Umweltschutz TV-Serie Klimaschutz konkret – Was der klimabewusste Freizeitgärtner alles bewirken kann

Trier · Während die Politik sich den Kopf zerbricht, wie Kohlendioxid gespeichert, klimaschädliche Gase verringert und Feinstaub gefiltert werden können, liegt eine Lösung mit grünen Gewächsen direkt vor der Haustür.

 Durch Begrünung und Umgestaltung des eigenen Umfeldes kann man bereits das Kleinklima positiv beeinflussen.

Durch Begrünung und Umgestaltung des eigenen Umfeldes kann man bereits das Kleinklima positiv beeinflussen.

Foto: Katrin Hofmeister

Vom Baum über Sträucher bis hin zum Bodendecker haben Pflanzen die Zauberformel für einen messbaren Klimaschutzeffekt durch ihre Photosynthese längst erfunden (Extra). Welchen Beitrag können Gärten also für den Klimaschutz leisten? „Durch eine Begrünung und Umgestaltung des eigenen Umfeldes kann man bereits das Kleinklima positiv beeinflussen“, sagt Eva Morgenstern von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz. Je mehr Menschen das tun, umso größer ist die Wirkung.

Mehr Grün in bebaute Gebiete: Pflanzen nehmen klimaschädliche CO2-Emissionen auf und reinigen die Luft. Bäume sind dabei besonders effizient. Die natürlichen Schadstofffilter speichern aber nicht nur klimaschädliches Kohlenstoffdioxid. Sie reduzieren auch andere gesundheitsgefährdende Gase. Und es kommt noch besser: Die grünen Lungen wirken wie eine natürliche Klimaanlage. Jeder kennt das angenehme Gefühl, an einem Sommertag aus der sengenden Sonne in den kühlen Schatten eines Baumes zu flüchten. Alles Grün verdunstet über seine Blätter Wasser und entzieht der Umgebung dafür Wärme. Versiegelte Flächen dagegen heizen zusätzlich auf. Nachts geben sie die gespeicherte Wärme ab.

Im anderen Extrem, bei starken Regenfällen, fließt das Wasser hier ungebremst ab. „Um Abwasserkanäle bei Starkregen zu entlasten, sei es wichtig, dass Wasser im Garten bleibe“, sagt Morgenstern. Auf bewachsenen Flächen kann Wasser eindringen. Für Gartenwege, Stellplatz und andere stark frequentierte Bereiche sollte man Beläge wie Rasensteine wählen, die das Wasser vor Ort versickern lassen.

Neue Flächen erschließen: Anstatt Gärten mit Steinen zuzupflastern oder gar „Gärten des Grauens“ anzulegen, wie die mit Schotter, Kies und Schieferschüttungen verfüllten Vorgärten bereits genannt werden, ist es sinnvoll, selbst Innenhöfe, Dächer und Fassaden zu begrünen. Für urbane Räume hat man dafür sogenannte „Living Walls“, also lebende Wände entwickelt. Sie erlauben das Gärtnern in Textiltaschen in der Vertikalen. Neben dem wohltuenden Temperaturausgleich und mehr Pflanzfläche schaffen die grünen Inseln neue Lebensräume für Insekten.

Mit der Natur gärtnern: Artenvielfalt bringt Nützlinge hervor. Diese sind Verbündete im Kampf gegen Schädlinge. Das wiederum hilft Pflanzenschutzmittel sparen.  Im klimafreundlichen Garten sind die chemischen Mittel allein schon wegen ihrer Ökobilanz tabu. Die Produktion von Spritzmitteln ist energieintensiv. Das gilt auch für Düngemittel. „Die meisten Gärten sind ohnehin überdüngt, wie statistische Auswertungen von Bodenproben zeigen“, sagt Morgenstern. Überdüngte Böden bergen nicht nur eine Gefahr für das Grundwasser. Ein Teil des Stickstoff-Überschusses wird als Lachgas in die Atmosphäre freigesetzt. Lachgas ist 310-mal schädlicher als Kohlenstoffdioxid.

