Plötzlich steht ein Maskierter im Raum

TRIERWEILER. Den beiden Mitarbeitern der Volksbank-Zweigstelle Trierweiler wird der 24. April 2006 in übler Erinnerung bleiben: Kaum hatten sie gestern Morgen die Tür des Kassenraums an der Schulstraße geöffnet, wurden sie zu Opfern eines bewaffneten Raubüberfalls.

Wie sich die Tat abspielte, schildert der offizielle Polizeibericht: Es ist kurz nach 8.30 Uhr, als der maskierte Täter den soeben geöffneten Kassenraum der Zweigstelle betritt. Die beiden Bankmitarbeiter befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch allein im Raum. Unter Waffengewalt zum Tresorraum

Der Maskierte übergibt dem Filialleiter einen Zettel in DIN-A-4-Größe mit der schriftlichen Forderung nach "Bargeld". Anschließend bedroht er die Angestellten mit einer Pistole und lässt sich von ihnen zum Tresorraum führen. Dort zwingt er sie, einen fünfstelligen Bargeldbetrag herauszugeben. Mit dem Geld verlässt der Mann die Filiale und flüchtet mit einem PKW, den er vor der Bank abgestellt hat, über die Kreisstraße in Richtung Metzdorf. Die Polizei Trier leitet sofort eine Großfahndung ein, wobei sie wegen der nahen Staatsgrenze auch die Kollegen in Luxemburg um Mithilfe bittet. Außerdem werden kurz nach der Tat die Grenzübergänge kontrolliert, und ein Polizeihubschrauber sucht die Region rund um Trierweiler aus der Luft ab. Doch die Fahndung blieb gestern ohne Erfolg. Die Nachricht von dem Überfall an der Schulstraße verbreitet sich am Vormittag wie ein Lauffeuer in der Großgemeinde Trierweiler. "Aufgrund eines Überfalls bleibt diese Bankfiliale heute geschlossen", heißt es auf einem Hinweis am verschlossenen Eingang zum Kassenraum. Vertriebsleiterin Melanie Burg ist von Trier zur Filiale geeilt. Die beiden Angestellten - die eigentlichen Opfer dieser Tat - sind zwar noch anwesend, aber für niemanden zu sprechen. "Der menschliche Aspekt hat in dieser Situation Vorrang. Ich muss diese Mitarbeiter schützen", sagt die Vetriebsleiterin und berichtet von der Betroffenheit, mit der auch die Kunden die Nachricht aufgenommen hätten. In den Geschäften in der Ortsmitte an der Kirche ist das Verbrechen schon Tagesgespräch. Und über allem schwebt ein Gemisch aus Gerüchten einerseits und echten Beobachtungen andererseits, die möglicherweise von Bedeutung sein könnten. Kriminalhauptkommissar Wolfgang Schu und sein Kollege Dirk Finkler ermitteln. Doch viele Angaben aus dem Ort klingen widersprüchlich. Im Lebensmittelmarkt hinter der Kirche habe am Morgen kurz vor dem Überfall ein gut gekleideter und hoch gewachsener Mann mit hellem Anzug und Aktenkoffer zwei Brötchen gekauft. So erinnert sich jedenfalls Backwaren-Verkäuferin Jutta Schwarz. Doch der Mann in der Bank soll dunkle Kleidung getragen haben. Nun versuchen die Beamten, in einem Gewürm von Kassenbon-Durchschlägen die exakte "Brötchen-Einkaufszeit" zu ermitteln. Zunächst nur ein Stochern im Nebel

"Das ist zunächst immer ein Stochern im Nebel", sagen die Kripobeamten, bevor sie ihre Vernehmungen in der Apotheke fortsetzen. Und Apothekerin Angelika Bartels meint: "Seit zehn Jahren sind wir in Trierweiler - das ist hier der erste Fall dieser Art. Das macht einem schon Angst." Die Täterbeschreibung ist eher vage. Der Mann war mit einer grauen oder weißen Tuchmaske und einer schwarzen Mütze maskiert - sein Alter ist daher schwer zu schätzen. Er ist etwa 1,80 bis 1,85 Meter groß und von kräftiger Gestalt. Er soll in der Bank eine schwarze Bomberjacke und eine dunkle Hose getragen haben. Er sprach mit osteuropäischem Akzent. Bei dem PKW, mit dem er in Richtung Metzdorf flüchtete, soll es sich um einen blaumetallic-farbenen Peugeot 106 oder 206 mit vermutlich Kölner Kennzeichen gehandelt haben. Hinweise an die Kripo Trier, Telefon 0651/2019-112 oder 0651/9779-2290.

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