Gesundheit Vorsorge und Früherkennung können Leben retten

Patiententag „Aktiv gegen Krebs“ an diesem Samstag im Brüderkrankenhaus Trier

Jedes Jahr erhalten hierzulande rund eine halbe Million Menschen die Diagnose Krebs. Während das Risiko, an einem bösartigen Tumor zu erkranken, zunimmt, wächst zugleich das Wissen um die Bedeutung von Vorsorge und Früherkennung, und auch Diagnostik und Therapie konnten deutlich verbessert werden. Im Rahmen eines Patiententages „Aktiv gegen Krebs“ informieren Experten des Brüderkrankenhauses an diesem Samstag über Dickdarm-, Prostata- und Lungenkrebs.

Es kann jeden treffen: Seit Beginn der 1970er Jahre hat sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Krebs nahezu verdoppelt. Ein wesentlicher Grund für diese Zunahme ist die stetig steigende Lebenserwartung. Doch laut Robert-Koch-Institut ist seit Anfang der 1990er Jahre auch ein anhaltender Rückgang der Krebssterblichkeit zu beobachten; was wiederum zur steigenden Lebenserwartung beigetragen hat. Dass in Deutschland aktuell etwa vier Millionen Menschen leben, bei denen schon einmal ein Tumor entdeckt wurde, zeigt: Die Diagnose Krebs ist längst kein Todesurteil mehr.

Bisweilen haben es die Betroffenen bis zu einem gewissen Punkt auch selbst in der Hand, ob sich ein Karzinom bildet. Beispiel Darmkrebs: Wird bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) eine gutartige Wucherung entdeckt, lässt sich diese meist problemlos abtragen und das Risiko einer Erkrankung so auf nahe Null senken. Denn ein solcher Darmpolyp hätte sich ansonsten symptomfrei und unmerklich zu einem bösartigen Tumor entwickeln können.

Auch deshalb sei es so wichtig, die empfohlene Vorsorgekoloskopie wahrzunehmen, erklärt Professor Dr. med. Christian Kölbel, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin I des Brüderkrankenhauses. Denn auch wenn die Vorstufe zu einem bösartigen Tumor entartet sei, komme es entscheidend darauf an, diesen so früh wie möglich zu diagnostizieren und die notwendige Behandlung einzuleiten. Dass die sogenannten kolorektalen Karzinome mit mehr als 60.000 Neuerkrankungen und rund 26.000 Todesfällen jährlich nach wie vor an der Spitze der Krebsregister stehen, verdeutliche den Handlungsbedarf, erklärt Dr. med. Bernd Bretz, Leiter des Darmzentrums, das Teil des zertifizierten Onkologischen Zentrums am Brüderkrankenhaus ist. In diesem wird die Kompetenz und Expertise mehrerer Fachabteilungen gebündelt, um so den Patienten eine moderne Diagnostik sowie leitliniengerechte und qualitätsgesicherte Therapie zu bieten. Gemeinsam mit externen Kooperationspartnern und niedergelassenen Ärzten bietet das von Dr. med. Heinz Kirchen, Leitender Oberarzt der Abteilung für Innere Medizin I, geleitete Onkologische Zentrum regional und überregional alle Leistungen von der Früherkennung bis zur Nachsorge an.

„Ab zur Vorsorge“ lautet der Appell, den Privatdozent Dr. med. habil. Andreas Neisius an den männlichen Teil der Bevölkerung richtet. Aus gutem Grund: „Rund 95 Prozent aller Prostatakarzinome werden im Rahmen der ab dem 45. Lebensjahr empfohlenen und von den Kassen bezahlten Vorsorgeuntersuchungen entdeckt“, beziffert der Chefarzt der Abteilung für Urologie und Kinderurologie. Männern, bei deren Vater oder Bruder bereits ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde, wird die Vorsorge bereits ab dem 40. Lebensjahr empfohlen. Darauf zu hoffen, dass es genügt, bei ersten Beschwerden den Urologen zu konsultieren, wäre gefährlich. „Das Prostatakarzinom zeigt erst in einem fortgeschrittenen Stadium Symptome wie Beschwerden beim Wasserlassen“, warnt Dr. Neisius und ergänzt: „Oft hat der Krebs dann auch schon metastasiert, eine Heilung ist in diesem Stadium nicht mehr möglich.“

