TV-Forum Trierer Fraktionen stellen sich – Was wird aus der City?

Trier · Erstmals waren Kandidaten der Trierer Stadtratswahl bei einem großen TV-Redaktionsgespräch zu Gast. Sie diskutierten über Kaufkraft, Attraktivität und das zurzeit heißeste Thema in der Stadt.

Impressionen aus der stadtpolitischen Runde im TV-Medienhaus: Sieben Teilnehmer erklären ihre Positionen.

Impressionen aus der stadtpolitischen Runde im TV-Medienhaus: Sieben Teilnehmer erklären ihre Positionen.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Es ist ein neues Format des TV: Repräsentanten der sieben Ratsfraktionen werden eingeladen, sich zu relevanten Trierer Themen zu äußern (siehe Info). In unserem ersten Bericht über die sehr ergiebige, insgesamt mehr als zweistündige Runde geht es heute um den Komplex Wirtschaft und Handel. Die Frage, die zurzeit Kunden, Händler und Politiker beschäftigt: Will Trier den von Globus geplanten neuen Markt im Industriegebiet Euren?

Udo Köhler (CDU) steigt mit einem klaren Statement ein: „Wir müssen die Innenstadt schützen.“ Dieser Schutz sei dringend nötig, denn die Kunden aus Trier, dem Umland und Luxemburg investieren ihr Einkaufsbudget immer seltener in Trierer Läden. Das Maß dafür, die Einzelhandelszentralität, ist nach offiziellen Angaben seit 2006 von 232 Punkten auf 188 Punkte gesunken. „Wir müssen wieder auf 200 rauf“, fordert Köhler. Die Entscheidung, ob die Stadt große Handelsmärkte wie Globus auch in ihrer Randlage zulassen will, spiele hier eine wichtige Rolle. „Das muss bedacht werden, wir wollen es genau untersucht haben“, sagt Köhler. „Aber wir sind nicht generell gegen Globus, das haben wir nie gesagt.“

Sven Teuber (SPD) plädiert für Flexibilität und den Blick nach vorne. „Von der Innenstadt, so wie sie mal war, werden wir nicht mehr lange leben können.“ Eine Belebung der City auch abseits der Welt des Handels müsse eine hohe Priorität haben, zum Beispiel durch eine gute Erreichbarkeit, einen attraktiven ÖPNV und herausragende Projekte wie Porta hoch drei.

Die sogenannte grüne Wiese am Rand oder vor den Toren der Stadt sei natürlich ein beeinflussender Faktor, aber dieser Einfluss müsse nicht zwangsläufig negativ sein. „Globus in Euren wäre vielleicht ein Satellit mit einer zusätzlichen Anziehungskraft“, sagt Teuber. „Auf jeden Fall hat Globus ein faires Prüfungsverfahren verdient.“

Wolf Buchmann (Bündnis 90/Die Grünen) kommt sofort auf das Thema Globus zu sprechen und startet mit Kritik am Globus-Konzept. „Wer auf der grünen Wiese einen großen Einkauf erledigen will, der kommt mit Sicherheit mit dem Auto“, sagt er. „Wenn also der Plan von Globus aufgeht, in Euren einen neuen Markt zu bauen, werden sich die gefahrenen Kilometer mit Sicherheit vervielfachen.“ Das müsse man genau prüfen. Buchmann betont: „Wenn sich unsere Befürchtungen im Bezug auf den zunehmenden Verkehr bewahrheiten, werde wir die Globus-Ansiedlung nicht mittragen.“ Generell müsse man die Idee, „große Läden in der Peripherie anzusiedeln“, in Frage stellen.

Christian Schenk (UBT) ist sich sicher: „Es wäre mit Sicherheit der falsche Ansatz, die Pläne von Globus einfach abzulehnen.“ Die Trierer Innenstadt sei reizvoll und enorm wichtig, „aber reiner Protektionismus wird uns hier nicht weiterbringen“. Man müsse sich genau ansehen, was Globus in Euren anbieten will und ob die Innenstadt dadurch gefährdet wird. „Die Frage ist, wie wir es den Bürgern ermöglichen können, das Angebot von Globus anzunehmen.“

Auch andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle, sagt Schenk. „Vor allem ein attraktiver ÖPNV.“ Schenk nennt auch das Stichwort Smart City – ein Konzept, die Stadt grüner, moderner sowie technisch und strukturell effizienter zu machen.

Jörg Johann (Die Linke) nimmt die Innenstadt als großen Erlebnisraum ins Visier. „Die Beliebtheit und der Erfolg der City gehen einher mit kulturellen Angeboten“, sagt er. „Diese Projekte sorgen dafür, dass die Attraktivität weiter wächst.“

Die Nahversorgung sei ein ebenso wichtiger Punkt, und hier geht Johann über die Grenzen der Innenstadt hinaus. „Viele Stadtteile sind in dieser Hinsicht nicht gut ausgestattet“, sagt er. Das müsse sich ändern.

Johanns dritter Aspekt ist die Attraktivität Triers für neue Unternehmen und ansiedlungswillige Investoren. „Die Stadt muss aktiv versuchen, Gewerbe anzusiedeln.“

Michael Frisch (AfD) bringt das Thema Globus zurück in den Mittelpunkt der Diskussion. „Die Trierer wollen den Globus“, betont er. Wolf Buchmanns Argument, der Verkehr werde steigen, sieht er kritisch. „Jetzt im Moment fahren viele Trierer mit dem Auto zum Globus nach Losheim, das ist auch nicht ökologisch.“ Frisch sagt: „Ich mache mir Sorgen, dass wir Globus verprellen und verärgern.“ Die Suche nach Alternativstandorten sei aus dem Hut gezogen worden, „weil man noch nicht so weit gehen möchte, sich genau festzulegen“. Trier brauche generell mehr Gewerbe. „Daran müssen wir arbeiten, denn die Gewerbesteuereinnahmen sind klar zu gering.“

Tobias Schneider (FDP) tritt dafür ein, „Trier als Oberzentrum zu stärken“ und fordert „klare Strategien für die Innenstadt“. Er erinnert an den abgelehnten Antrag seiner Fraktion, einen City-Manager als Schnittstelle und „echten Kümmerer“ zwischen Verwaltung, Bürgern und Kunden einzustellen. „Außerdem müssen wir die Innenstadt noch erreichbarer machen“, sagt Schneider und plädiert für ein weiteres Parkhaus in der City.

Logo_Kommunalwahl_2019

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Foto: TV/Lambrecht, Jana
 TV Redaktionsgespräch mit den Kandidaten zur Stadtratswahl 2019 im Verlagshaus. Udo Köhler (CDU) Ve./Foto: Friedemann Vetter

TV Redaktionsgespräch mit den Kandidaten zur Stadtratswahl 2019 im Verlagshaus. Udo Köhler (CDU) Ve./Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter
 TV Redaktionsgespräch mit den Kandidaten zur Stadtratswahl 2019 im Verlagshaus.  Sven Teuber (SPD) Ve./Foto: Friedemann Vetter

TV Redaktionsgespräch mit den Kandidaten zur Stadtratswahl 2019 im Verlagshaus. Sven Teuber (SPD) Ve./Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Zum Thema Globus hat der Vorsitzende der FDP-Fraktion ebenfalls etwas zu sagen. „Wenn Globus schließlich die Pläne in Euren aufgibt und nach Kenn geht, dann hat Trier absolut nichts gewonnen. Dann sind wir die Verlierer.“

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