Kultur Trierer Theater: Aufbruch in alter Baustelle

Trier · Viele Probleme, die das Trierer Theater in die Krise gestürzt haben, sind inzwischen gelöst. Nicht jedoch die Sanierungsfrage.

 Dieses Archivbild zeigt die Bauarbeiten im Großen Haus kurz vor der Eröffnung im September 1964. Heute ist das Theater sanierungsbedürftig.

Dieses Archivbild zeigt die Bauarbeiten im Großen Haus kurz vor der Eröffnung im September 1964. Heute ist das Theater sanierungsbedürftig.

Foto: Friedemann Vetter

Als der neue Intendant Manfred Langner sich das Trierer Theater erstmals ansah, habe er eine „sehr deprimierte Stimmung“ erlebt. „So sollte Theater nicht sein“, sagt er. Seitdem ist viel passiert:

Die Finanzprobleme, die unter Ex-Intendant Karl Sibelius eskalierten, sind gelöst. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, wird das Jahr 2018 – das zeigen Zahlen, die dem Kulturausschuss am Mittwochabend vorgelegt wurden – mit einem Plus von 170 000 Euro abschließen. Langner steht allerdings auch viel mehr Geld zur Verfügung als Sibelius. Letzterer hatte nach Auskunft von Verwaltungsdirektor Herbert Müller 2015 ein Budget von 13,8 Millionen (gab jedoch 14,6 Millionen Euro aus) und 2016 ein Budget von 14,1 Millionen Euro (und gab 15,3 Millionen aus). Bedenkt man, dass Sibelius’ Etat nachträglich erhöht wurde, ergibt sich laut Müller ein Minus von rund drei Millionen Euro.

Langner darf nun für 2018 – ganz regulär – mit Ausgaben von 15,1 Millionen Euro planen. Die Zahlen beziehen sich auf Geld, das für Personal, Energie oder Kostüme wirklich fließt. Nicht eingerechnet sind jene Kosten, die nur verbucht werden, weil die Stadtverwaltung Aufgaben für ihr Theater übernimmt. Das Land trägt – anders als bei Sibelius’ Budgetüberschreitung – knapp die Hälfte der Kosten (das sind für 2018 rund 6,9 Millionen Euro). Und obwohl der städtische Zuschuss 2018 mit rund neun Millionen Euro fast so hoch ist wie zum Höhepunkt der Sibelius-Krise (9,4 Millionen), regt sich aktuell niemand auf. Bis 2022 soll der Etat sogar auf 16,5 Millionen Euro wachsen – was vor allem an steigenden Gehältern liegt. Dass das Theater 2018 bereits ein gutes Stück teurer ist als 2017, liegt auch daran, dass es nun wieder einen Intendanten und einen Operndirektor hat. An diesen Mehrkosten werde sich also nichts ändern, sagt Kulturdezernent Thomas Schmitt. „Hoffentlich“, raunt ein Ausschussmitglied, das sich nach vergangenen Turbulenzen Stabilität zu wünschen scheint.  „Wir sind nach wie vor das günstigste Theater in Rheinland-Pfalz“, betont Schmitt. Es sei ein sparsamer Ansatz. So knapp bemessen, „dass wir die Landesmittel, die wir bekommen könnten, gar nicht komplett abrufen.“

Aktuelle Zahlen und begeisterte Zuschauer zeigen: Die Imageprobleme könnten ebenfalls passé sein. Zwischen 2015 und 2017 waren die Besucherzahlen  von 98 000 auf 73 000 eingebrochen. Ein Rekordtief. Diesen Mittwoch waren für die junge Spielzeit bereits 44 000 Tickets verkauft. Damit ist es wahrscheinlich, dass das Haus die für 2018 kalkulierte Besucherzahl von rund 78 000 erreicht. Ab 2020 rechnet es mit 96 000 Zuschauern.

Das künstlerische Zukunftskonzept soll all das möglich machen. Zunächst stehe Konsolidierung im Vordergrund, sagt der Intendant. „Wir müssen wieder Vertrauen schaffen und Interesse wecken.“ Neben einer Uraufführung wie dem „Marx’ Bankett“ findet sich daher viel Populäres im Spielplan.

Die Identifikation der Zuschauer mit ihrem Theater sei ihm wichtig. Statt immer neue Gäste einzuladen, hat Langner das feste Ensemble vergrößert. Dabei setzt er auf junge Talente und erfahrene Spartenleiter. Politisch solle das Theater sein, ein Spiegel der Gesellschaft. „Wir werfen Fragen auf, aber wir geben keine Antworten.“ Seine Absicht sei es nicht, sich für die nächste große Intendanz zu bewerben, sondern das Haus wieder aufzubauen, sagt Langner, der sich über den guten Start freut und den Kulturausschuss hinter sich weiß.

All das ändert allerdings nichts daran, dass das Theater saniert werden muss. „Wir zittern immer mal wieder, dass die Bühne kaputtgeht“, sagt Schmitt. Vieles müsse manuell gemacht werden, weil die Technik nicht mehr funktioniere. Auch der Rest des Baus mit seinen 60er-Jahre-WCs, bröckelndem Putz und maroden Leitungen muss dringend überholt werden. Neubaupläne sind komplett vom Tisch, ebenso die Vision aufwendiger Anbauten. Eine Sanierung soll es werden mit minimalen Erweiterungen. Wie viel das kostet, steht bis Ende des Jahres fest. Schmitt hofft, dass der Stadtrat den nötigen Grundsatzbeschluss bis Januar fasst, so dass ein noch zu beauftragender Planer im Sommer loslegen kann. Für 2019 sind 2,6 Millionen Euro dafür eingepreist, für 2020 2,7 Millionen Euro. Dies zeigt: Bis das neue Ensemble auf einer neuen Bühne spielt, werden Jahre vergehen.

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