Premiere mit "Gospels and more"

PÖLICH. Dünn gesät sind die Gruppen, Vereine oder Insti-tutionen, in denen Männer heutzutage noch Hahn im Korb sind. Da haben es die zwei Herren im Chor "Surpri-sing Voices" in Pölich gut. Die beiden singen mit 24 Frauen.

Vor gerade mal einem Jahr aus der Taufe gehoben, hat der Pölicher Chor mit dem Namen "Surprising Voices" inzwischen 26 Mitglieder. Die Bilanz könne sich doch sehen lassen, lobt Chorsprecherin Katrin Gollmer die Anstrengungen. Aber bei der derzeitigen Situation will es der Chor nicht bewenden lassen. Bewusster Verzicht auf Vereinsstrukturen

"Wir fänden es schön, wenn sich noch mehr Frauen und Männer für unseren Chorgesang begeistern könnten", wirbt Katrin Gollmer bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Die junge Frau hat die Organisation im und um den Chor in die Hand genommen, denn auf die klassi-schen Strukturen eines Vereins mit Vorsitzenden, Vorstand und so weiter verzichten die Hobby-Sänger absichtlich. Es müsste auch so funktionieren, sind sich die Sänger einig. Mit 24 Frauen und zwei Männern ist das vermeintlich starke Geschlecht ganz klar in der Minderheit. Was Patrick Klein und Mohan Esapathi (Bass und Tenor) aber nicht stört. Die klare Unterzahl bedeutet andererseits: Beide Herren werden von den weiblichen Chormitgliedern "gehegt und gepflegt", denn die Frauen wissen, was sie an den Männerstimmen haben. Die Stimmlage Tenor wird von zwei Frauen verstärkt. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des vergangenen Jahres", bilanziert Katrin Gollmer, in dem es schon kleinere, zaghafte Auftritte gegeben hatte - meist mit privatem Charakter. Gut vorbereitet wagt sich der Chor nun vor das Publikum: Am Freitag, 3. Juni, 20 Uhr, steht der erste ganz große Auftritt in der Öffentlichkeit bevor. Die "Surprising Voices" gestalten ein Konzert in der St. Andreas-Pfarrkirche. Mit "Gospels and more" wirbt das eigens für das Ereignis gestaltete Plakat. Katrin Gollmer stammt aus Hannover und ist evangelisch. Die meisten Chormitglieder hingegen gehören dem katholischen Glauben an. "Die Konfession spielt bei uns keine Rolle", weil der Chor keine rein geistliche Ausrichtung habe. Auf gar keinen Fall möchte man in Konkurrenz zum heimischen Kirchenchor treten. Eher das Gegenteil sei beabsichtigt: Der Kirchenchor habe erlaubt, sein E-Piano bei den Proben zu benutzen. Auch das ist möglich: Die Proben des neuen Chors finden im Pfarrgemeindehaus statt. Chor ist nach allen Seiten offen

Vielleicht ergebe sich die Möglichkeit, einmal etwas gemeinsam zu machen, bietet Katrin Gollmer an. Zum bevorzugten Liedgut gehören amerikanische wie auch afrikanische Spirituals und Gospels sowie internationale, weltliche Lieder. Da dürfen dann durchaus Songs von den Beatles oder französische Chansons vorkommen. Der Chor sei nach allen Seiten offen, sagt Chorleiterin Claudia Schneider. Sie erlebte, wie schnell "frau" an ein verantwortungsvolles Amt geraten kann. Zum Gründungstreffen ging die an der Grundschule in Dreis beschäftigte Lehrerin ganz unbedarft: "Ich habe großen Spaß an dieser Art zu singen." Soweit, so gut. Da sich bei den Gründungsformalitäten ganz zwangsläufig die Frage nach einer Chorleiterin stellte, fiel die Wahl sehr schnell auf die gebürtige Nord-Saarländerin. "So schnell kann's gehen", sagt die Chorleiterin schmunzelnd. Sie habe ihren Schritt nicht bereut. Ihr Ziel: "Den Chor Schritt für Schritt an ein hohes musikalisches Niveau heranführen, aber nichts übereilen." Ganz tierisch ernst geht es bei den Chor-Treffen nie zu: "Wir gehen oft von unseren Proben mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause", beschreibt Anja Schu, zuständig für administrative Dinge, die "entspannte Stimmung und Atmosphäre im Chor".

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