INFRASTRUKTUR Spitze Bleistifte und mögliche Altlasten

Speicher · Was passiert mit den Gewerbebrachen in Speicher?  Das soll eine Studie klären, die seit Anfang 2016 läuft. Eine Zwischenbilanz. 

 Industriebrache Plewa 1 in Speicher Merscheider Weg

Industriebrache Plewa 1 in Speicher Merscheider Weg

Foto: TV/Maria Adrian

Edmund Weimann freut sich aufs Jahresende. Nicht nur wegen Weihnachten, sondern weil dann voraussichtlich ein wichtiger Teil der Machbarkeitsstudie zur zivilen Konversion von Gewerbebrachen in Speicher fertig ist. Bei dieser Studie, die im März 2016 bewilligt wurde, 155 000 Euro gekostet hat, zu 87,5 Prozent vom Land bezuschusst wurde und der Forschungs- und Informations-Gesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung (Firu) in Kaiserslautern betreut wird, soll dann ein wichtiger Schritt bewältigt sein. Und dann, so hofft der Leiter der Bauabteilung bei der Verbandsgemeinde Speicher, „können potenzielle Investoren sehen, womit sie es zu tun haben“. Konkret: mit den zwei Gewerbebrachen Plewa I und Plewa II. Das Plewa Werk I in der Kapellenstraße, in dem Steinzeug produziert wurde, wird schon seit etwa 40 Jahren nicht mehr genutzt, das Plewa Werk II, in dem früher ein Sägewerk untergebracht war, wurde vor einigen Jahren durch einen Brand stark in Mitleidenschaft gezogen. Im nicht beschädigten Teil produzierte die österreichische Firma Frühwald Schornsteine, hat aber den Mietvertrag zum Jahresende gekündigt und die Produktionsstätte bereits verlassen. Für das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Plewa im Ortskern gibt es bereits eine Nutzung: Die Familie Plein hat sanieren lassen und stellt es als Plein-Wagner-Haus unter anderem für kulturelle Zwecke zur Verfügung.  Zudem sind dort Räume an einen Tierarzt und eine IT-Firma vermietet. „Das Haus hatte eine erhaltenswerte Bausubstanz, daher wurde es saniert“, sagt Michael Plein, Mitgesellschafter der Jakob Plein-Wagner & Söhne GmbH und Co KG.

 Anders ist das bei den beiden anderen Gebäuden des Plewa-Werks I mit rund 20 000 Quadratmetern und des am Stadtrand in Richtung Kylltal gelegenen Werks II mit 53 000 Quadratmetern. Dort stehen reine Zweckbauten, die nicht schützenswert sind. Daher möchten die Stadt, Verbandsgemeinde und die Eigentümer die Flächen sinnvoll genutzt wissen. Michael Plein ist daher gespannt auf die Ideen und Ergebnisse, die  die Machbarkeitsstudie liefern soll. Denn beide Brachen seien eine Belastung für die Familie, wenngleich einige Räume als Lagerflächen vermietet seien. Laufende Kosten müssten aber geleistet werden, eine Komplett-Vermarktung der Gebäude sei schier unmöglich. Er rechnet ohnehin damit, dass zur möglichen kompletten Vermarktung beider Gelände noch einige Jahre ins Land gehen.

Und so sieht er die in Auftrag gegebene Studie positiv. So gab es im Rahmen der Studie bereits Bürger-Workshops, in denen mehr oder weniger realistische Vorschläge gemacht wurden: ein Kino, Wohnungen für junge Leute, eine Mischnutzung aus Wohn- und Geschäftsräumen, ein Mehrgenerationenhaus. Egal wie es kommt, Edmund Weimann wäre über jede Investition froh, solange sie eine sinnvolle Nutzung zur Folge hätte. So wie bei der dritten, rund 8000 Quadratmeter großen Fläche, die ursprünglich Teil der Studie war und auf der einmal der Markt betrieben wurde. Sie sei, so Weimann, vor rund einem Jahr an einen Speicherer verkauft worden und daher aus der Studie herausgefallen.

Bleibt das Problem mit zwei Gewerbebrachen. Hier müssten die alten Gebäude höchstwahrscheinlich vor einer Neu-Nutzung abgerissen werden.  Dies sei ein Kosten-Faktor, räumt Weimann ein. Daher will man bei der Stadt auf Nummer sicher gehen und alle potenziellen Hindernisse für mögliche Interessenten ausräumen.

Zum Beispiel Altlasten. Und da hat Weimann durchaus Positives zu berichten. Denn die bisherigen Untersuchungen, die sich vorrangig auf die Außenflächen bezogen,  waren erfreulich. Bis auf zwei kleinere Flächen seien keine giftigen Substanzen gefunden worden. Nun steht nur noch eine letzte Prüfung aus: die Untersuchung der  Bausubstanz des Plewa-Werkes I auf möglichen  Asbest in Putz- und Spachtelmassen im Innenbereich. Darüber hat der Hauptausschuss der Stadt Speicher  beraten. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt.

„Die Untersuchung hat uns das Büro Firu empfohlen. Zur Sicherheit. Damit wir auch das hoffentlich ausschließen können.“ Man wolle alles soweit geklärt haben, damit potenzielle Investoren „keine Überraschungen“ erleben müssten.

Dass die Untersuchung des Materials ohne Befund bleibt, hofft auch Detlef Lilier, der bei der Firu mit der Entwicklung der Brachflächen betraut ist. Er geht davon aus, dass das Gutachten Ende des Jahres fertig ist und man dann in die Suche nach Investoren für Plewa I einsteigen kann.

Aufgrund der Tatsache, dass  Speicher kaum als Standort für  Großgewebe infrage komme, werde man regionale Investoren ansprechen, die modernen Wohnraum (“Da besteht offenbar  Bedarf, das hat der Bürgerworkshop gezeigt“), eventuell gepaart mit kleingewerblicher Nutzung – zum Beispiel im Bereich Kultur oder Gesundheit – schaffen könnten.  Die Suche nach solchen Investoren sollte nach Liliers Einschätzung etwa ein halbes Jahr kosten. Neben einem Exposé und der  Testentwicklung der möglichen Bebauung steht auch die Klärung der Frage an, ob das Land im Rahmen der Städtebauförderung auch Mittel für den Rückbau zur Verfügung stellt. Denn klar sei auch, so Lilier: „Hier müssen Investoren mit spitzem Bleistift rechnen.“

Dennoch ist er zuversichtlich, dass  es Potenzial gibt. Das habe ja auch der Erfolg des Kulturfestivals  „again Speicher“ im Plein-Wagner-Haus gezeigt. Fest stehe: „Wenn wir Plewa I nicht hinkriegen, dann wird es auch mit Plewa II nicht klappen.“ Denn aufgrund der günstigeren Lage von Plewa I sei die Fläche besser zu vermarkten. Auch aus diesem Grund und weil  eine parallele Vermarktung nicht sinnvoll sei, konzentriere man sich zunächst auf Plewa I.

Wie es dann mit Plewa II weitergeht? Aufgrund der Lage werde es wohl auf eine reine Wohnnutzung hinauslaufen. Das Gelände sei jedoch durchaus attraktiv. Das sei aber noch Zukunftsmusik. Erst kommt Plewa I. Wo hoffentlich kein Asbest im Putz ist.

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