Nürburgring: Irritationen um fällige Pacht

Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren: Bis Sommer soll das neue Geschäftsmodell am Nürburgring am Start sein; das von Skandalen begleitete Ausbauprojekt soll endlich nach vorne schauen. Doch es gibt Irritationen.

Nürburgring. Verwirrungen um fällige Pachtzahlungen der Firmen von Investor Kai Richter an die Nürburgring GmbH sorgen für Unruhe am Ring: Richter wehrt sich allerdings heftig gegen kursierende Informationen, er sei bislang den Erbpachtzins für das Jahr 2009 schuldig geblieben. Laut Richter ist die Rechnung erst Anfang März eingetroffen. Es geht um die Grundstückspacht für das von der Lindner-Gruppe betriebene Vier-Sterne-Hotel sowie das Erlebnisdorf "Grüne Hölle" in Höhe von 163 890 Euro.

Den Betrag nennt Richter selbst auf Anfrage unserer Zeitung: Die "Rechnungen für den Erbpachtzins" seien der Motorsport Resort GmbH, deren Hauptgesellschafter Richters "Mediinvest" ist, erst am 2. und 3. März zugegangen. Damit widerspricht er Informationen unserer Zeitung, wonach Richter mit der Pacht im Verzug sein soll und die zu 90 Prozent dem Land gehörende Ring GmbH vor der Entscheidung stand, ein Mahnverfahren einzuleiten. Richter ist von einem Mahnverfahren nichts bekannt, wie er betont. Auch von Verzug könne keine Rede sein: "Die Bezahlung wird entsprechend der Zahlungsfrist erledigt." Die Ring GmbH will auf Anfrage "zu Geschäftsbeziehungen mit ihren privaten Partnern, insbesondere Zahlungsverkehren, aus nachvollziehbaren Gründen" keine öffentlichen Angaben machen.

Derweil verdichten sich Informationen, dass die Verhandlungen um das "Zukunftskonzept" unter der Leitung von Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) vor dem Abschluss stehen. Kai Richter soll mit Jörg Lindner von der gleichnamigen Hotelgruppe Anteilseigner der zu gründenden Betriebsgesellschaft werden. Sie soll alle Angebote am Nürburgring "aus einer Hand" vermarkten. Daneben bleibt Richters "Mediinvest" als Hauptgesellschafterin der Motorsport Resort Nürburgring GmbH (MSR) eingebunden. Die MSR soll künftig als reine Besitzgesellschaft für das Vier-Sterne-Hotel, das Erlebnisdorf "Grüne Hölle" samt Drei-Sterne-Hotel und das Feriendorf in Drees fungieren. Die Mediinvest wird bereits über die landeseigene Wirtschaftsförderbank ISB mit stillen Beteiligungen in Höhe von 85,5 Millionen Euro gestützt. Zuvor waren ihr zwei Bankenkredite weggebrochen. Darüber hinaus ist Richter über eine Tochtergesellschaft zu 50 Prozent an der Cash Settlement und Ticketing GmbH (CST) beteiligt, die das bargeldlose Zahlungssystem mit der "Ringcard" aufbaut. Die Mitgesellschafterin Nürburgring GmbH griff der CST im Herbst 2009 mit Krediten von 5,6 Millionen Euro unter die Arme, um eine Insolvenz abzuwenden.

Die Finanzkraft der Richter-Firmen interessiert auch die Landtagsopposition. In einer parlamentarischen Anfrage will CDU-Fraktionsvize Alexander Licht wissen, welche Forderungen die Ring GmbH an Richter-Firmen hatte oder noch hat: "Diese Informationen sind notwendig, um das neue Modell beurteilen zu können." Die dreiwöchige Beantwortungsfrist läuft Anfang April aus.

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