazi-Symbol befindet sich fast genau dort, wo beim Fußballspielen normalerweise mit Kalk der Anstoßpunkt hingemalt wird.

Harald Lahr, der Leiter der Polizeiinspektion Saarburg, sagt: „Das ist ein Unding!“ Obwohl der Platz auf drei Seiten von Häusern umsäumt ist, hat sich laut Lahr bisher kein Zeuge gemeldet. Und die Polizisten ermitteln laut Lahr nicht nur wegen Sachbeschädigung, sondern wegen Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (Paragraf 86a im Strafgesetzbuch). Auf diese Straftat folgen laut Gesetzestext bis zu drei Jahre Haft. Auch die Ermittlungen laufen anders als bei einer Sachbeschädigung. „Wir haben eine kriminaltechnische Meldung auf Landesebene gemacht“, sagt Lahr.

Über die Motive für die Tat wird viel spekuliert. Die Menschen fragten sich, warum jemand, der dem Verein schaden wolle, ausgerechnet ein Hakenkreuz hinterlassen habe, sagt Lahr. Das verfassungswidrige Zeichen deute nicht auf einen Zusammenhang mit dem Finanzier des Platzes hin. Das ist die Discounterkette Norma. Sie hatte den alten Temmelser Sportplatz von der Gemeinde übernommen, um eine Filiale an die B 419 zu bauen und im Gegenzug den neuen Platz für Temmels gebaut (der TV berichtete).

Der SV Temmels hat den Platz nun von der Ortsgemeinde gepachtet. Und auch Hermann Heinz, Vorsitzender des Sportvereins, hat keine Ahnung, wer hinter der Aktion mit dem Hakenkreuz steckt. Er sagt: „Ich würde mich freuen, wenn etwas herauskäme, aber ich bin auch skeptisch.“

Skeptisch ist er auch in Bezug auf eine Reparatur des Rasens. Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Konz, die für die Pflege der Sportplätze in den Ortsgemeinden zuständig sind, haben sich laut dem Vereinsvorsitzenden den verdorrten Rasen angesehen. Noch gebe es keine Lösung, wie der Platz repariert werden könne, sagt Heinz.

Ausstechen und Austauschen funktioniere nicht. Es sei nur möglich, die Stelle mit grüner Farbe zu kaschieren und abzuwarten, bis die Wirkung des Unkrautvernichtungsmittels nachlasse. Dass es bei der offiziellen Einweihung des Platzes am Freitag, 20. Juli, so weit ist, bezweifelt Heinz.. Gefeiert werde aber auf jeden Fall – nicht nur die Einweihung, sondern auch das 90-jährige Bestehen des SV Temmels.

Ortsbürgermeister Herbert Schneider ist sich hingegen sicher: „Auf jeden Fall ist das Ding zur Eröffnung weg“, sagt er zu dem Hakenkreuz. Er habe die Tat vor seinem Urlaub angezeigt und sagt ansonsten nur noch: „Die Doofen sterben nicht aus.“  Auch Joachim Weber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde geht davon aus, dass der Platz bis zur Einweihung repariert wird. Die Tat verurteile er, sagt Weber. „Wir hoffen, dass die Temmelser ihr Fest ohne weitere Störungen feiern könnnen.“

Ohne Störung läuft bisher auch der Betrieb auf dem neuen Platz. Seit August 2017 spielen und trainieren Mannschaften auf dem Rasen. Die Vereinsmitglieder haben seitdem laut Heinz schon 1200 Stunden Eigenleistung in das Vereinsheim und die Außenanlagen gesteckt. Sie haben mit Hilfe von Sponsoren aus dem Ort das Innere des Vereinsheims ausgebaut, den Außenbereich gestaltet und einen Zaun am Moselradweg aufgestellt. Trotz der Nähe zum Ufer sei noch kein Ball in den Fluss geflogen, sagt Heinz. Und eine sportliche Feuertaufe hatte der Platz auch schon: Am 19. Mai gewann der SV Sirzenich dort das Kreispokalfinale 3:1 gegen Tawern – vor insgesamt 600 Zuschauern.

 Diese Nahaufnahme zeigt, wie sehr das Gras des neuen Platzes unter der Aktion gelitten hat.

Diese Nahaufnahme zeigt, wie sehr das Gras des neuen Platzes unter der Aktion gelitten hat.

Foto: TV/Christian Kremer
 Der Rasen hat stark unter dieser Aktion gelitten.

Der Rasen hat stark unter dieser Aktion gelitten.

Foto: TV/Christian Kremer

Die Polizei sucht weiter nach Zeugen. Wer etwas im Umfeld des Rasenplatzes beobachtet hat oder einen Verdacht hat, wer hinter der Tat steckt, meldet sich bei der Polizeiinspektion Saarburg unter  der Telefonnummer  06581/91550.

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