Der vierte Kochabend: Kulinarische Abstecher nach Schweden

Jenny und Norbert verzaubern die Teams an ihrem Abend mit Gerichten aus der Kindheit.

Auf dem Küchentisch liegt ein Stück gebundene Heimat: Jennys Kochbuch aus Schweden. Die 42-Jährige stammt aus Simrishamn, einer südschwedischen Stadt, wo die Menschen in aller Herrgottsfrühe zum Fischen aufs Meer hinausfahren.

Während die gelernte Krankenschwester in ihrer Küche in Trittenheim ausgehöhlte Avocado-Hälften auf weiße Teller verteilt, füllt ihr Mann Norbert draußen die Gläser der Gäste mit Erdbeerbowle. Der 52-Jährige reicht dazu den Gruß aus der Küche, Cantaloupe-Melonenspalten mit Serrano-Schinken und Rinderfilet an Knoblauchbutter umhüllt von Blätterteig - und plauscht mit Hilli und Steffen aus Konz, mit Janine und Franzi aus Daun und mit Richie aus Trierweiler. Richies Kochpartner Udo fehlt am letzten Abend des Kochwettbewerbs von Edeka Südwest und dem Trierischen Volksfreund, eine Erkältung fesselt ihn zum Bedauern aller ans Bett.

Jenny werkelt weiter alleine in der Küche, füllt eine delikate Symbiose aus Avocado-Fruchtfleisch, Lachs, Shrimps, Reis und Gewürzen in die grünen Schiffchen, deren Boden mit Eisbergsalat bedeckt ist. Mit einer gekochten Riesengarnele krönt sie die Vorspeise. Dass Norbert sich auf der Terrasse währenddessen mit den Mitstreitern angeregt unterhält, stört Jenny nicht. "Ich weiß, wenn ich pfeife, dann kommt er", sagt die Hobbyköchin. Schließlich legten beide großen Wert darauf, dass sich jemand um die Gäste kümmere. Wichtig sei ihnen auch, eine Vorspeise zu servieren, die nicht zu mächtig sei. Später sollten die Gäste noch Appetit auf Gang zwei und drei haben. Nachdem die Vorspeise angerichtet ist, stößt die gut gelaunte Gruppe am liebevoll gedeckten Esstisch mit Skâl, dem schwedischen Wort für Prost, miteinander an. Vor dem ersten Bissen zücken wieder alle ihre Handys, um die Köstlichkeit abzulichten.

Alle Zutaten für das Drei-Gänge-Menü haben Norbert und Jenny im E center in Schweich gekauft, dort wo weder Sortiment noch Qualität Wünsche übrig lassen. Am großen Esstisch leeren sich die Avocadoschalen zusehends. "Leicht und erfrischend", schwärmt Hilli. "Daumen hoch, top", ist ein paar Minuten später mehrmals zu hören. Nach dem Auftakt lockt der Sommerabend wieder alle nach draußen. Außer Jenny. Sie geht zum Gefrierschrank und holt das selbstgemachte Zitroneneis hervor. Je eine bereits vorgeformte Kugel gibt sie in Limettenhälften. Dass alles so gut vorbereitet ist und dass sich die Gruppe nun schon besser kennt und blendend versteht, lässt sie gelassen bleiben. "Es ist, als wären Freunde zum Essen da", sagt sie - und "pfeift". Norbert rückt sofort an, um beim Servieren zu helfen. Die gefrorene Überraschung schmeckt nach Dolce Vita, sie soll erfrischen und helfen, die Wartezeit bis zum Hauptgang zu überbrücken. Mit Jennys Tauflöffeln löffelt die Kochfraktion das Eis. Die Löffel seien ihr zufällig wieder in die Hände gefallen, sagt die Gastgeberin. Einen Moment lang schwingt Sentimentalität mit.

Aber für Gefühlsduselei bleibt keine Zeit, Gulasch à la Lundgrens mit schwedischen Ofenkartoffeln fordern volle Aufmerksamkeit. Weil Richies und Udos Ingwer-Möhren-Suppe Franzi zu scharf war, köcheln die Wahl-Trittenheimer der 35-Jährigen aus Daun ein Extra-Gulasch - und Jenny "pfeift" wieder. Norbert eilt herbei, schneidet die geschälten Kartoffeln an, bevor sie mit zerlassener Butter bepinselt und gesalzen im vorgeheizten Backofen verschwinden. Dazu gibt es wie am Kochabend zuvor Bohnen im Speckmantel. "Gut geschmeckt", sagen die meisten hinterher. "Nicht mein Ding", meint Franzi. "Gulasch ist nicht unbedingt ein Essen für die Jahreszeiten", findet Richie. Trotzdem sei der Hauptgang "ein Träumchen", das Lieblingswort des 46-Jährigen, gewesen. "Das würde auch Udo sagen", schiebt Richie hinterher.

Die Gruppe verzieht sich wieder auf die Terrasse, der lauwarme Sommerregen hat zum Umzug unter das Vordach der Garage gezwungen. Jenny bereitet sich aufs Finale vor, schielt nochmals in den Kochklassiker aus Schweden. Denn eine Spezialität aus dem Norden steht wieder auf der selbstgestalteten Menükarte: Schwedischer Apfelstreuselkuchen mit Rosinen, Zimt, Vanilleeis, Vanillesoße und Amarettokugeln. Norbert und Jenny kochen gerne Gerichte aus ihrer Kindheit. "Damit diese nicht abhandenkommen", sagt der Hobbykoch. Allerdings kommt aus der Heimat des Gastgebers, er stammt aus Köln, an diesem Abend nichts auf den Tisch, auch kein Kölsch. Moselwein und Bowle, mit und ohne Alkohol, schmecken zu köstlich. Jenny füllt derweil die Dessertteller für den Süßhunger danach. Ein Nachtisch gehört zum Wettbewerb und geht immer.

Nach Runde drei des Schlemmens sind die Gäste der Meinung, dass die schwedische Süßspeise zwar lecker sei, aber nicht zur Sommerlaune passe. "Ein bisschen weihnachtlich", meint Hilli und erntet die Zustimmung der anderen. Richie bilanziert am Ende des Kochabends: "Sehr lecker, aber eine richtig deftige Geschichte. Schwere Sache für die Jahreszeit." Während man in Deutschland mit warmem Apfelstreuselkuchen eher Winterliches verbinde, essen die Schweden ihn auch im Sommer, rechtfertigt Jenny die Wahl. Andere Länder, andere Gepflogenheiten. Das Menü sei zu gewöhnlich, meint das weibliche Kochduo. Ein dickes Lob von allen erhalten Norbert und Jenny für ihre Aufmerksamkeit und die Gastfreundschaft.

Noch einmal treffen sich die Kochteams - hoffentlich wieder mit Udo - im Landhaus St. Urban. Dort werden sie vom Sternekoch Harald Rüssel höchstpersönlich bekocht und dürfen ihm sogar in die Töpfe schauen. Zudem wird am Ende eines sicherlich ohnehin schon spannenden Abends das Ergebnis des Kochwettbewerbs bekannt gegeben. Nach jedem Abend haben die Teams den jeweiligen Gastgeber mit Punkten von eins bis zehn bewertet. Wer hat wohl die meisten Punkte eingeheimst?

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