Gesunder Boden: In diesem Zusammenhang stellen verdichtete Böden ein Problem dar. Im umweltfreundlichen Garten bleibt ein lebendiger Boden mit einer möglichst krümeligen Struktur deshalb oberstes Ziel. Dabei hilft Kompost. Er verbessert den Boden. Allerdings will auch das richtige Kompostieren gelernt sein. Bekommt der Komposthaufen zu wenig Luft oder wird zu feucht, entwickelt sich Fäulnis. Fehlt der Sauerstoff, läuft die Zersetzung anaerob ab. Dabei entweicht klimaschädliches Methan. Gut gemixt ist daher halb gewonnen: Wer auf eine ausgewogene Mischung von feinem und grobem Material achtet und den Kompost während der Rotte öfter durchmischt, sorgt für ausreichende Belüftung.

Ersatzstoffe für Torf: Kompost gilt als Alternative zu Torf. Für die Torfgewinnung zerstört man wertvollste Biotope. Während man zum Schutz des Klimas bereits fordert, Moore wieder zu vernässen, um CO2 zu binden, wird das Klimagas beim Torfabbau freigesetzt. Nicht unproblematisch sind Torfersatzstoffe wie Kokosfasern. Sie kommen aus tropischen Gebieten und sind allein schon wegen der langen Transportwege klimaschädlich.

Transport vermeiden: „Wenn man fragt, was der klimabewusste Freizeitgärtner tun kann, muss man sich bewusst machen, dass sehr viel CO2 durch den Transport von Waren in die Atmosphäre gelangt“, gibt Morgenstern zu bedenken. Beim Anbau von Obst- und Gemüse im eigenen Garten sei der Transport gleich null: „Also ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.“

Das bringt das Klimaschutz-Fass zum Überlaufen: Falsches Wassermanagement. Ein perfekter Rasen verlangt einen hohen Mitteleinsatz. Das Wässern in Trockenperioden fällt ganz besonders ins Gewicht. Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz rät: „Wer regelmäßig größere Flächen bewässern muss, sollte sich von seinem Rasensprenger verabschieden. Er arbeitet nach dem „Gießkannenprinzip“, also wenig effektiv. Besser sei es, ein Bewässerungssystem zu wählen, das Wasser gezielt im Wurzelbereich abgibt. Durch Tröpfchenbewässerung beispielsweise kann der Verbrauch der wertvollen Ressource Trinkwasser um 30 bis 50 Prozent gesenkt werden. Regenwasser sollte aufgefangen werden. Wasser aus der Regentonne beziehungsweise Zisterne hat zudem den Vorteil, dass es kalkfrei ist und damit für alle Kulturen geeignet.

Noch mehr Klimaschutz im Garten: Handarbeit ist umweltfreundlich. Wer anstelle des Laubbläsers den Rechen nimmt spart Energie. Beim Heckenschnitt zahlt sich die Handarbeit mit einer scharfen Schere doppelt aus: Der Schnitt ist präziser und bietet weniger Eintrittsfläche für Krankheiten. Wer glaubt, sauber sei eine Terrasse, wenn das Moos mit dem Dampfstrahler aus der letzten Ritze gekärchert ist, irrt gewaltig. Moose gehören zu den besten Feinstaubfängern und sorgen für saubere Luft.

Holz ist als nachwachsender Rohstoff klimafreundlicher als Kunststoff. Allerdings sollte man darauf achten, wo das Material herkommt und mit welchem Aufwand es produziert und transportiert wurde. Heimische Hölzer für Gartenmöbel aus nachhaltiger Forstwirtschaft wie Lärche, Akazie oder Edelkastanie sind witterungsbeständig und den Tropenhölzern Teak oder Bangkirai aus ökologischer Sicht vorzuziehen.

Plastik vermeiden: Tontöpfe sind in der Herstellung umweltfreundlicher als Plastik. Als Alternative zu Gemüseschutznetzen aus Kunstfasern gibt es Abdeckgaze aus Bio-Baumwolle. Anstelle von Folie kann man Garten-Mulchpapier verwenden. Und selbst Tunnel- oder Mulchfolien werden bereits auf Basis von Getreidemehl in einer biologisch abbaubaren Variante angeboten.

Mit Sonnenenergie kann man Springbrunnen über eine Photovoltaikanlage betreiben.

Weniger grillen reduziert den ökologischen Fußabdruck.

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