Feuerwehr Unterschätzte Gefahr: Immer öfter beginnen Hausbrände am Herd

Trier · Mal verkohlt vergessenes Essen, mal brennt ein auf der Herdplatte abgestelltes Brett: Jeder fünfte Hausbrand beginnt auf dem Küchenherd. In Trier gibt es derzeit eine regelrechte Serie solcher Brände. Immer wieder wurde die Berufsfeuerwehr in den vergangenen Wochen gerufen, um Feuer zu löschen und völlig verrauchte Küchen freizupusten.

 Ein Herdbrand kann schwere Schäden verursachen.

Ein Herdbrand kann schwere Schäden verursachen.

Foto: TV/Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung

„Fast alle derartigen Brände werden durch menschliches Fehlverhalten verursacht“, warnt das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS). Anders als man vielleicht vermuten würde, steht Vergesslichkeit nicht an erster Stelle dieser Fehler. In zwei von drei Fällen wird der Herd laut IFS nämlich aus Versehen und unbemerkt eingeschaltet. Zum Beispiel, weil man in der Bewegung gegen die Knöpfe stößt. „Das passiert meist in Appartements, wo es räumlich sehr eng ist“, sagt Michael Budinger von der Trierer Feuerwehr, die regelmäßig zu Studentenwohnungen ausrückt.

Eine heiße Herdplatte alleine löst noch nicht unbedingt ein Feuer aus. Doch in kleinen Wohnungen kommt ein gravierendes Problem hinzu: Weil Platz Mangelware ist, wird der Herd als Abstellfläche genutzt. Toaster, Wasserkocher oder Lebensmittel haben auf dem Kochfeld ihren festen Platz. Bis sie brennen, dauert es oft nur wenige Minuten.

Das Problem bei alledem ist auch ein psychologisches: Menschen unterschätzen die Gefahr, die von ihrem Küchenherd ausgeht. „Wir neigen dazu, außergewöhnliche Gefahren zu über- und die Alltagsrisiken zu unterschätzen“, sagt IFS-Geschäftsführer Hans-Hermann Drews, dessen Team aus Naturwissenschaftlern und Ingenieuren bundesweit täglich Brandstellen untersucht. Nahezu alle Herdbrände ließen sich laut Drews verhindern, wenn die Geräte als das wahrgenommen würden, was sie sind: die modernen Feuerstellen des Hauses.

Die Auswertung des Instituts zeigt, dass die Zahl dieser Brände seit Jahren steigt. Die Schadenforscher vermuten, dass dies verschiedene Ursachen hat: Es gibt immer mehr ältere Menschen und immer mehr Singlehaushalte. In diesen ist das Kochen oft nicht nur Nebensache. Dort sind auch die Küchen kleiner, obwohl immer mehr Geräte untergebracht werden wollen.

Was also tun? „Die Herdfläche muss immer frei bleiben“, mahnt Budinger und weist zudem darauf hin, dass lebensrettende Rauchmelder in Rheinland-Pfalz Pflicht sind. In der Tat ist es oft das durchdringend laute Piepen, das Schlafende oder Nachbarn alarmiert und Schlimmeres verhindert. Auch ein Induktionsherd kann helfen, das Risiko zu verringern. Denn bei solchen Geräten, die mit Magnetfeldern arbeiten, wird der Topf, nicht aber die Herdplatte erhitzt. Zudem werden Töpfe automatisch erkannt: Wenn keiner auf der Platte steht, schaltet sich das Feld selbst ab.

Sollte es dennoch so weit kommen, dass auf dem Herd abgestellte Geräte, die Dunstabzugshaube oder Schränke Feuer fangen, raten Experten dazu, ruhig zu bleiben. Wenn dies ohne Gefahr möglich ist, solle man den Herd ausschalten, die Küche verlassen und den Notruf wählen. Sehr wichtig ist es laut Budinger, die Türen zu schließen, um zu verhindern, dass der Rauch sich ausbreitet.

In der Regel sind solche Feuerwehreinsätze für den Verursacher kostenlos. „Die Gemeinden müssen ja den Brandschutz sicherstellen“, sagt Bitburgs Wehrleiter Manfred Burbach. Voraussetzung ist natürlich, dass das Feuer nicht vorsätzlich gelegt wurde.

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