Berlin 45 Minuten Stille

Berlin · Die von vielen Anhängern verhassten Montagsspiele in der Fußball-Bundesliga soll es ab der Saison 2021/22 nicht mehr geben. Protestiert wird an diesem Wochenende trotzdem.

 Derbe Sprache, klare Botschaft: Viele Fußball-Fans – wie hier die Anhänger von Werder Bremen – wehren sich gegen eine dem Bezahlfernsehen zugutekommende Aufsplittung der Spieltage.

Derbe Sprache, klare Botschaft: Viele Fußball-Fans – wie hier die Anhänger von Werder Bremen – wehren sich gegen eine dem Bezahlfernsehen zugutekommende Aufsplittung der Spieltage.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

45 Minuten Stille: Obwohl sich die Bundesliga-Clubs auf eine Abschaffung der Montagsspiele geeinigt haben, wollen viele Fans auch an diesem Wochenende in den Fußball-Stadien wieder mit einem Stimmungsboykott gegen ungeliebte Anstoßzeiten protestieren. Ziel erreicht? „Pustekuchen!“, schreiben sie. Doch was wollen die Fans konkret?

Der Protest an diesem Spieltag, an dem mit der Partie des 1. FC Nürnberg gegen Bayer Leverkusen das erste Bundesliga-Montagsspiel der laufenden Saison stattfindet, richtet sich gegen Montagsspiele in allen Ligen. Vergangene Aktionen seien nur so öffentlichkeitswirksam gewesen, weil sie auch von den unteren Spielklassen mitgetragen wurden, heißt es in einem Statement, das von zahlreichen Fanszenen quer durch die Ligen veröffentlicht wurde. Solidarität lautet das Motto. Die Fans der Erstligisten wollen sich weiter auch für die anderen Ligen einsetzen: „Holen wir uns den Fußball zurück – von der ersten bis zur letzten Liga!“

Doch selbst wenn – was ziemlich unwahrscheinlich erscheint – der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Kooperation mit den Vereinen tatsächlich alle Montagsspiele abschaffen würden, wäre das wohl nicht das Ende aller Fan-Proteste.

Die Montagsspiele sind nur eines von vielen Themen, die in den Fanszenen diskutiert werden. Über allen steht ein zentrales Bedürfnis: „Es geht den Fans in erster Linie um Mitbestimmung. Darum, dass sie ernst genommen und in Entscheidungen miteinbezogen werden“, erklärt Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS).

Zwar wurde im Sommer ein Dialog mit DFB und DFL von einem Fan-Zusammenschluss abgebrochen, doch auf lokaler Ebene wird weiter debattiert. „Wir sind auf einem guten Weg und müssen den weitergehen. Das geht aber nicht von heute auf morgen: Das Vertrauen aufzubauen und das nachzuholen, was man in den letzten 15 Jahren verpasst hat“, sagt Gabriel.

Manche Themen birgen große Brisanz. Durch den Einsatz verbotener Bengalos und Böller bringen einige Anhänger ganze Fangruppen immer wieder in Verruf. Auf der anderen Seite sorgen Vorschläge wie jener des hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU), Pyrotechnik in Stadien oder auf Demonstrationen künftig mit Haft zu bestrafen, für Kopfschütteln – nicht nur bei den Fans.

Aus Sicht von Gabriel sind die Fan-Proteste „Angebote“. „Ich würde mir wünschen, dass die Angebote von den Vereinen und Verbänden öfter angenommen werden und diese sich mit den Themen der Fans auseinandersetzen“, sagt er. DFB-Präsident Reinhard Grindel rief die Fans bereits dazu auf, wieder in den abgebrochenen Dialog mit den Verbänden einzutreten.

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