Sport TV-Serie Spochtipedia: Turnvater Jahn und seine Erben

Trier · Vor über 200 Jahren etablierte sich die Turnbewegung. Viele Talente auch in der Region Trier.

 Turngeräte wie Reck und Barren gehen auf Friedrich Ludwig Jahn (hier auf einer Zeichnung) zurück.

Turngeräte wie Reck und Barren gehen auf Friedrich Ludwig Jahn (hier auf einer Zeichnung) zurück.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb/-

Friedrich Ludwig Jahn, der als „Turnvater Jahn“ bekannt wurde, und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die deutsche Turnbewegung aus der Taufe hob, gilt als Urahn des sportlichen Kunstturnens.

In der Berliner „Hasenheide“ entstand auf seine Initiative hin im Jahr 1811 der erste öffentliche Turnplatz. Aus dem Turnunterricht in den Schulen entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte und unter verschiedenen Regimen und Ideologien das Kunst- oder Gerätturnen mit seinen verschiedenen Einzeldisziplinen.

Das Turnen galt als die klassische Körperertüchtigung schlechthin. Der olympische Zwölfkampf, bestehend aus Pflicht und Kür-Übungen an Barren, Sprung, Pauschen- oder Seitenpferd, Ringen, Boden und dem „Königsgerät“, dem Reck, bildete die Basis zur Ermittlung des „Königs der Athleten“ noch vor dem leichtathletischen Zehnkampf.

Demzufolge wohl auch historisch bedingt gehörten deutsche (Vor-)Turner auch international schon immer zu den Besten ihres Fachs. In vielen Fällen bildeten sich aus den traditionell  zuverlässigen Mehrkämpfern, die alle Geräte (fast) gleich gut beherrschten, Spezialisten an den einzelnen Geräten heraus.

Namen wie Helmut Bantz, Philipp Fürst, Willi Jaschek oder Eberhard  Gienger standen über Jahre hinweg für die außerordentliche Qualität des deutschen Kunstturnens. Heute wird das Kunst- oder Geräteturnen in den Teamwettbewerben meist von Japanern, Chinesen oder Russen dominiert. An den einzelnen Geräten kommen aber auch immer wieder Spitzenathleten aus Nationen, die keine große Kunstturn-Vergangenheit haben, hinzu.

Auch in der Region hatten und haben sich viele Vereine dem Kunstturnen als Leistungssport verschrieben. Die TG Saar als ehemaliger Deutscher Meister gehört immer noch zu den besten Teams in der 1. Kunstturn-Bundesliga.

Der TV Bitburg, die TG Konz, der TV Germania Trier oder der TV Hermeskeil (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) brachten immer wieder junge Turner hervor, die über die Grenzen der Region hinweg für Erfolge gut waren.

Der TV Hermeskeil richtete sogar im Jahr 1974 in der dortigen Hochwaldhalle die Deutschen Jugendmeisterschaften im Kunstturnen aus und stellte mit Uli Eiden vom gastgebenden TVH einen Medaillengewinner am Boden.

 Ab an die Ringe – eine der Disziplinen im Geräteturnen.

Ab an die Ringe – eine der Disziplinen im Geräteturnen.

Foto: picture alliance / dpa/Lukas Schulze

Inzwischen sind die klassischen Kraft- und Schwungelemente, die das Kunstturnen über Jahrzehnte hinweg geprägt haben, immer mehr von zirzensischen Einlagen und Höchstleistungen abgelöst worden. Aus der Hasenheide von Turnvater Jahn vor 200 Jahren ist inzwischen eine Show-Arena für akrobatische Nummern geworden.

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