Internetkriminalität Die dunkle Seite des Netzes - Was ist das Darknet?

Trier/Koblenz · Ein Junge ist im Darknet zum Missbrauch angeboten worden. Doch was ist das Darknet?

 ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Screenshot einer Login-Seite der Kinderpornografie-Plattform «Elysium» ist am 07.07.2017 am Rande einer Pressekonferenz von Bundeskriminalamt (BKA) und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt in Wiesbaden (Hessen) auf dem Monitor eines Computers zu sehen. (zu dpa-Vorausmeldung: «Kinderporno-Prozess gegen Pädophilen aus «Elysium»» vom 20.12.2017) Foto: Arne Dedert/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Screenshot einer Login-Seite der Kinderpornografie-Plattform «Elysium» ist am 07.07.2017 am Rande einer Pressekonferenz von Bundeskriminalamt (BKA) und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt in Wiesbaden (Hessen) auf dem Monitor eines Computers zu sehen. (zu dpa-Vorausmeldung: «Kinderporno-Prozess gegen Pädophilen aus «Elysium»» vom 20.12.2017) Foto: Arne Dedert/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa/Arne Dedert

Darknet  – das dunkle Netz. Das klingt geheimnisvoll, verboten. In der Tat ist die dunkle Seite des Internets ein Tummelplatz für Kriminelle. Wer schon mal im Darknet unterwegs war, stößt dort schnell auf Waffen, die man dort kaufen kann, Drogen sowieso. Aber auch auf Kinderpornos. Der Neunjährige aus der Nähe von Freiburg, der von mehreren Männern missbraucht worden ist, wurde von seiner eigenen Mutter im Darknet angeboten. Und der Amokläufer von München, der im Juli 2016 neun Menschen und sich selbst erschoss, hat sich zuvor die Waffe im dunklen Netz gekauft.

Doch was ist das Darknet überhaupt? „An sich nichts Illegales“ sagt der Journalist Daniel Moßbrucker. Er ist Spezialist für Datenschutz und Überwachung. Das Darknet wurde geschaffen, um anonyme Kommunikation zu ermöglichen. Im normalen, offenen Internet hinterlässt jeder Nutzer Spuren, etwa die sogenannte IP-Adresse seines Computers oder Smartphones, mit der jeder identifizierbar ist. Außerdem, so Moßbrucker, kann jeder Anbieter von Email-Diensten alle Mails seiner Nutzer, die diese auf seinem Server gespeichert haben, einsehen.

Um aber etwa Menschenrechtlern, Oppositionellen und Journalisten in Diktaturen zu ermöglichen, über das Netz zu kommunizieren, ohne dass sie Repressionen fürchten müssen, wurde das Darknet gegründet. Es handelt sich um ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten. Während im „normalen“ Internet Nutzer über Programme (Browser) auf Inhalte anderer Computer (Server) etwa von Unternehmen zugreifen können, erfolgt die Kommunikation im Darknet über spezielle Browser. Anfragen und Daten werden verschlüsselt über mehrere Stationen weitergeleitet. Der Computer, von dem die Anfrage gestellt wird, und der Zielcomputer stehen in keiner direkten Verbindung. Weil die Kommunikation über verschiedene Stationen erfolgt, spricht man auch von einem Zwiebel-Routing. Daher stammt auch der Name des Browsers, mit dem man ins Darknet gehen kann: TOR steht für The Onion (Zwiebel) Routing.

Menschen in China, denen es verboten ist, Netzwerke wie Facebook zu nutzen, können mit TOR trotzdem Nachrichten verbreiten. Demonstranten in Syrien, dem Iran, Ägypten und Libyen nutzten ebenfalls den Browser, genau wie Edward Snowden, der darüber geheime Daten über den US-Geheimdienst NSA Journalisten zugespielt hat.  Im Darknet gibt es auch die Möglichkeit, ein anonymes Email-Postfach anzulegen, ohne Angaben von persönlichen Infomationen. Ermittler oder Anbieter von Internetdiensten können daher übers Darknet versendete Botschaften nicht mitlesen.

Doch die fast vollständige Anonymität im dunklen Netz hat dazu geführt, dass sich dort auch Kriminelle tummeln. Auch rechtsradikale Gruppen nutzen das Darknet. Die Anonymität erschwere die Ermittlungen, sagt Oberstaatsanwalt Jörg Angerer. Er leitet die Landeszentralstelle Cybercrime (Computerkriminalität) bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz. Er und seine Kollegen ermittelten gezielt im ­Darknet. „Bei der dortigen Kriminalität handelt es sich um sogenannte. Holkriminalität, die üblicherweise nicht angezeigt wird“, sagt Angerer. Wer also im dunklen Netz nach Drogen sucht, wird wohl kaum Anbieter anzeigen.

Allerdings kann man nicht einfach mal so ins Darknet gehen und sich eine Waffe kaufen. Ein Händler wird vermutlich nicht einem Nutzer, der erst ein paar Stunden im Darknet unterwegs ist, eine Waffe verkaufen. Obwohl alles anonym vonstatten geht, müssen sich Nutzer erst einmal einen Namen, einen Ruf erarbeiten. Ähnlich wie etwa Bewertungen von Kunden des Internethändlers Amazon sagen Bewertungen von Darknet-Nutzern etwas darüber aus, wie „vertrauenswürdig“ diese sind. Je mehr „positive“ Bewertungen oder eigene Beiträge etwa in einschlägigen Foren, in denen sich zum Beispiel Pädophile austauschen, um so eher, bekommt man weiteren Zugang zu solchen Kreisen. Bezahlt wird die Ware mit der virtuellen Währung Bitcoins, als Lieferadresse dienen oft Packstationen, die unter falschem Namen angemietet worden sind.

Auch wenn Angerer nicht sagt, wie sich die Ermittler im Darknet bewegen, ist es ein offenes Geheimnis, dass es auch verdeckte Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei im dunklen Netz gibt. Daher können sich Drogenkäufer nicht letztlich sicher sein, ob sie ihren Stoff nicht doch bei einem verdeckten Ermittler kaufen und dann die Polizei beim Abholen der Ware bereits auf sie wartet.

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