Forstwirtschaft Wettlauf des Forstamts Daun gegen den Borkenkäfer — Holz retten, so lange es noch geht

Daun · Um die Fichtenbestände zu schützen, richtet das Forstamt Daun neben der Autobahn bei Daun-Rengen ein Trockenlager mit Platz für 12.000 Bäume ein. Das Holz muss weiter vom Wald entfernt gelagert werden, als der Borkenkäfer fliegen kann.

 Das Forstamt Daun baut momentan ein Holzlager in der Nähe der Domäne Rengen auf. Dort wird vom Borkenkäfer befallenes Fichtenholz voraussichtlich bis September gelagert.

Das Forstamt Daun baut momentan ein Holzlager in der Nähe der Domäne Rengen auf. Dort wird vom Borkenkäfer befallenes Fichtenholz voraussichtlich bis September gelagert.

Foto: TV/Josef Wagner

Mein Freund, der Baum, hat ein Problem – und zwar ein gewaltiges. Laut dem Vorsitzenden des Bunds Deutscher Forstleute (BDF), Ulrich Dohle, stehen die deutschen Wälder kurz vor dem Kollaps. Nach Angaben des BDF ist es seit Anfang 2018 zunächst durch Schneebruch, Winterstürme, dann durch Dürre und Borkenkäferbefall zu einem erheblichen Baumsterben gekommen (siehe Info).

Mehr als hundert Millionen Altbäume seien bereits abgestorben, hinzu kämen mehrere Millionen vertrocknete Jungpflanzen.

Auch die Dauner Forstleute schmerzt es, wie der Borkenkäfer nach und nach die wertvollen Fichtenbestände zerstört. Um so viel davon wie möglich zu retten, wird derzeit ein Holzlager neben der A 1 bei Daun-Rengen eingerichtet. 10 000 Festmeter Holz haben hier Platz, was fast 12 000 Bäumen entspricht.

„Das Holz muss so schnell es geht aus dem Wald, sonst attackieren die Borkenkäfer noch weitere Bäume“, sagt Josef Wagner, der Holzernte und Transport beim Forstamt koordiniert. Denn die Borkenkäfer säßen unter der Borke und vermehrten sich dort. Deshalb müsse das Holz aus dem Wald, „damit sich die junge Käfergeneration nicht weiter ausbreiten kann“, heißt es in einer Pressemitteilung des Forstamts.

Dessen Leiter Horst Womelsdorf erklärt: : „Am besten ist es natürlich, wenn das Holz zeitnah aus dem Wald direkt in die Werke der Holzindustrie transportiert wird. Leider wird die Industrie in den letzten Monaten bundesweit mit Käferholz zugeworfen, haben zudem die Werke nun auch vielfach Betriebsferien. Die Holzwirtschaft lässt daher das Holz häufig länger im Wald, als der Buchdrucker bei der für ihn optimalen trocken-warmen Witterung für seine Entwicklung benötigt. Wenn die Industrie das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald schafft, müssen wir, Forstleute und Waldbesitzer, eben dafür sorgen, dass der Käfer nicht mehr im Wald ausfliegen kann, auch wenn das zusätzlichen erheblichen organisatorischen, personellen und finanziellen Aufwand bedeutet.“

„Was wir hier machen ist wirklich eine Noternte, die vom Buchdrucker diktiert wird“, ergänzt Josef Wagner. „Möglichst viele frisch befallene Bäume werden gefällt und aus dem Wald geholt, um die noch gesunden Bäume zu retten.“ „Dennoch“, erklärt Womelsdorf, „ist es ein Wettlauf mit der Zeit und mit dem Käfer, und in unseren Wäldern bleibt er leider häufig genug der Sieger.“ Zwar könne man das Holz auch im Wald belassen und den Käfer mit Pestiziden töten, was aber für das Forstamt Daun keine wirkliche Alternative: „Die Chemiekeule kommt für uns nur als letztes Mittel der Wahl infrage.“

Borkenkäfer fliegen im Schnitt in einem Radius von 500 Metern noch gesunde Bäume an. Das Holzlager muss also mehr als einen halben Kilometer von den nächsten Fichtenbeständen entfernt sein. „Es ist gar nicht so leicht, einen geeigneten Platz zu finden, der den Mindestabstand gewährleistet und wo man so viel Holz lagern kann“, sagt Wagner. Das in Rengen gelagerte Holz kommt aus dem Salmwald und Demerath, ein Teil auch aus Sarmersbach. Auf dem Lagerplatz bleiben die Stämme laut Forstamt voraussichtlich bis September. Nach den Betriebsferien, hoffen die Forstleute, können die Sägewerke wieder weiteres Käferholz aufnehmen und dann das Holzlager geräumt werden.

Die Prognose des Forstamtsleiters fällt düster aus: Es sei zu befürchten, dass der neuerliche Extremsommer nicht nur bei der Fichte zu einer Borkenkäfer-Problem „bisher unbekannten Ausmaßes führen wird, sondern dass er den Beginn eines neuen klimabedingten ‚Waldsterbens 2.0‘ markieren könnte, in dessen Verlauf auch andere Baumarten absterben werden.“

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