Winterwetter Wenn selbst die Viren frieren ...

Bitburg/Daun/Prüm · ... und die Bazillen chillen: Die Eifel erlebt die bisher kälteste Winterwoche. Aber der Frost hat auch seine guten Seiten. Und ist bald vorbei.

 Der Eifelwinter biegt eiskalt um die Kurve: Diese Woche schlägt er noch einmal richtig zu, bringt Frost und neuen Schnee. Also alles ganz normal für Februar.

Der Eifelwinter biegt eiskalt um die Kurve: Diese Woche schlägt er noch einmal richtig zu, bringt Frost und neuen Schnee. Also alles ganz normal für Februar.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Eiskalt lässt der Winter in diesen Tagen die Muskeln spielen und hat dem ganzen Land Nächte mit zweistelligen Minustemperaturen beschert. Fast 30 Grad waren es an der Zugspitze, etwa halb so kalt ist es nachts in unseren Breiten. Und auch tagsüber werden zumindest bis morgen noch kaum Plus-Grade erreicht.

Zeit für die lange Unterhose. Und möglichst kurze Ausflüge ins Freie. Zum Beispiel zu den Eifeler Straßenbaustellen. Wie sieht es da aus? „Totenstille“, sagt Josef Arens vom Landebestrieb Mobilität in Gerolstein. „Bei den Temperaturen ist gar nichts zu wollen.“ Ausschachten, asphaltieren, betonieren – keine Chance. „Der Boden ist total zugefroren.“ Und davon abgesehen habe es auch keinen Sinn, die Arbeiter in die Kälte zu schicken: „Dann sind die durchgefroren und bringen keine Leistung. Betriebswirtschaftlich wäre das ein großer Klops.“
Deshalb erledigt zum Beispiel Rainer Schönecker, Vorarbeiter auf der Prümer Hahnplatzbaustelle, in diesen Tagen nur Papierkram und Planungsgespräche. Mehr sei nicht drin: „Im Moment läuft gar nix“, sagt er. Josef Arens klingt übrigens richtig fies erkältet. Hat es ihn auch erwischt? Nein, er hat nur zu viel gesungen: „Meine Schwester hat am Samstag ihren 50. Geburtstag gefeiert.“

 Rückenschmerzen und alle Hände voll zu tun: Ramon Wolff und Michelle Kremer vom Wildpark Daun müssen derzeit alle Tiertränken im gesamten Park per Gießkannen von Hand befüllen, da die Wasserleitungen wegen des Frosts abgestellt sind. Foto: Mario Hübner

Rückenschmerzen und alle Hände voll zu tun: Ramon Wolff und Michelle Kremer vom Wildpark Daun müssen derzeit alle Tiertränken im gesamten Park per Gießkannen von Hand befüllen, da die Wasserleitungen wegen des Frosts abgestellt sind. Foto: Mario Hübner

Foto: TV/Mario Hübner

Überhaupt, so schlimm sei das mit den aktuellen Temperaturen gar nicht, sagt der Prümer Allgemeinarzt Burkhard Zwerenz – zumindest was die Viren betreffe. Vor seiner Gemeinschaftspraxis mit Josef Schier und Marco Sifferath standen in den vergangenen Tagen die Grippegeschwächten bibbernd Schlange, „manchmal bis auf die Straße raus“. Allerdings haben die meisten sich ihren Infekt schon vorher geholt, vermutlich in der Karnevalszeit: Da sei es so um die null Grad gewesen „und ein bisschen feucht-schmuddelig, da fühlen sich die Influenza-Viren richtig wohl“. Nicht aber bei kräftiger Kälte. Deshalb sei der Frost ihm, grippewellenmäßig, durchaus willkommen, sagt Zwerenz: „Eine Woche bei minus zehn, da wäre der Spuk wahrscheinlich ’rum.“

 Der Eifelwinter: Diese Woche schlägt er richtig zu.

Der Eifelwinter: Diese Woche schlägt er richtig zu.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Der Frost lähmt auch die Wintersportgebiete: Kein Liftbetrieb zurzeit am Schwarzen Mann, „weil die Piste sehr vereist ist“, sagt Marion Kausen vom Ski-Verleih. Und das bisschen Schnee, das seit Montag vom Himmel rieselte, reiche nicht aus. Da brauche man „schon so 15 bis 20 Zentimeter“.

 Genau: Stopp bei den Bauarbeiten am Hahnplatz – frostbedingt. Vorarbeiter Rainer Schönecker macht derzeit meist nur Papierkram.

Genau: Stopp bei den Bauarbeiten am Hahnplatz – frostbedingt. Vorarbeiter Rainer Schönecker macht derzeit meist nur Papierkram.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Gleiche Situation in der Wolfsschlucht bei Prüm: Piste vereist. Und nicht nur die. Wer auf der Internetseite des Ski-Klubs Prüm einen Blick durch die Live-Kamera in die Wolfsschlucht werfen will, sieht nichts. Außer einem Hinweis: „Die Webcam ist zurzeit gestört. Objekt vereist.“ Ähnlich mau sieht es beim Wintersport in der Vulkaneifel aus. Der Lift am Mäuseberg, wo es keine Schneekanonen gibt, bleibt außer Betrieb, für eine Rodelpartie reicht es aber.

 Eiszeit am Gemündener Maar.

Eiszeit am Gemündener Maar.

Foto: mario Hübner/Mario Hübner

Nur am Ernstberg (zwischen Daun-Waldkönigen und Hinterweiler) haben Skisportler Glück – wenn sie in der Horizontale bleiben. Sprich: Langlauf ist möglich. Die Schneedecke ist rund zehn Zentimeter dick, eine Loipe sowie einige Schleifen sind präpariert.