Dass das Prostatakarzinom der häufigste Krebs beim Mann ist, aber „nur“ die dritthäufigste Todesursache unter allen Tumoren, bestätigt den Nutzen von Vorsorge und Früherkennung. Auch bei Diagnostik und Therapie wurden deutliche Fortschritte erzielt. Dr. Neisius nennt beispielhaft die seit 2017 im Brüderkrankenhaus angebotene MRT/Ultraschall-Biopsie: Bei dieser werden MRT-Bilder der Voruntersuchung mit ultraschallgesteuerten Biopsie-Aufnahmen in Echtzeit fusioniert. Auf diese Weise konnte die Treffsicherheit bei Biopsien von zuvor rund 50 auf über 90 Prozent drastisch gesteigert werden, erläutert der Chefarzt und verdeutlicht die Vorteile für den Patienten: eine exaktere Diagnostik ermöglicht es, alle Therapieoptionen auszuschöpfen und den Betroffenen so bestmöglich zu helfen. In einem eigenen interdisziplinären Prostatakarzinomzentrum wird fachübergreifend die Behandlung für jeden Patienten individuell abgestimmt.

Mit dem Prostatakrebs teilt das Bronchialkarzinom die tückische Eigenschaft, dass sich Symptome erst im fortgeschrittenen Stadium zeigen. Die Region Trier zählt bundesweit zu den Gegenden mit den höchsten Lungenkrebsraten. Über die Ursachen für diese regionale Häufung gehen die Meinungen auseinander, doch für die meisten Patienten führt der Weg ins Brüderkrankenhaus. Denn hier werden Expertise und Erfahrung mehrerer Fachabteilungen in einem zertifizierten Lungenkrebszentrum gebündelt. Für den Internisten, Pneumologen und Leiter des Lungenkrebszentrums, Dr. med. Christian Kaes, besteht der wesentliche Vorteil der Einrichtung in einer über Abteilungsgrenzen hinweg koordinierten Untersuchung und Behandlung der Patienten. Jährlich werden im Lungenkrebszentrum etwa 240 Erstdiagnosen gestellt, denen eine ganze Reihe von Untersuchungen vorausgegangen ist: „Wer mit einem undiagnostizierten Tumor zu uns kommt, erhält binnen zwei bis drei Tagen vom Lungenfunktionstest über ein Ultraschall von Bauch und Lymphknoten bis hin zum MRT des Kopfes sowie einer Bronchoskopie sämtliche diagnostischen Leistungen“, erklärt Dr. Kaes. Ambulant durchlaufen die Patienten zudem ein PET-CT. Einmal wöchentlich werden die Befunde in einer Tumorkonferenz besprochen, an der neben Ärzten der Pneumologie auch solche der Hämatoonkologie, Thoraxchirurgie, Strahlentherapie und Pathologie teilnehmen. Gemeinsam wird beraten, welcher Behandlungspfad beim Patienten am meisten Erfolg verspricht.

Wobei „Erfolg“ nicht immer „Heilung“ meint. Ist eine kurative Therapie nicht mehr zielführend, stehen palliative Behandlungsmethoden wie beispielsweise eine wirksame Schmerztherapie zur Verfügung. „Wichtig ist: Wir können für den Patienten in jedem Stadium noch etwas tun, das ihm hilft“, betont Dr. Kaes.

Anders als bei fast allen anderen Krebsarten gibt es beim Lungenkarzinom einen unbestrittenen Hochrisikofaktor: Nikotinkonsum. Wer seine Finger von Zigaretten lässt, senkt sein Erkrankungsrisiko deshalb beträchtlich. Zwar können auch Nichtraucher an einem Bronchialkarzinom erkranken, doch gehen laut Deutscher Krebsgesellschaft rund 90 Prozent aller Diagnosen auf Tabakkonsum zurück. Mehr noch: Der blaue Dunst begünstigt auch die Entstehung zahlreicher anderer Tumorarten! Insgesamt werden rund 15 Prozent aller Krebserkrankungen auf das Rauchen zurückgeführt. Somit sorgt vor, wer es sich abgewöhnt.

