Verkehr Radfahrer fühlen sich nicht wohl in Trier

Trier · Beim bundesweiten Fahrradklimatest landet die Stadt weit hinten. Dafür werden konkrete Gründe genannt.

 Piktogramme in der Weberbach sollen Autofahrer auf Radfahrer aufmerksam machen.

Piktogramme in der Weberbach sollen Autofahrer auf Radfahrer aufmerksam machen.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Harald Jansen

Es ist erst ein paar Monate her, da hatten Radfahrer zwei Tage lang Vorfahrt in der Stadt. Für die Teilnehmer der Deutschlandtour-Etappen wurden Straßen gesperrt, mussten parkende Autos weichen und gab es so breite Wege, dass ein ganzes Fahrerfeld bequem vorankam. Die Wirklichkeit jenseits der Tour ist nach Ansicht der 274 Teilnehmer am deutschlandweiten Fahrradklimatest des Allgemeine Deutsche Fahrrad-Clubs (ADFC) eher eine Tortur. In nahezu allen abgefragten Bereichen hat es dabei schlechte Noten gehagelt. Landet Trier im Deutschlandvergleich zu Recht auf einem der hinteren Ränge? Und zwar auf Platz 32 von insgesamt 41 Städten zwischen 100 000 und 200 000 Einwohnern?

Die Einzelbewertung Ähnlich wie in der Schule haben die radfahrenden Tester Noten zwischen 1 (fahrradfreundlich) und 6 (nicht fahrradfreundlich) verteilt. In Trier habe es  Bewertungen zwischen 2,6 (umgerechnet in Schulnoten ist das eine 2 -) und 5 (umgerechnet eine 5 +). Als positiv wird gewertet, dass Radler in geöffneten Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung fahren dürfen. Da schneidet Trier sogar besser ab als vergleichbare Städte Die Wegweisung für Radfahrer und die Erreichbarkeit des Zentrums werden jeweils mit einer 3 - ebenfalls unter der Rubrik Stärken abgebildet.

Die übrigen Ergebnisse fallen nicht nur im Vergleich mit anderen Städten schlechter aus. Sie bewegen sich im Bereich der Schulnoten 4 + und schlechter. Nach Ansicht der Radfahrer steht es beispielsweise gar nicht gut um das Sicherheitsgefühl der Radler oder die Ampelschaltungen. Kritik gibt es auch an der Breite der Radwege, der Falschparkerkontrolle auf Radwegen und die Verkehrsführung an Baustellen.

Das sagt die Stadtverwaltung Michael Schmitz, Sprecher der Stadtverwaltung sagt: „Radverkehr ist mittlerweile voll im Zentrum des allgemeinen Bewusstseins angekommen, wozu sicherlich auch Debatten über Diesel-Krise, das Klima und das steigende Gesundheits- und Fitnessbewusstsein beitragen.“ Er vertritt die Auffassung, dass möglicherweise der Zeitraum der Befragung 1. September bis 30. November 2018 einen Einfluss auf die Werte gehabt habe. Denn die Fahrradstraße Süd sei erst am 23. November eröffnet worden. Die Fahrradstation am Hauptbahnhof sei zwar seit Ende Oktober offen, sei jedoch „vielleicht noch nicht richtig im öffentlichen Bewusstsein angekommen.“

Für die Stadtverwaltung gelten die Radquerung Engelstraße – Simeonstiftplatz und der Verteilerkreis Nord als neuralgische Punkte. „Insgesamt sollen die bereits bestehenden und zusammenhängenden Radrouten besser erkenn- und nachvollziehbar werden.“ So würden Routenführungen, Überführungen und Anschlüsse sicherer und intuitiver gestaltet, sagt Schmitz (siehe Info). „Es sollen gefühlte und tatsächliche Gefahrenstellen beispielsweise rot eingefärbt und eventuell um noch mehr Piktogramme ergänzt werden.“

Keine Änderung der aktuellen Praxis wird es beim Parken auf Radwegen geben. Dazu sagt der Stadtsprecher: „Wer sein Auto auf einem Radweg parkt, handelt ordnungswidrig und muss mit einem Bußgeld von 15 bis zu 35 Euro oder sogar mit dem Abschleppen des Fahrzeugs rechnen.“ Diese Parkverstöße würden weiter von der Verkehrsüberwachung in der Stadt protokolliert und geahndet.

Das sagt der ADFC Johannes Ulbrich, Vorsitzender des ADFC Trier, nennt drei Themenschwerpunkte, bei denen Verbesserungen notwendig wären: Die Radwegführung an der Mosel und die Verbindungen zur Stadt. das zum Teil fehlende Miteinander der Verkehrsteilnehmer (beispielsweise nicht ausreichender Überhol­abstand) sowie das nicht durchgehende Radverkehrsnetz mit seinen Führungsformen.

Als Verbesserungen gegenüber früheren Jahren nennt Ulbrich die Fahrradstraße in Trier-Süd, die Nordumfahrung der Innenstadt und nach dem Ende der Bauarbeiten am Nikolaus-Koch-Platz auch die Südumfahrung des Zentrums. Zudem sei die Zahl der Fahrradabstellplätze erhöht worden. Konkrete neuralgische Punkt im Stadtgebiet sind aus Sicht des ADFC der Alleenring sowie die Zu- und Abfahrtmöglichkeiten zum Bahnhof.

Das Problem mit den Falschparkern wird sich nach Ansicht des Fahrradfahrervereins nur durch mehr Personal reduzieren. „Bei der Baustellenführung würde es in den meisten Fällen schon helfen, wenn der Plan der Stadt durch die Baufirma auch entsprechend umgesetzt wird“, sagt Johannes Ulbrich. Darüber hinaus seien geschützte Fahrradstreifen mit baulicher Trennung zur Fahrbahn eine Möglichkeit, sowohl die objektive Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen als auch das Falschparken effektiv zu verhindern.

 Der Radfahrern reservierte Streifen an der Gartenfeldkreuzung war anfangs umstritten. Inzwischen haben sich alle Verkehrsteilnehmer an die Spur gewöhnt.

Der Radfahrern reservierte Streifen an der Gartenfeldkreuzung war anfangs umstritten. Inzwischen haben sich alle Verkehrsteilnehmer an die Spur gewöhnt.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Harald Jansen
 Wer vorschriftsmäßig den auf der Römerbrücke stromaufwärts liegenden Bürgersteig benutzt und zum Moselradweg will, hat ein Problem. Denn der Radweg endet im Nichts. Im Zuge der anstehenden Arbeiten an der Luxemburger Straße soll sich das ändern.

Wer vorschriftsmäßig den auf der Römerbrücke stromaufwärts liegenden Bürgersteig benutzt und zum Moselradweg will, hat ein Problem. Denn der Radweg endet im Nichts. Im Zuge der anstehenden Arbeiten an der Luxemburger Straße soll sich das ändern.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Harald Jansen

Die komplette Auswertung des Fahrradklima-Tests ist im Internet abrufbar unter der Adresse object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2018/data/2018/Trier.pdf

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