Verkehr Wieder Ärger um die Weststrecke in Trier

Trier-West · Nur wenige Bürger äußern sich zu den Planungen für die Reaktivierung. Der Grund: Fast niemand hat die öffentliche Beteiligung mitbekommen.

 Die Unterführungen an der Weststrecke – hier bei Pallien – werden seit Monaten saniert. Es sind keine Vorbereitungen für die neuen Haltepunkte, für die das Planungsverfahren läuft. Wegen versäumter Fristen sind viele Anwohner der Bahngleise verärgert.

Die Unterführungen an der Weststrecke – hier bei Pallien – werden seit Monaten saniert. Es sind keine Vorbereitungen für die neuen Haltepunkte, für die das Planungsverfahren läuft. Wegen versäumter Fristen sind viele Anwohner der Bahngleise verärgert.

Foto: Friedemann Vetter

Die ersten Personenzüge sollen im Dezember 2021 auf der reaktivierten Weststrecke fahren. Zwei neue Regionalbahnlinien von Schweich bis Saarburg und von Wittlich bis ins luxemburgische Dudelange sollen dort dann im Stundentakt unterwegs sein. Eine attraktive Sache für den öffentlichen Personennahverkehr. Die Menschen, die in der Nähe der Gleise wohnen, hoffen zudem, dass sich die Zahl der lärmenden Güterzüge dadurch deutlich verringert. Eike Neumann-Overholthaus ist einer von ihnen. Das Mitglied des Ortsbeirats Trier-West gehört zu den größten Kritikern des Bahnprojekts. Dass er die Eingabefrist für eine Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren (siehe Info) verpasst hat, kann er kaum fassen.

Die öffentliche Ausschreibung dafür erfolgte – offenbar von vielen unbemerkt – am 23. Oktober in Trier ausschließlich in der Rathauszeitung. Nach Auskunft des federführenden Landesbetriebs Mobilität (LBM) ist die Frist für die Stellungnahme von Kommunen, Verbänden und Bürgern bereits am 14. Dezember 2018 abgelaufen. „Wie bitte?“, entrüstet sich Neumann-Overholthaus, der die Rathauszeitung nach eigenen Angaben nicht erhalten hat. „Keiner wusste Bescheid, und keiner fand es nötig, den Ortsbeirat zu informieren, trotz mehrmaliger Nachfragen. Man bekommt den Eindruck, dass das bewusst nicht an die Öffentlichkeit getragen worden ist.“

Auch Horst Erasmy, Ortsvorsteher von Trier-West/Pallien, ist „gelinde ausgedrückt, ziemlich sauer. Ich erwarte, dass die Verwaltung uns informiert, wenn es um solch wichtige Dinge für den Stadtteil geht.“ Nun hofft er, dass die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme zur Weststrecke die Belange der Anwohner vertreten hat.

Besonders geht es dabei um aktiven und passiven Lärmschutz durch Schutzwände oder Lärmschutzfenster. Wobei es bei diesem Projekt lediglich um das unmittelbare Umfeld der fünf geplanten neuen Haltepunkte in Ehrang, an der Kaiser-Wilhelm-Brücke, Römerbrücke, Euren und Zewen geht. Nach den aktuellen Planungen wird es nur an einer 1,56 Kilometer langen Verbindungsspange der Bahn einen aktiven Lärmschutz geben, der im Bereich der Einfädelung der Eifelstrecke in die Moselstrecke (TV vom 20. August).

Baudezernent Andreas Ludwig bestätigt auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds, dass die Stadt nach intensiver Bearbeitung in den Ämtern eine 30 Seiten umfassende Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren abgeben hat. „Natürlich haben wir die Belange der Anwohner dabei berücksichtigt, die sich auch in der Beschlusslage des Stadtrates spiegelt.“ Eine Informationspflicht an die Ortsbeiräte sieht er nicht. „Ich kann bei der Fülle der laufenden Verfahren, die in unserem Haus zu bearbeiten sind, nicht auch noch in jedem Fall gewährleisten, jeden darauf hinzuweisen.“ Auch eine Pressemitteilung sei nur bei Dingen üblich, bei denen die Stadt Herrin des Verfahrens sei.

Bei der Weststreckenplanung ist das der Landesbetrieb Mobilität, der nach eigener Auffassung alles formell richtig gemacht hat. Die Unterlagen seien in Trier sowie in den Verbandsgemeinden Schweich, Trier-Land, Konz und Saarburg offengelegt worden, bestätigt eine LBM-Sprecherin. Insgesamt seien bislang 37 Stellungnahmen eingegangen. Lediglich eine davon war eine private Einwendung. Allerdings seien die Stellungnahmen aus Saarburg und Trier-Land noch nicht eingetroffen. „Stellungnahmen, die das gesamte Vorhaben ablehnend bewerten, sind bislang nicht dabei. Zum Teil werden einzelne Punkte kritisch gesehen.“ Für eine erneute Offenlage der Unterlagen gibt es nach Auffassung des LBM – trotz der Aufregung in Trier – keinen Anlass. Verspätete Einwendungen würden aber geprüft und möglicherweise im weiteren Verfahren berücksichtigt (siehe Info).

Wann das Planverfahren abgeschlossen sein wird und damit die rechtlichen Voraussetzungen für die Bauvorhaben an der Weststrecke geschaffen sind, steht noch nicht fest. Insider zweifeln allerdings, dass der im vergangenen Jahr erneut verschobene Eröffnungstermin im Dezember 2021 eingehalten werden kann. Zumindest die Stadt Trier, die für die Gestaltung des Umfelds der fünf Haltepunkte und deren Verbindung zur Innenstadt verantwortlich ist, will daran nicht schuld sein. „Wir sind mit unseren Aufgaben komplett im Zeitplan“, versichert Baudezernent Andreas Ludwig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort