Pendel

Die Grube und das Pendel. Ein Gefangener erwartet seine Hinrichtung. Sein Schicksal liegt deutlich vor ihm. Angeklagt, verurteilt, verdammt. Er sitzt in einer dunklen Zelle, zerrissen von Furcht und Verzweiflung.

Doch die Details seines grausamen Schicksals bleiben ihm vorerst noch verborgen. Seine Zelle soll zu seinem Grab werden, so wollen es diejenigen, die über ihn gerichtet haben.

Der ersten Todesfalle, einer Grube, kann er entkommen, doch das wahre Grauen folgt danach. Als er nach einem kurzen Schlaf voller Alpträume erwacht, liegt er festgebunden auf dem Rücken. An der Decke seiner Zelle erkennt er ein großes, schweres Pendel aus Metall, das sich ganz langsam zu ihm herabsenkt. Tage vergehen. Das Pendel schwingt hin und her und senkt sich langsam, aber unaufhaltsam. Der Gefangene erkennt, was seine Bewacher vorhaben: Das Pendel wird ihn zerschneiden, wenn es ihn schließlich erreicht hat.

Edgar Allan Poe hat "The Pit and the Pendulum" (Die Grube und das Pendel) 1842 verfasst. Poe lässt den Ich-Erzähler in unnachahmlicher Weise auf wenigen Seiten klaustrophobisches Grauen und die Verzweiflung angesichts eines furchtbaren Schicksals durchleben. Am Ende rettet er den Gefangenen zwar durch einen typischen Deus ex Machina, lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass die Grube und das Pendel ihm für immer zerstört haben. Jörg Pistorius

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