Tipps zur Früherkennung von Brustkrebs

Gibt es vorbeugende Maßnahmen gegen Brustkrebs?

Gegen das Auftreten von Brustkrebs gibt es leider keine wirklich wirksamen Mittel, wie z.B. Nichtrauchen, um Lungenkrebs drastisch zu vermindern. Ausnahme ist die prophylaktische beidseitige Brustentfernung in speziell gelagerten Fällen (siehe z.B. Angelina Jolie). Etwa ab dem 40. Lebensjahr steigt die Neuerkrankungsrate an Brustkrebs auf knapp 3 von 1000 Frauen pro Jahr an, und bleibt dann lebenslang auf diesem Niveau. Dieses für eine Krebserkrankung hohe Risiko kann man nur in geringem Maße vermindern, in jungen Jahren durch längeres Stillen, in gereifterem Alter durch Verzicht auf weibliche Hormone gegen Wechseljahrbeschwerden, Vermeidung von Übergewicht und viel Bewegung; letztere Maßnahmen wirken sich auch günstig aus bei anderen Krebsarten und natürlich bei Herz- und Kreislauferkrankungen.
Da der Brustkrebs also häufig und schicksalhaft auftritt, bleibt nur die Früherkennung, um ihn - wenn er denn schon auftritt - möglichst erfolgreich zu behandeln:

Welche Methode zur Früherkennung ist zu empfehlen?

Die "perfekte" Methode gibt es leider nicht, das gilt für alle Methoden, die Mammographie, den Ultraschall und die Tastuntersuchung, aber auch für die Kernspintomographie/MR-Mammographie. Am besten durch große bevölkerungsbezogene Studien (vor allem in den Niederlanden, Großbritannien, Norwegen und Schweden) gesichert ist die Früherkennung durch die Mammographie, das "Mammographie Screening". Durch das Screening könnten in der Größenordnung so viele Frauen vor dem Tod an Brustkrebs gerettet werden, wie es in der Bundesrepublik Verkehrstote gibt! Ab 2018 werden auch die tatsächlichen Zahlen aus dem deutschen Mammographie-Screening-Programm vorliegen, so dass dann der Expertenstreit über die erzielbaren Effekte beendet sein dürfte. Bereits heute haben die Teilnehmerinnen am Screening-Programm günstigere Tumorstadien als Nicht-Teilnehmerinnen und profitieren häufiger von schonenderen Therapien, wie brusterhaltende Operationen, weniger Lymphknotenentfernungen und weniger Chemotherapien. Im frühen Stadium I unterscheidet sich die Lebenserwartung nicht von der gleichaltriger Frauen ohne Brustkrebs, d.h. diese Frauen sind definitiv geheilt.

Wer sollte sich untersuchen lassen?

Alle Frauen ab 50 Jahren. In diesem Alter beginnt auch das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening-Programm mit einer automatischer zweijährlicher Einladung und bei freiwilliger Teilnahme. Da der Brustkrebs aber im Alter zwischen 40 und 50 Jahren deutlich häufiger wird, und im Extremfall schon ab 20 auftreten kann (wie selten auch bei Männern!) sollten Sie sich über Ihre individuellen Risikofaktoren klar werden, sich informieren und beraten lassen, z.B. bei Ihrem Frauenarzt, evtl. auch bei einem Humangenetiker, um ggf. Ihr "individuelles Früherkennungsschema" festzulegen.
Daher mein persönlicher Rat: nehmen Sie regelmäßig teil am Mammographie Screening (trotz möglicher Nachteile, s.u.), lassen Sie regelmäßig eine Ultraschall-Untersuchung durchführen, insbesondere wenn Sie - anlagebedingt - eine hohe Brustdichte (ACR-Grade 3 und 4) haben (auch wenn die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten meist nicht übernehmen), und gehen Sie regelmäßig zur Untersuchung zu Ihrem Frauenarzt/Frauenärztin, insbesondere, wenn Sie Veränderungen an Ihrer Brust bemerkt haben. Manchmal kommt man erst durch die Kombination der Verfahren dem frühen Krebs auf die Spur.

Gibt es Nachteile der Früherkennung?

Ja, grundsätzlich gibt es bei jeder Art der Früherkennung auch Nachteile, die man bedenken muss und minimieren sollte. Am häufigsten genannt werden der "falsche Alarm" und die Möglichkeit der "Überdiagnose". Im Screening werden von 100 untersuchten Frauen etwa 5 nochmals einbestellt, um einen korrekten, "richtigen", aber unklaren Befund mit weiteren Methoden abzuklären.
Auch der Begriff "Überdiagnose" ist sehr unglücklich gewählt, da ein Laie befürchtet, dass Diagnosen gestellt werden, die es gar nicht gibt oder gravierender sind als sonst anzunehmen; beides stimmt aber nicht! Die "Überdiagnose" gibt eine statistische Wahrscheinlichkeit an, dass die Krankheit ohne Früherkennung zu Lebzeiten der Frau ihr keine Beschwerden gemacht hätte, sie also an etwas anderem als Brustkrebs verstorben ist. Beispiel: wenn im Screening eine Brustkrebs entdeckt - und auch erfolgreich behandelt - wird, und diese Frau stirbt einen Monat später an einem Herzinfarkt, dann ist dieser Brustkrebs eine "Überdiagnose", obwohl die Diagnose völlig korrekt ist, das Stadium richtig und die Erkrankung potentiell lebensbedrohlich war.
Die beiden o.g. Problematiken sind prinzipiell nicht zu vermeiden und gelten für jede Art der Früherkennung, also auch mit anderen Methoden und bei anderen Erkrankungen.

Wenn Sie Bedenken wegen der Nachteile haben: informieren Sie sich aus seriösen Quellen! Leider kann gerade im Internet niemand daran gehindert werden, auch den größten Unsinn "zu posten". Gute und reichhaltige Quellen sind z.B. der Krebsinformationsdienst am DKFZ Heidelberg: www.krebsinformationsdienst.de , Tel. 0800 - 420 30 40, oder die Seite: www.mammo-programm.de, die viele gut verständliche Informationen bereit hält. Informieren Sie sich und entscheiden Sie für sich!

Würden Sie das Mammographie Screening auch Ihrer eigenen Frau empfehlen?

Ja, das habe ich bereits. Sie nimmt regelmäßig teil.

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