ANZEIGE ARD Das Erste "ttt - titel thesen temperamente" (hr) / am Sonntag, 8. Mai 2022, um 23:20 Uhr

München (ots) · Die geplanten Themen:

 ARD ttt - titel thesen temperamente, sonntags um 23:05 Uhr im Ersten.
Max Moor gibt Informationen über aktuelle Ereignisse und wichtige Trends im deutschen und internationalen Kulturleben. ttt stellt Künstler aller Genres in den Mittelpunkt der Betrachtung, macht Kunst optisch erfahrbar, zeigt Zusammenhänge auf und stellt den Wettstreit der Meinungen in der Kulturszene dar.
© ARD/Herby Sachs - honorarfrei, Verwendung nur im Zusammenhang mit o.g. Sendung bei Nennung: "Bild: ARD/Herby Sachs" (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/59004302, Fax089/5501259 / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/6694 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke unter Beachtung ggf. genannter Nutzungsbedingungen honorarfrei. Veröffentlichung bitte mit Bildrechte-Hinweis.

ARD ttt - titel thesen temperamente, sonntags um 23:05 Uhr im Ersten. Max Moor gibt Informationen über aktuelle Ereignisse und wichtige Trends im deutschen und internationalen Kulturleben. ttt stellt Künstler aller Genres in den Mittelpunkt der Betrachtung, macht Kunst optisch erfahrbar, zeigt Zusammenhänge auf und stellt den Wettstreit der Meinungen in der Kulturszene dar. © ARD/Herby Sachs - honorarfrei, Verwendung nur im Zusammenhang mit o.g. Sendung bei Nennung: "Bild: ARD/Herby Sachs" (S2). ARD Programmdirektion/Bildredaktion, Tel. 089/59004302, Fax089/5501259 / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/6694 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke unter Beachtung ggf. genannter Nutzungsbedingungen honorarfrei. Veröffentlichung bitte mit Bildrechte-Hinweis.

Foto: ARD/Herby Sachs

Die Rückkehr des Faschismus - Paul Mason über die neuen Formen eines alten Schreckens

Lange wurde der Faschismus vor allem als ein Phänomen einer bestimmten Epoche, als Reaktion auf ganz bestimmte Ereignisse des 20. Jahrhunderts verstanden, manchmal sogar mit dem Wesen eines bestimmen Volkes verbunden, dem deutschen. Wer in den siebziger Jahren "Nie wieder!" rief, meinte damit kein zu erreichendes Ziel, sondern einfach eine Tatsache. Der Schrecken des Faschismus war Geschichte. Dass er zurückkehrt: unvorstellbar.

Ein Irrtum, sagt der britische Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und Aktivist Paul Mason. In seinem neuen, so bedrückenden wie beeindruckenden Buch "Faschismus. Und wie man ihn stoppt" fordert Mason scheinbar unabhängige Entwicklungen überall auf der Welt als Teil eines globalen Phänomens zu lesen: Wenn in Indien Attacken und Mordanschläge auf die 200 Millionen Muslime des Landes fast alltäglich und die rechten Lynchmobs dabei befeuert und legitimiert werden durch die Regierungspartei von Premierminister Narendra Modi, die in ihrer hindunationalistischen Propaganda offen von einer "Homogenisierung" des Hindu-Volkskörpers fabuliert; Wenn in Brasilien unter Jair Bolsonaro rechte Angriffe auf den Obersten Gerichtshof still toleriert werden; Wenn in den USA, wo ein grölender Mob das Weiße Haus erstürmt, um, angestachelt von Donald Trump selbst, dessen Abwahl zu verhindern und dieser jetzt seine nicht unwahrscheinliche Rückkehr vorbereitet und dabei mit dem Narrativ der "Großen Auswechslung" der Weißen durch Schwarze und Hispanics arbeitet - dann sind das für Paul Mason vorfaschistische Bewegungen, die den Weg in entsprechende Systemumstürze ebnen könnten. Anschläge von vermeintlichen Einzeltätern wie in Christchurch auf Moscheen oder auf die Synagoge in Halle sollen den faschistischen Mythos nähren, dass wir uns in einem Krieg befinden und dass ein Umsturz möglich und eventuell sogar nahe ist. Hinzu kommt, dass, wie Mason belegt, in der Hälfte der industrialisierten Staaten die Qualität der Demokratie in den vergangenen 15 Jahren gesunken ist - etwa bei der Meinungs- und Religionsfreiheit.

Der Faschismus konnte zurückkehren, sagt Mason, weil ein anderes Glaubenssystem in die Krise geraten ist: die Ideologie des freien Marktes. Aber für Mason sind es nicht einfach die immer zahlreicher werdenden Verlierer des Hyper-Kapitalismus, die Opfer der wachsenden Ungleichheit, die Arbeitslosen, die prekär-Lebenden, die sich jetzt aus Wut den neuen Faschisten und ihren Wegbereitern zuwenden. Nein, es seien gerade auch die Gewinner dieses Systems, die Reichen und Superreichen, die sich von Demokratie und Liberalismus abwenden. Mason sieht in dem neoliberalen, libertären Denken, wie ihn etwa der Paypal-Milliardär Peter Thiel, aber auch viele andere Silicon Valley-Größen pflegten, eine "Pipeline" zum Faschismus. Nach den Erschütterungen der Finanzkrise 2008 aber auch der Corona-Krise würden viele Milliardäre von "royalen" Führerfiguren träumen, die diese neuen Aristokraten schützen und den Staat autoritär zu ihrem Vorteil führen. Peter Thiel verkündete bereits 2009, dass Demokratien und Freiheit nicht kompatibel seien. Das Ende der Demokratie sei angebrochen.

In Russland, sagt Mason, könne man gerade erleben, wie die letzten Reste von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit beseitigt werden und gewaltsam ein monokultureller Ethnostaat errichtet werden soll. Putins Regime verknüpfe faschistische Attribute mit völkermörderischem Handeln in der Ukraine, sagt Mason. Deswegen ist seine klare Haltung: Liefert Waffen an die Ukraine! Die Demokraten müssten sich zusammenschließen und wehrhaft sein, um den Faschismus zurückzudrängen.

"ttt" hat Paul Mason in London zum Interview getroffen und ihn zu einer Ukraine-Demo vor der Russischen Botschaft begleitet.

Die weiteren Themen der Sendung:

- Schlager statt Protestsongs - Über das politische Leben des Roland Kaiser

- Ein Versuch, die Welt zu retten - Sibylle Bergs Mammutroman "RCE"

- Heavy Metal Gottesdienst - Die Band Ghost und ihr neues Album "Impera"

Moderation: Max Moor

"ttt - titel thesen temperamente" ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar.

Im Internet unter www.DasErste.de/ttt

Redaktion: David Gern, Ulrike Bremer (hr)

Pressekontakt:

Presse und Information Das Erste E-Mail: presse.daserste@ard.de

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