Düdelingen Der Spielführer als  Kurzzeit-Profi

Düdelingen · Fußball: Das Abenteuer Europa League endet für den F 91 Düdelingen am heutigen Donnerstag mit dem Heimspiel gegen Betis Sevilla. Tom Schnell, der Kapitän des Luxemburger Außenseiters, blickt auf ereignisreiche Monate zurück. Demnächst hat ihn der Alltag wieder. Auch beruflich.

 Tom Schnell (links) blickt auf packende Duelle mit dem F91 Düdelingen gegen europäische Spitzenclubs zurück.

Tom Schnell (links) blickt auf packende Duelle mit dem F91 Düdelingen gegen europäische Spitzenclubs zurück.

Foto: Paul Krier

Im Herbst seiner Laufbahn geht es für den 33-jährigen Tom Schnell noch einmal in die Vollen: Erst die sensationell anmutende Qualifikation für die Gruppenphase der Europa-League, dann die Duelle mit so klangvollen Namen wie dem AC Mailand, Olympiakos Piräus und Betis Sevilla. Das heutige Heimspiel des F91 Düdelingen gegen die Spanier (21 Uhr, Stade Josy Barthel) bildet den Abschluss der für den Luxemburger Meister so aufregenden Wochen. Abwehrrecke Schnell schwärmt von den Begegnungen mit dem argentinischen Topstürmer in Milan-Diensten, Gonzalo Higuain, und „von der gigantischen Atmosphäre, die sich uns gerade im Hinspiel in Sevilla geboten hat“. Während Betis vor dem finalen Match schon durch ist, sind die vom Rivenicher Dino Toppmöller trainierten Düdelinger erwartungsgemäß bereits ausgeschieden und stehen noch ohne Punkt da. „Uns war bereits im Vorfeld bewusst, dass wir uns da auf verdammt hohem Niveau bewegen“, sagt Schnell. So richtig untergegangen ist der F91 nur im Auswärtsspiel in Piräus (1:5). „Das anschließende Spiel in Mailand war dann aber eine Reaktion von uns“, blickt der Defensivspezialist durchaus mit Stolz auf die 2:5-Niederlage im Giuseppe-Meazza-Stadion zurück. Immerhin führte Düdelingen kurz nach der Pause noch mit 2:1, ehe der AC zurückschlug.

So weit gekommen zu sein, verbindet Schnell auch eng mit Trainer  Toppmöller: „Er ist vor zweieinhalb Jahren hier mit dem Ziel angetreten, die Gruppenphase eines internationalen Wettbewerbs zu erreichen. Mit unglaublich viel Akribie und Sachverstand hat er uns weiterentwickelt.“

Nach dem abschließenden Auftritt auf der internationalen Bühne taucht gerade Schnell wieder in den Alltag ein – fußballerisch können sich seine Teamkollegen und er wieder auf die Meisterschaft in der BGL-Ligue und den Landespokal fokussieren („Wir wollen beides gewinnen“). Um sich auf die erhöhten Anforderungen mit den internationalen Aufgaben zu konzentrieren, hatte er sich ab 1. Oktober von seinem Arbeitgeber, der Gemeinde Luxemburg, auf Kosten des F91, der das Gehalt übernahm, freistellen lassen. Im Januar wird er nun wieder Tag für Tag als Lagerist im Sportamt tätig sein. Die insgesamt rund drei Monate als Profi genießt er noch. Andererseits war es auch ein Stück weit notwendig: „So konnte ich in den vielen englischen Wochen einfach besser regenerieren. Da musst du morgens auch mal länger schlafen, um wieder Kraft zu tanken.“

Schnell, der es von 2005 bis ’16 auf 47 Länderspiele gebracht hat, zählt zu den wenigen Stammspielern im F91-Kader, die noch einer Arbeit nachgehen. Für ihn ist die Zukunft nach dem Ende der Laufbahn als Fußballer so bereits geklärt. In ganz jungen Jahren wollte er über Eintracht Trier den Sprung in den deutschen Profifußball schaffen. 2004/05 stand er in Diensten des damaligen Zweitbundesligisten, kam aber seinerzeit nie über Einsätze in der zweiten Mannschaft, die am Ende jener Saison Rheinlandmeister wurde, hinaus. „Der Unterschied war dann doch zu groß, das Vertrauen vielleicht auch nicht so da.“ Im Training unter Paul Linz und an der Seite von früheren Bundesligaprofis wie Harry Koch, aber auch unter Jürgen Roth-Leben­stedt als Coach der zweiten Mannschaft habe er in dem einen Jahr in Trier aber doch jede Menge gelernt.

Wie man aber auch im kleinen Luxemburg und sogar weit darüberhinaus große Erfolge feiern kann, bewies Tom Schnell nun mit dem F91 Düdelingen in der Europa-League – und das auch noch im gesetzten Fußball­alter.

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