ALLE VERANSTALTUNGEN AUF EINEN BLICK

PATIENTENTAG AKTIV GEGEN KREBS

10.03.2018 | 9 - 12 Uhr

Täglich erhalten hierzulande mehr als 1.300 Menschen die Diagnose Krebs. Viele Tumorerkrankungen können inzwischen geheilt werden – vorausgesetzt, die Krankheit wird früh erkannt und entsprechend rasch behandelt. Bei einigen Erkrankungen, etwa dem Dickdarmkrebs, lässt sich der Entstehung sogar vorbeugen, indem Vorstufen eines Karzinoms rechtzeitig entdeckt und entfernt werden. Im Rahmen des Patiententages „Aktiv gegen Krebs“ erläutert Chefarzt Professor Dr. med. Christian Kölbel (Abteilung für Innere Medizin I), wie man der Entstehung eines Dickdarmtumors vorbeugen kann. Anschließend wird sich Chefarzt Privatdozent Dr. med. habil. Andreas Neisius (Abteilung für Urologie und Kinderurologie) mit der Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms befassen. Über die Entstehung von Lungenkrebs berichten schließlich Dr. med. Christian Kaes, Leiter des Lungenkrebszentrums im Brüderkrankenhaus, sowie Dr. med. Martin Lübke (Abteilung für Innere Medizin III).

Nach den Vorträgen besteht Gelegenheit zum Gespräch mit den Referenten sowie weiteren Experten des Onkologischen Zentrums im Brüderkrankenhaus: So wird das Darmzentrum von dessen Leiter Dr. med. Bernd Bretz und seinem Stellvertreter in dieser Funktion, dem Chirurgen Dr. med. Christoph Schuh vertreten. Außerdem werden der Leiter des Uroonkologischen Zentrums II, Sven von Ahn, sowie für das Hirntumorzentrum der Facharzt für Neurochirurgie, Dr. med. Pavol Vnencak, für Fragen zur Verfügung stehen. Auch sind Vertreter mehrerer Selbsthilfegruppen, der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz sowie des Patienten-Informationszentrums (PIZ) vor Ort. Zu den praktischen Angeboten des Patiententages zählen eine Demonstration hochauflösender Videoendoskopie zur Vorsorge, ein Laparoskopie-Simulator und Informationen von Maria Lex vom PIZ zu Möglichkeiten, sich das Rauchen abzugewöhnen.

DIE HAUPTSCHLAGADER IM ZENTRUM

21.03.2018 | 17 Uhr

Die Aorta zählt zu den größten Gefäßen des menschlichen Körpers. Über sie wird das Blut aus der linken Herzkammer in den großen Blutkreislauf geleitet. So versorgt die sogenannte Bauchaorta eine ganze Reihe wichtiger Organe wie Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse, aber auch den Zwölffingerdarm sowie weite Teile des Darms mit Blut. Ihrer Bedeutung entsprechend, wird die Aorta auch als „Hauptschlagader“ bezeichnet. Was im Umkehrschluss jedoch auch bedeutet, dass Erkrankungen dieses Gefäßes weitreichende gesundheitliche Folgen bis hin zum Tod nach sich ziehen können.

Im Rahmen der Veranstaltung „Die Hauptschlagader im Zentrum“ informieren erfahrene Herzspezialisten sowohl über konservative und interventionelle als auch operative Behandlungen der Aortenklappe sowie der herznahen Aorta. In weiteren Expertenvorträgen werden anschließend chirurgische und interventionelle Behandlungsverfahren von Erkrankungen der Bauchschlagader aufgezeigt.

DAS KÜNSTLICHE HÜFTGELENK

22.03.2018 | 18 Uhr

Der Hüftgelenksverschleiß, medizinisch als Coxarthrose bezeichnet, zählt zu den häufigsten Verschleißerkrankungen des Bewegungsapparates. Er betrifft Männer und Frauen im mittleren und höheren Erwachsenenalter, doch Alter allein ist noch kein Grund für eine Coxarthrose. Und selbst wenn man den Tag über hüpfend verbrächte, hielte ein Hüftgelenk dies mühelos aus – vorausgesetzt, es ist intakt und gesund. Doch viele Menschen kämpfen zum Teil seit Kindesbeinen mit Problemen; sei es, weil eine angeborene Fehlstellung vorliegt oder die Gelenke extrem belastet wurden und werden. Kommt es zum Verschleiß, geht der Knorpelabrieb infolge der Beanspruchung des Gelenks schneller vonstatten als die Regeneration in Ruhephasen. Da der Verschleiß anfangs schleichend verläuft, werden die Folgen oft erst spät spürbar. Lassen sich die Beschwerden durch konservative Maßnahmen nicht lindern, wird der Gelenkersatz notwendig.

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