Gesundheit Gefahr für das größte Gefäß

Erkrankungen der Aorta sind Thema einer Informationsveranstaltung am kommenden Mittwoch im Brüderkrankenhaus Trier

Gefahr für das größte Gefäß
Foto: Brüderkrankenhaus Trier

Bis zu sechs Liter sauerstoffreichen Bluts fließen vom Herzen durch die Aorta in alle Teile des Körpers – jede Minute! Die Hauptschlagader ist das größte Gefäß des menschlichen Körpers, erklärt Professor Dr. med. Detlef Ockert, Chef-Arzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie sowie Ärztlicher Leiter des Zentrums für Gefäßmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Erkrankungen in diesem Bereich können schwerwiegende Folgen nach sich ziehen und auch tödlich enden. Die „Hauptschlagader im Zentrum“ heißt es am kommenden Mittwoch, 21. März, bei einer Patienteninformationsveranstaltung.

Anders als bei anderen Gefäßen treten bei der herznahen Aorta selten Verschlüsse auf, im Gegenteil: Häufiger anzutreffen sind abnormale Aufweitungen oder Aussackungen der Hauptschlagader. Diese können dazu führen, dass die Gefäßwand sehr dünn und schließlich rissig wird. Das Problem für die Betroffenen: In den meisten Fällen entwickeln sich diese sogenannten Aneurysmen weitgehend symptomfrei und nahezu unbemerkt, weshalb sie oft erst als Zufallsbefund bei einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung entdeckt werden, berichtet Professor Dr. med. Ivar Friedrich, Chefarzt der Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie.

Kompetenz und Erfahrung werden gebündelt

Bei sehr großen Aussackungen bestehe die Gefahr, dass die Gefäßwand reiße und der Patient innerlich verblute, warnt der Mediziner. Hat die herznahe Hauptschlagader bereits einen kritischen Durchmesser von mindestens 5,5 Zentimetern erreicht, ist deshalb eine OP dringend angeraten. Der Herzchirurg tauscht dann mittels Gefäßprothese den erkrankten Teil der Aorta aus; in manchen Fällen jedoch kann auch ein Ersatz des gesamten Aortenbogens notwendig werden, erläutert Professor Friedrich.

Da es sich bei derartigen Eingriffen trotz deutlicher Verbesserungen der Verfahren nach wie vor um belastende und mit relativ hohen Komplikationsraten verbundene Operationen handelt, wurden inzwischen auch schonendere Eingriffe entwickelt. So kann beispielsweise durch den Einsatz eines endovaskulären Aorten-Stents eine offene OP vermieden werden, berichtet Dr. med. Karl Eugen Hauptmann, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin III / Kardiologie. Allerdings kommt diese Therapie nur bei Erkrankungen im absteigenden Bereich der herznahen Hauptschlagader zum Zug. Eingebracht wird der Stent über einen Katheter, der an der Leiste eingeführt wird. Wurde die Gefäßstütze am vorgesehenen Abschnitt der Aorta positioniert, kann sie sich dort entfalten. Der Eingriff wie auch die Erfolgskontrolle erfolgen durch Röntgen.

Als einziges Krankenhaus in der Region kann das Brüderkrankenhaus Trier alle Arten von Gefäßerkrankungen der Aorta diagnostizieren und therapieren, sagt Professor Dr. med. Winfried A. Willinek. Der Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Zentrums für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin verweist auf das breite Spektrum an Fachabteilungen, etwa die herzmedizinischen Schwerpunkte mit der Kardiologie und der Herz- und Thoraxchirurgie. Deren sowie die Kompetenz und Erfahrung weiterer Disziplinen werden in dem von drei renommierten Fachgesellschaften zertifizierten Zentrum für Gefäßmedizin gebündelt.

Patient wird in seiner Gesamtheit untersucht

Vom abgestimmten und interdisziplinären Vorgehen profitieren im Besonderen auch Patienten mit einem Aneurysma im Bereich der Bauchschlagader. „Im Schnitt sind diese Betroffenen bei der Diagnose bereits um die 75 Jahre alt“, sagt Professor Dr. med. Detlef Ockert und gibt zu bedenken: Weil mit jedem Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit zunehme, parallel an mehreren Erkrankungen zu leiden, bedürfe es umfassender Diagnostik. Wer etwa an einer erweiterten Bauchschlagader behandelt werden muss, bei dem liegt möglicherweise auch eine beginnende Niereninsuffizienz vor, oder eine Verkalkung der Halsschlagader.

Um aber zu verhindern, dass eine gesundheitliche Gefährdung gebannt wird und sich währenddessen eine andere Bahn bricht, kommt es darauf an, über die akute Diagnose des Aneurysmas hinaus den Patienten in seiner Gesamtheit zu untersuchen. Im Zentrum für Gefäßmedizin erhalten die Betroffenen eine optimale Untersuchung und bestmögliche Behandlung quasi aus einer Hand.

Im Rahmen der Patienteninformationsveranstaltung „Die Hauptschlagader im Zentrum“ referieren die Chefärzte Professor Dr. med. Ivar Friedrich und Dr. med. Karl Eugen Hauptmann zu konservativen, minimalinvasiven und chirurgischen Behandlungsoptionen bei Erkrankungen der herznahen Aorta. Im zweiten Teil werden der Chirurg Oberarzt Dr. med. Ulrich Seider sowie Dr. med. Holger Grell, Geschäftsführender Oberarzt und Sektionsleiter Interventionelle Therapie im Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin über die Therapie von Erkrankungen der Hauptschlagader im Bauch sprechen. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr im Albertus-Magnus-Saal des Brüderkrankenhauses. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

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