Tiere Vorsicht! Geschützte Bienen! Zwei Saarburger Spielplätze gesperrt (Video)

Saarburg/Kastel-Staadt · Die Efeu-Seidenbiene ist noch nicht lange entdeckt. Die unter Schutz stehende Tierart wurde ausgerechnet in Saarburger Sandkästen gefunden. Die Umsiedlung der Insekten wird ein Experiment.

 Der Kinderspielplatz in der Soulacstraße in Saarburg ist einer der beiden Plätze in Saarburg, die wegen des Bienenfundes gesperrt sind.

Der Kinderspielplatz in der Soulacstraße in Saarburg ist einer der beiden Plätze in Saarburg, die wegen des Bienenfundes gesperrt sind.

Foto: Friedemann Vetter

Rot-weißes Flatterband am Spielplatzeingang signalisiert: Hier ist geschlossen. Dies gilt derzeit für die beiden Saarburger Plätze in der Soulac-Straße und am City Parkplatz. Der Grund: Wildbienen nisten in den dortigen Sandkästen.

Eltern von Kindern, die dort sonst spielen, haben die Verbandsgemeindeverwaltung laut Sprecherin Claudia Wagner verständigt. Die wiederum hat den Imker Stefan Emmerich aus Kastel-Staadt zu Rate gezogen. Denn es geht nicht um irgendendwelche Tier. Wildbienen sind wichtige Insekten. Sie können täglich bis zu 5000 Pflanzen bestäuben und stehen unter Schutz. Emmerich wusste zunächst auch nicht, um welche Art es sich dreht, denn viele Bienenarten nisten im Boden. Er hat sich auf Facebook Hilfe gesucht. Emmerich: „Ich habe ein Foto in einer Wildbienengruppe gepostet.“ Das Ergebnis: Bei den kleinen schwarz-gelb-geringelten Brummern handelt es sich um Efeu-Seidenbienen .

Die wurden aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu anderen Seidenbienen erst 1993 entdeckt und zwar von Dr. Paul Westrich aus Tübingen. Um die Tiere umsiedeln zu können, hat der Kastel-Staadter Imker den Biologen um Rat gefragt und einiges über die Art erfahren. Demnach ist sie aus Richtung Frankreich und der Schweiz eingewandert und hat sich von Süden her in Deutschland allmählich weiterverbreitet. Auffällig an der Art ist wohl, dass sie Efeupollen als Larvennahrung braucht. Da der Efeu spät blüht, erscheint auch die Efeu-Seidenbiene recht spät im Jahr: ab September, teilweise bis in den November hinein. Laut Westrich soll der 22. November der bislang späteste Flugtag sein, der beobachtet wurde.

 Stefan Emmerich widmet sich wie sein Vater nun auch der Imkerei.

Stefan Emmerich widmet sich wie sein Vater nun auch der Imkerei.

Foto: Privat

Die Efeu-Seidenbienen graben für ihre Eier unterirdische Gangsysteme mit sechs bis zehn Brutzellen, die bis zu 20 Zentimeter tief in der Erde liegen. Die  Zellen werden mit einem sogenanntem Seidenmantel ausgekleidet. Dieser besteht aus einem Drüsensekret, das die Biene mit ihrer Zunge auf die Wandung der Höhle streicht. Die Weibchen geben auch Pollen und Futterbrei dort hinein. Die Eier entwickeln sich zu Larven. Diese fressen den Futterbrei und entwickeln sich vier Wochen lang weiter. Erst danach können die Larven umgesiedelt werden, also frühestens Mitte Dezember, wie Wildbienenspezialist Westrich schätzt. Die Seidensäckchen müssen dabei intakt bleiben. Es ist also Vorsicht geboten.

Emmerich sagt: „Herr Westrich hat auch erst einmal Efeu-Seidenbienen umgesiedelt. Er hat die Larven mit Löffel und Pinsel ausgegraben – wie ein Archäologe.“ Im Gegensatz zu anderen Wildbienen, siedelt die Efeu-Seidenbiene nicht auf einem bestimmten Untergrund. Wichtig für den neuen Standort ist jedoch, dass Efeu in der Nähe wächst.

Stefan Emmerich schätzt, dass sich in einem der etwa 15 Quadratmeter großen Sandkästen auf den Saarburger Spielplätzen 100 bis 150 Nisthöhlen befinden. Unterstützung erhält er bei seinem Umsiedlungsprojekt vom Naturschutzbund Region Trier. Die Aktion muss von der Struktur- und Genehmigungsdirektion genehmigt werden. Laut Emmerich liegt die Genehmigung bereits vor.

 Die Efeu-Seidenbiene sieht der Heidekraut- und der Sand-Seidenbiene ähnlich. Ihre Brust ist dicht gelbbraun behaart. Das Weibchen ist im Schnitt 13, das Männchen 10 Millimeter groß und damit deutlich größer als die Heidekraut-Seidenbiene.

Die Efeu-Seidenbiene sieht der Heidekraut- und der Sand-Seidenbiene ähnlich. Ihre Brust ist dicht gelbbraun behaart. Das Weibchen ist im Schnitt 13, das Männchen 10 Millimeter groß und damit deutlich größer als die Heidekraut-Seidenbiene.

Foto: Stefan Emmerich

Die Seidenbienen sind übrigens „völlig friedfertig“, wie Forscher Westrich auf seiner Homepage Schreibt (www.wildbienen.info). Nur Weibchen besitzen einen Stachel, den sie aber nur einsetzen, wenn sie sich durch Druck auf ihren Körper bedroht fühlen. Doch ähnele der Stich einem Pikser, der nach fünf Minuten nicht mehr zu spüren sei. Der Stachel sei viel schwächer als bei der Honigbiene und die abgegebene Giftmenge deutlich geringer.

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