 Der Eifelwinter: Diese Woche schlägt er richtig zu.

Der Eifelwinter: Diese Woche schlägt er richtig zu.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Nichts präparieren muss man bei den Verbandsgemeindewerken Bitburger Land. Beim  Wasser, das durch die Eifeler Leitungen fließe, „kann eigentlich nicht passieren“, winkt ein Sprecher ab. Es sei denn – und jetzt kommt der Haken – „sie sind nicht richtig installiert“. Bei Neubauten können Rohre und auch Wasserzähler freiliegen, den Minustemperaturen schutzlos ausgesetzt sein. Und dann kann‘s teuer werden. Denn wenn das Wasser in den Kanälen erstarrt, können die Rohre platzen. Die Folge können Wasserschäden bei Mietern und Hausbesitzern sein. Verhindern könne man das nur mit Decken und Styropor, sagt der Sprecher der Werke. „Eingepackt“ könne die Kälte den  Rohren und Zählern nichts anhaben.

 Kamin an: Es ist ein Wetter so richtig zum Drinnenbleiben.

Kamin an: Es ist ein Wetter so richtig zum Drinnenbleiben.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Und wenn die Leitungen eben nicht eingepackt sind? Dann kann es eben doch kritisch werden. Zum Beispiel bei den Leitungen zu den Wasserhähnen in Garagen oder Gärten. „Ob es nach den kalten Nächten zu vermehrten Rohrbrüchen kommt, wissen wir aber erst, wenn die Temperaturen wieder steigen und das Wasser wieder läuft. Denn jetzt sind die Leitungen noch zugefroren“, sagt Nadine Bayer von der Firma Heizung-Sanitär Wagner GmbH in Bitburg. Steigen die Temperaturen kommt das böse  Erwachen.

 Draußen aber kann es zurzeit richtig schön sein. Zumindest, wenn die Sonne scheint.

Draußen aber kann es zurzeit richtig schön sein. Zumindest, wenn die Sonne scheint.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Heizungsanlagen sind bei Minustemperaturen übrigens nicht anfälliger als sonst. „Der Heizung ist es egal, ob es plus fünf oder minus fünf Grad sind“, sagt Nadine Bayer. Die Firma verzeichnet jetzt in den kalten Tagen deshalb auch kein vermehrtes Aufkommen an Ausfällen.

Apropos Ausfälle: Durch den Frost kann auch mal der Strom ausfallen. So geschehen am Montag in Teilen der Südeifel. Gegen 13.10 Uhr gab es eine Leitungsstörung, ausgelöst durch einen Frostschaden an einem Isolator, also einem Bauteil, das zur Befestigung von Freileitungen und Oberleitungen verwendet wird.

Ergebnis: Obergeckler, Niedergeckler, Geichlingen, Hüttingen, Körperich und Roth an der Our hätten etwa eine halbe Stunde später wieder Strom gehabt, wie ein Sprecher von Westnetz mitteilt. Durch Trennung vom defekten Netzabschnitt zischen Lahr und Geichlingen und Umleitung auf ein anderes Netz sei das möglich gewesen. Lediglich Teile von Lahr seien bis 15.29 Uhr unversorgt geblieben. Monteure hätten den Schaden beseitigt.

Lappalien, wenn man bedenkt, was beim Spazierengehen passieren kann. Wegen des glatten Untergrunds auf einem Weg stürzte eine Frau am Montag gegen 14.10 Uhr sogar einen Hang am Weinfelder Maar bei Daun hinunter. Sie blieb etwa zehn Meter vom Ufer entfernt liegen.

Die Feuerwehr Daun rettete die 54-Jährige mit einem Tragschlitten. Die Frau wurde mit Verletzungen an Schulter und Kopf ins Krankenhaus Daun gebracht. Bei der Rettungsaktion stürzte allerdings ein Feuerwehrmann ebenfalls auf dem vereisten Maar und zog sich Verletzungen an der Schulter zu. Auch er wurde ins Krankenhaus gebracht.

Für die Landwirte in der Eifel birgt der späte Frost ebenfalls Gefahren. Wenn die Anzeige des Thermometers so extrem ins Minus fällt, schädige das nicht nur die Insekten, sondern auch die Pflanzen, sagt Bauern- und Winzerpräsident Michael Horper aus Üttfeld.

„Wir können nur hoffen, dass auf den Feldern noch nichts geknospt hat“, sagt Horper. Denn umso weiter sich die Nutz- und Futterpflanzen entwickelt haben, desto härter treffe sie der späte Frost und der scharfe Wind.

Aber Horper sieht auch Vorteile. Einer davon ist, dass die eisigen Temperaturen wie ein natürlicher Pflug arbeiten. Wenn es kalt wird, gefriert nämlich das Wasser im Boden, und dann springt die Erde auf. Außerdem trauen sich bei der Kälte die Mäuse nicht aus ihren Löchern. Und das Ungeziefer überlebe womöglich gar nicht.

Während die Bauern um die Pflanzen bangen, hat Cascade-Geschäftsführerin Elfriede Greve keine Bedenken wegen des Frosts. „Im Außenbereich haben wir Anlagen, die das aushalten müssen.“ Schließlich habe man es mit ganz normalen Wintertemperaturen zu tun. Außerdem kämen erfahrungsgemäß mehr Gäste in die Sauna, wenn’s kälter würde. Richtig heiß statt richtig kalt. Gute Idee.

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